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Es war Wischnewskij beschieden, noch gegen zwanzig Jahre an der Seite seiner zweiten Gemahlin zu verbringen, wobei er sich unveränderlicher Gesundheit erfreute; er starb, als er schon sein neuntes Jahrzehnt überschritten. Im ganzen wurde er zweiundachtzig Jahre alt. Die Gebrechlichkeit des Alters blieb ihm erspart und ebenso blieb ihm das langsame aber unentwegte Auslöschen fern, er fiel, als sein letztes Stündchen geschlagen, mit einem Male ab, genau so, wie eine weiche reife Himbeere sich sanft von ihrem Stengel löst.
An einem Tage seines dreiundachtzigsten Lebensjahres, an einem Morgen im Frühling, um die Zeit, da in Kleinrußland der Flieder so reich blüht, ritt Stepan Iwanowitsch eine junge Stute ein, die sonst keinen Reiter duldete.
Da er ungewöhnlich kräftig war und zudem ungewöhnlich schwer, gelang es ihm, die scheue Stute bis zur Erschöpfung zu bringen; als er endlich aus dem Sattel stieg, gab er dem Pferdejungen den Zügel, stieg selber zur Terrasse hinauf und machte plötzlich halt …
Es war Wischnewskij, als hätte sich in ihm »das Herz geschüttelt« … Es sprang und sprang, es schüttelte und schüttelte sich und hatte sich schließlich losgeschüttelt … Ganz ohne Schmerzen, ganz ohne Verletzung, ganz so, wie eine reife Beere vom Stengel fällt. – Sein Platz war leer geworden … und plötzlich geriet alles in Bewegung, ganz so, wie die Gewichte einer Uhr, deren Kette vom Rad gesprungen ist.
Wischnewskij nahm schnell auf einem Sessel Platz und wollte etwas sagen, aber die Zunge versagte ihm den Dienst. Alles war so gut, ringsum soviel Blüten und Wohlgeruch … Und alles konnte er noch sehen, alles noch hören und fassen … Die Pferdejungen zum Beispiel, sie hatten das Geschirr gelockert und führten die nasse Stute im Schatten der Wand auf und ab … Sie kam wieder zu sich, schüttelte sich und leichte Teilchen des weißen Schaumes, der sie über und über bedeckte, wirbelten durch die Luft. Und hinter der Wand des Pferdestalles hörte man zwei kräftige Vorderhufe aufschlagen und mit dem Schmettern des Fagottes erscholl das gewaltige und tönende ih-ho-ho-ho! …
Stepan Iwanowitschs Augen suchten rechts und links, sie suchten Stepanida Wassiljewnas Antlitz, aber schließlich verweilten sie auf einem blühenden Fliederbusch und lächelten …
Wer möchte da nicht denken, daß er sie selber dort erblickte, seine Stepanida Wassiljewna mit ihrem länglichen Gesicht der Schubinskijs … und so fiel er von seinem Stuhl zu ihren Füßen nieder und war tot. In einem anderen Leben haben die beiden einander vermutlich wiedererkannt.