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Siebentes Kapitel.

In die See stach jetzo wieder unser Herr, der Admiral.
Mit den hochbeherzten Rittern und den Kapitänen gut;
Auch der wackere Graf von Esser, unser braver General,
Wollt' ihn diesesmal begleiten durch des Meeres salz'ge Fluth.

Rasch zu Plymuth wurden Schiffe auf die hohe See gebracht,
Schiffe, wie man unter Segeln niemals schönere geseh'n;
Stolze Feinde, laßt das Prahlen, müßt euch nehmen wohl in Acht,
Seht ihr uns're hellen Farben, seht ihr uns're Flaggen wehn?

Alte Ballade, 1596.

 

Viel und mannigfaltig waren die Fragen, welche unser kleiner Held in Beziehung auf das Schicksal seiner Eltern Adams und Andern vorlegte. Alles Nähere, was er darüber erfahren konnte, beschränkte sich darauf, daß beide todt wären; denn, zur Ehre der Menschheit sei es gesagt, unter der ganzen Schiffsmannschaft, die aus mehreren Hunderten bestand, fand sich nicht Einer, der die Grausamkeit gehabt hätte, dem Kinde zu sagen, daß sein Vater gehängt worden sei. Es mag dem Leser vielleicht sonderbar erscheinen, daß das Kind, da es doch am Morgen der Hinrichtung zugegen gewesen, nichts von dem Vorgange bemerkt haben sollte; allein es hatte früher noch nie eine Hinrichtung mit angesehen und wußte daher von dem ganzen Verlauf der Sache nichts Klares. Alles, was der Kleine wußte, bestand darin, daß sein Vater mit einer Nachtmütze auf dem Halbdeck gestanden und ihm gesagt habe, daß er schlafen gehe. Der Tod seiner Mutter, deren Leichnam ihm zu sehen nicht gestattet wurde, war eben so rätselhaft für ihn, und das Geheimnißvolle, worein diese Vorfälle gehüllt waren, trug nicht wenig dazu bei, das Kind zu verwirren, welches, wie ich oben angegeben habe, seinen natürlichen Anlagen und seiner eigenthümlichen Erziehung zur Folge weit mehr nachzudenken pflegte, als man bei Kindern gewohnt ist.

Adams kehrte freudig zu seinem kleinen Pflegesohne zurück. Er hatte jetzt ein Recht, das Kind zu adoptiren und als sein eigenes zu betrachten. Auf dem Schiffe war der Knabe Gegenstand einer so allgemeinen Theilnahme, daß nicht nur viele von den Gemeinen, sondern auch von den Offizieren ihn bereitwillig zu sich genommen und aufgezogen hätten. Nach allgemeiner Verabredung wurde der Name seines Vaters niemals erwähnt, zumal da Adams die Offiziere und die Mannschaft in Kenntniß setzte, daß Peters ein von dem Vater des Kindes nur angenommener und ein Zahlmeisters Name gewesen; daß aber der Geistliche, der ihm dieses mitgetheilt, den wahren Namen, den das Kind zu führen berechtigt sei, noch geheim halte. Da nun unser kleiner Held nicht blos eltern-, sondern auch namenlos war, so wurde er von Adams umgetauft und erhielt den Beinamen: Königs-Eigen, den ihm auch in der Folge sowohl die Offiziere, als die Mannschaft neben seinem Taufnamen Willy gaben.

Die menschliche Seele hat von der nie irrenden göttlichen Weisheit eine Spannkraft empfangen, die uns befähigt, wenn wir auch durch das Unglück noch so sehr niedergedrückt sind, nach einiger Zeit unsere Heiterkeit wieder zu erlangen und uns in die Beschlüsse des Himmels zu ergeben. Sie tröstet die Wittwe, sie erhält den unglücklichen Liebenden aufrecht, der sich lange täuschenden Hoffnungen hingegeben, sie söhnt das liebende und verlassene Mädchen, welchem das Herz brechen möchte, mit seinem Lose beinahe wieder aus.

