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Auch das Meer war einmal vom Körper umfangen gewesen, bevor es losbrauste. Das Meer ist die weite strömende, der Welt »gebliebene« Seele. Das Meer ist von dieser Welt. Aber der Geist Gottes schwebt über seine Wasser. Wir tauchen in das heilige Element und erlösen uns von aller Erdenschwere. Schiffe gleiten über den Ozean von Erdteil zu Erdteil. Man möchte immer das seligbrausende Gewässer anbetend umarmen. Eine Erlösung sondergleichen, sich der Welle hinzugeben; Hochzeit feiert das Geschöpf mit dem Meer. Bewundernd blicke ich über die feierlich perlengeschmückte, rauschende Tafel. – Nun ist es Nacht, das ewige Wasser aber leuchtet silbern wie mein befreites Herz. Weit breite ich die Flügel aus und weiß nichts mehr als: Schweben – Vogelsein! Unter mir schlägt eine Welle, eine grollende Nachtigall erschütternd ein Lied. Heerscharen weißgegürteter Wasser stürmen an den Strand; uminseln mich. Ich habe mich gefunden!! Wer ist bei mir? Denn ich bin ein Ruheort. – Ich frage nicht, wer Lust und Schmerz aus meinem Herzen schöpfte und aller Eigenschaften Ranken pflückte. So trage ich mich leicht dahin; zurück fall ich entlastet neugeboren in die Welt. Hier bleibe ich! Am Strand der rauschenden Genügsamkeit. – Wie meine Mutter starb, zerbrach der Mond. Noch einmal trennte Er, der Herr, das Wasser von dem Land. Es blitzt! Feurige Worte schreibt der glühende Zickzack auf die finstere Seide des himmlischen Bilderbuchs, ein Menetekel an die Westwand der Welt. