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Zwölftes Kapitel

Trotzdem blieb in uns allen ein lastendes und schweres Zweifeln zurück und der Schmerz um den Verlust eines Menschen: nebenan aber wurde derweilen zur Obduktion des armen Sascha geschritten: es wurde ein im wesentlichen unrichtiger Akt darüber aufgenommen, daß er, in einem Anfall von Geisteszerrüttung sich das Leben genommen«: der Geistliche sang die Totenmesse, und der Küster stimmte monoton seinen Psalm an: »Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu Dir.«

Gequälter Geist … Man wandert und wandert, man raucht bis zur Gefühllosigkeit und geht fort und weint. Wieviel Jugend, welche Frische ist erloschen! … Ja, wahrlich »und kostete ein wenig Honig und starb«.

Alle wir, die wir Männer des Kampfes waren, oder zum mindesten Männer, zu Kämpfen vorherbestimmt, wir alle waren verstimmt und erschöpft. Auch der Pole verschob seine Absicht, abzureisen – er wollte mit uns Sascha beerdigen und wünschte auch, seinen Vater zu sehen, nach welchem man bereits in der Morgenfrühe Boten ausgeschickt hatte und den man zum Abend in der Stadt erwartete.

Ja, wenn nicht der Zimmerkellner Marko gewesen wäre, so hätten wir sogar zu essen und zu trinken vergessen, er jedoch wachte über uns und tat auch vieles für den Verstorbenen. Er wusch den Leichnam, er bekleidete ihn und sagte uns, was wir noch zu kaufen hätten und was man aufzustellen habe und ermahnte uns, uns zu beruhigen.

»Alles liegt in Gottes Hand!« sagt er. »Wir Menschen sind vor ihm nur Gras.«

Und eilte dann wieder, seinen anderen Pflichten nachzukommen. Alle anderen Kellner waren nämlich unter verschiedenen Vorwänden verhaftet worden und ihre Sachen wurden untersucht. Der Bursche des verstorbenen Sascha wurde ebenfalls visitiert und vernommen, ob nicht der Selbstmörder noch vor dem Tode ihm irgend etwas übergeben?

Es machte den Eindruck, als verstünde der Soldat diese Frage nicht gleich, jedoch er erwiderte bald darauf:

»Seine Wohlgeboren hat mir keinerlei Gelder übergeben.«

»Und weißt du auch, welche Strafe dich für das Verheimlichen treffen kann?«

»Gewiß weiß ich es.«

Es versteht sich von selber, daß nicht wir es waren, die derlei Fragen stellten, sondern die Untersuchungsbehörde, die ja dazu da ist, vor kitzlichen Dingen nicht zurückzuschrecken.

Der Bursche wurde entlassen und ging sogleich nach Hause, wo er Saschas zweites Stiefelpaar zu putzen begann.


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