So ungewöhnlich niedergedrückt auch Willy durch den Verlust derer war, an denen er von seiner Geburt an so zärtlich gehangen, so kehrte doch nach Verfluß weniger Monate seine gewöhnliche lebensfrische Fröhlichkeit wieder zurück, und abermals spielten Grübchen in seinen Wangen, wenn sein glänzendes Auge unter den langen Wimpern hervorstrahlte. Er gewann den alten Quartiermeister sehr lieb, verließ ihn selten, schlief in seiner Hängematte, stand, wenn er auf dem Verdecke sich am Steuerruder befand, neben ihm und lauschte den Geschichten des guten Alten, der ihn bald lesen und schreiben lehrte. So vergingen drei Jahre seines Lebens und er hatte jetzt das neunte seines Alters erreicht.

Nach einem langen einförmigen Blokadedienst erhielt das Schiff den Befehl, die Flagge eines Kommodore aufzuhissen, der das Kommando einer Expedition nach der Westküste von Frankreich übernehmen sollte, um eine Diversion zu Gunsten der Vendé-Chefs zu machen. Kapitän A., sei es nun, daß er es nicht über's Herz bringen konnte, einen höheren Offizier an Bord seines Schiffes zu sehen, oder daß er kein sonderlicher Freund von dem Dienste war, zu dem man dasselbe bestimmt hatte, erhielt zur großen Freude der Offiziere und der Mannschaft die Erlaubniß, sein Schiff auf einige Monate verlassen zu dürfen, um seine Gesundheit wieder herzustellen, und an seinen Platz kam unterdessen ein Kapitän von anerkanntem Verdienste.

Das Geschwader der Kriegs- und Transportschiffe war beisammen, die Kommodoreflagge aufgehißt und die Expedition segelte mit ganz geheimen Befehlen ab, die, wie gewöhnlich, nicht nur Jedermann in England, sondern auch dem Feinde so wohl bekannt waren, als denen, die sie gegeben hatten. Es ist ein charakteristischer Zug unserer Nation, daß wir es verschmähen, durch Geheimhaltung unserer Pläne irgend einen unredlichen Vortheil oder ein Uebergewicht über andere zu erlangen. Wir ahmen darin dem englischen Matrosen nach, der, nachdem er in ein Fort eindrang, einem spanischen Offiziere ohne Säbel begegnete, während er selbst zwei bei sich führte. Augenblicklich gab er dem Spanier einen davon, damit sie ehrlich fechten könnten.

Dieß ist zwar edel, aber nicht weise. Ich glaube jedoch, daß dieser Mangel an Geheimhaltung daraus entsteht, daß bei uns alle Sachen von Wichtigkeit durch Kabinetsberathungen in Ordnung gebracht werden. Bei vielen Räthen mag Weisheit sein, aber sicher keine Verschwiegenheit. Zwanzig Männer haben gewöhnlich zwanzig Weiber, und es ist daher zwanzig gegen Eins zu wetten, daß das Geheimniß durch diesen Kanal auskömmt; ferner haben zwanzig Männer zwanzig Zungen, und so sehr wir uns auch beklagen, daß Weiber nichts geheim halten können, so möchte ich doch glauben, daß der nämliche Vorwurf den Männern eben so sehr, wo nicht noch mehr als den Weibern gemacht werden kann. Mit einem Worte, Geheimniß gleicht einer Wette von vierzig gegen Eins, was, wie Jeder eingestehen muß, ein bedeutender Abstand ist.

Als das Geschwader den Angriffspunkt erreicht hatte, verlor man noch einige Tage, wahrscheinlich nach demselben großmüthigen Prinzipe, um dem Feinde die nöthige Zeit zur Vorbereitung zu lassen. Es waren Landtruppen eingeschifft in der Absicht, sie an's Land zu setzen und so einen doppelten Angriff zu machen. Kombinirte Expeditionen geben immer mehr Anlaß zur Zögerung, wo nicht gar zu Meinungsverschiedenheiten unter den Offizieren. Ein Kommandant von Landsoldaten, der, wenn er einmal gelandet, in seinen Bewegungen eben so entschieden wäre, wie Lord Wellington selbst, lege bei weitem nicht die gleiche Entschlossenheit an den Tag, wenn er auf einem ihm fremdem Elemente sich befindet. In Folge seiner eigenthümlichen Stellung an Bord – indem seine Offiziere und Soldaten in verschiedenen Schiffen vertheilt sind – bei den scheinbaren Schwierigkeiten der Ausschiffung, die Leute vom Lande größer vorkommen, während Matrosen sie gering achten und sie leicht heben – bei der großen Verantwortlichkeit, die er vorzugsweise in einer Lage fühlt, wo er sich auf die Hülfe Anderer verlassen muß und seine eigenen Streitkräfte, die er, so groß sie auch sein mögen, nicht gehörig anwenden kann – wird er nicht ohne vieles Bedenken über die zu ergreifenden Maßregeln sich aussprechen, obgleich es gewöhnlich der Fall ist, daß der vom Schiffskommandanten gleich im Anfang ausgesprochene Rath zuletzt angenommen wird. Wo das erforderliche Korps nicht sehr stark zu sein braucht, sollte man immer nur Seesoldaten verwenden und sie unter die Leitung des Schiffskommandanten stellen.

Nach dreitägiger Erörterung der Pro's und Contra's hatte der Feind seine letzte Batterie zu Stande gebracht, und da ein längerer Aufschub keinen vernünftigen Entschuldigungsgrund mehr finden konnte, so ging endlich die Ausschiffung vor sich, ohne bedeutenden Verlust auf unserer Seite, ausgenommen, daß ein Langboot, welches das – Regiment führte, von dem feindlichen Geschütze zerschmettert wurde. Als die Soldaten in das Wasser stürzten, hielten sie, wie der Sergeant ihnen befohlen, ihre Patrontaschen empor, damit dieselben nicht zwei Augenblicke früher als nöthig naß würden, hielten ihre Musketen fest und gingen, ohne sich auf dem Schanddeck, um das sie beordert waren, zu rühren, in so trefflicher Ordnung unter, als man nur wünschen konnte; jeder Mann auf seinem Posten mit aufgepflanztem Bajonette. Die Seeleute, welche indeß nicht so schwer bepackt waren, oder das Exercitium weniger gut verstanden, machten sich eines sauve qui peut schuldig und ließen sich von andern Booten aufnehmen. Der Offizier des Regiments blieb bei seinen Leuten und man darf annehmen, daß er mit seinem ganzen tapferen Korps, wie früher oft in die Kirche, so nun in den Himmel einmarschirt ist. Doch wir müssen die Truppen so gut, als sie können und es die Kugeln des Feindes erlauben, sich am Gestade aufstellen lassen und uns wieder an Bord begeben.

Die Anordnungen des Kommodore waren pünktlich befolgt worden; die Schiffe, welche den Befehl erhalten hatten, die Landung zu decken, erlegten viele Feinde und nicht viel mehr von unsern eigenen Leuten. Die Stellungen der andern Schiffe waren mit einer, das höchste Lob verdienenden Genauigkeit genommen, und ohne allen Zweifel hätte der Feind, wenn er nicht den Vortheil der Steinwälle gehabt haben würde, den Kürzeren gezogen und wäre tüchtig geschlagen worden.

Der Kommodore nahm natürlich selbst den Ehrenposten ein. Mit Springen an den Kabeln ankernd, griff er abwechslungsweise eine schwere Batterie an seinem Steuerbord, eine weit schwerere, die durch eine Bomben werfende Citadelle gedeckt war, – und eine maskirte an seiner Windviering an, auf die er nicht gerechnet hatte. Letztere Batterie machte ihm einigermaßen zu schaffen und die Citadelle warf ihre Bomben mit einer höchst unangenehmen Genauigkeit. Er hatte beinahe eben so viel zu thun, als Lord Exmouth vor Algier, obwohl nicht mit so glücklichem Erfolge.

Ein vor Anker liegendes Schiff, das bei sehr schwachem Winde, welcher durch den in Folge des Schießens entstehenden Luftdruck sogar noch schwächer wird, einen Angriff macht, hat den Nachtheil, daß es sich von dem Rauche, der sich anhäuft und zwischen den Verdecken gleichsam stille steht, nicht zu befreien vermag. Unter diesen Umständen hört man auf dem Hauptdeck und dem unteren Deck eines Linienschiffes häufig den Befehl wiederholen, die Kanonen zwei Striche Backstags nach hinten, Wasserpaß-Schuß u. s. w. zu richten. Sie sehen in der That in dem Dunkel nicht viel besser als Blinde, und der einzige Vortheil in dieser unangenehmen Lage ist, daß ein Jeder von seinem Nebenmanne so getrennt ist, daß er durch den Tod seines Kameraden, den er nicht fallen sieht, auch nicht an seine eigene Gefahr erinnert wird; denn es kann Einer drei oder vier Schritte von ihm entfernt niedersinken, ohne daß er es bemerkt; und so setzen sie das Feuer nach erhaltenem Befehle fort, bis sie entweder selbst zu den Verwundeten hinuntergeschafft werden oder auf einen Augenblick Erholung genießen, indem sie, durch Rauch und Pulver fast erstickt, nach dem Wasserfasse eilen, um ihren brennenden Durst zu löschen. So viel von dem unteren und dem Hauptdecke. Jetzt wollen wir zum Halbdeck hinaufstiegen, wo wir den alten Adams am Steuer und den kleinen Willy hinter ihm stehend finden werden.

Der Rauch ist hier nicht so dick und man kann den Kommodore am Hüttendeck und von da zwei oder drei Schritte nach der Steuerbord-, dann nach der Backbordseite sich wenden sehen. Aengstlich mustert er durch sein Fernrohr die Stellung der Truppen, die sich am Lande befinden und die Batterien stürmen und erwartet, da das Gefecht ernstlich wird, daß sie eine Diversion zu unseren Gunsten machen sollten. Durch ein sonderbares Zusammentreffen schaut der Kommandant der Landtruppen vom Ufer her eben so ängstlich nach den Schiffen hin, indem er das Gleiche von den Anstrengungen der Flotte erwartet. Der Kapitän der Seesoldaten liegt todt auf dem Hüttendeck; eine matte Kugel hat ihm beide Beine abgeschlagen, und er ist dort liegen geblieben, weil ihm kein Wundarzt mehr helfen kann. Zwei Signalleute liegen als Leichen neben ihm.

An dem Hängemattenetz des Halbdecks stand der Schiffskapitän in aufrechter und stolzer Haltung, einen verächtlichen und herausfordernden Blick auf die Feinde werfend. Seinem Rathe hatte man kein Gehör geschenkt; aber stolz und freudig thut er seine Pflicht. Er ist so kalt und unbekümmert, wie wenn er fliegende Fische, die in den Tropengegenden die Schiffe umspielen, beobachtete, während die Kugeln des Feindes rings umher in das Wasser schlagen, oder die Planken des Schiffes und die Leiber seiner Leute zerschmettern. Diese, obwohl auf die Hälfte zusammengeschmolzen, bedienen noch immer ihre Geschütze, sind aber von den vielen Anstrengungen gänzlich erschöpft, und das blutige Deck zeigt deutlich, daß viele in getreuer Erfüllung ihrer Pflicht gefallen sind. Der erste Schifflieutenant wird vermißt; drunten liegt er bei den Verwundeten, man hat ihm so eben seinen rechten Arm abgenommen und ihn verbunden; der schottische Wundarztgehülfe, der schon seit einigen Monaten den Mangel an Praxis beklagte, und dafür, daß er in dieser Beziehung seine Wünsche offen äußerte, von den erbitterten Seekadetten eine ordentliche Tracht Schläge erhalten hatte, gratuliert nun dem ohnmächtig werdende Offiziere wegen des außerordentlich schönen Stumpfes, den sie ihm gemacht haben; indeß fünfzig Andere, sterbend oder auf so mannigfache Weise verwundet, wie die homerischen Helden, indem das Blut in verschiedenen Strömen aus ihnen hervorquillt und an dem niedrigsten Theile des Decks in einen allgemeinen See zusammenläuft, angstvoll warten, bis die Reihe an sie kommt, und den Aufwärter des Zahlmeisters fast wahnsinnig machen durch das unablässige Zurufen, den zinnernen Wassertopf zu bringen, damit sie ihren quälenden Durst löschen könnten.

Unter dem Heck befindet sich ein großer Haifisch. Er ist von Menschenfleisch so vollgepfropft, daß er in dem blutgefärbten Wasser kaum noch seinen Schwanz bewegen kann, und er hört nun mit völliger Gleichgültigkeit den dumpfen Fall der Leichname, die vom untern Deck aus herabgeworfen werden. »O, welch' herrlich Ding ist eine Schlacht!«

Doch, laßt uns wieder zu unserer Erzählung zurückkehren.

Wie wir oben erwähnten, warf die Citadelle ihre Bomben mit merkwürdiger Genauigkeit, und sämmtliche Todten auf dem Halbdeck des Kommodoreschiffs, auf das der Feind ein besonderes Auge hatte, waren durch diese furchtbare Erfindung der neuen Kriegskunst niedergeschmettert worden. Der Kampf dauerte immer noch fort, wiewohl das Feuer auf beiden Seiten offenbar nachließ; und der Kommodore hatte sein Fernglas schon zu verschiedenenmalen fruchtlos nach den Truppen am Lande gerichtet, als der Zufall eine Veränderung zu Gunsten unserer Leute herbeiführte. Man weiß nicht, wie es kam, aber genug, das Pulvermagazin der bedeutendsten feindlichen Batterie flog in die Luft und begrub Alles unter einem Haufen von Trümmern. Den Feind ergriff bei diesem Anfalle ein panischer Schrecken; unsere Truppen und Seeleute faßten wieder neuen Muth und begannen unter drei Hurrah's und mit verdoppelter Lebhaftigkeit wieder das Feuer; die Soldaten am Lande dringen vor und es gelingt ihnen, die maskirte Batterie zu stürmen, welche den Kommodore so lange und so wirksam in Verlegenheit gesetzt hatte.

Wenige Minuten nach diesem Ereigniß fing die Citadelle wieder zu feuern an und eine mit jenem schrecklichen, diesen Kugeln eigenthümlichen Zischen herabkommende Bombe zerschmetterte die großen Bätingen auf dem Hauptdecke, rollte nach hinten und zerplatzte. Die einzelnen Stücke verbreiteten Tod und Verderben um sich her; eines davon riß dem kleinen Willy den Hut vom Kopfe und schlug dem alten Adams, welcher hinter ihm stand, in die Seite. Er taumelte vorwärts, fiel auf einen Haufen zusammengerollter Taue und als seine Kameraden ihm zu Hülfe kamen, machte jede Bewegung ihm so große Schmerzen, daß er bat, man möchte ihn ruhig sterben lassen.

Willy setzte sich neben seinen alten Freund nieder und ergriff seine Hand.

»Ein wenig Wasser, Junge, schnell, schnell!«

Der rasche und liebevolle Kleine brachte dasselbe bald herbei; gleichgültig gegen Alles, was rings um ihn vorging, dachte er nur daran, seinem theuersten Freunde beizuspringen und die Leiden desselben zu mildern. Adams trank, wandte bald darauf, scheinbar neu belebt, seinen Kopf herum und sagte mit matter, brechender Stimme, indem die Kräfte ihn fast ganz verließen: »Willy, dein Vater hieß nicht Peter – ich weiß jedoch seinen Namen nicht; aber es kennt Jemand denselben und nimmt Antheil an deinem Wohlergehen – er lebt zu –«

In diesem Augenblicke drang abermals eine Bombe durch das Takelwerk und fiel wenige Schritte von der Steve, auf welcher Willy und der alte Adams sich befanden, nieder. Willy, der, auf den Tauen sitzend, den Kopf seines Wohlthäters stützte, erblickte nicht sobald die rauchende Bombe, als er die Wirkung der vorigen bedachte und, ohne die Gefahr seines Wagnisses in Anschlag zu bringen, auf dieselbe losstürzte. Da er sie nicht frei aufheben konnte, so ließ er sich auf die Kniee nieder und rollte sie mit einer erstaunenswerthen Behendigkeit durch eine in der Nähe befindliche Oeffnung des Backbords hinab. Die Bombe fiel in's Wasser und zersprang bald darauf mit einem Knalle, welcher das ganze Schiff erschütterte. Unser Held setzte sich nach dieser That wieder an Adams Seite, der den ganzen Vorfall mit angesehen hatte.

»Du hast einen wackern Anfang gemacht, mein Junge« sagte der Alte mit brechender Stimme; »Keiner auf dem ganzen Schiffe hätte dieses gewagt. Küsse mich, mein Junge.«

Der Knabe beugte sich über den alten Mann und küßte seine vom Thau des Todes befeuchtete Wange. Adams wandte sich ein wenig auf die Seite, seufzte tief und verschied.


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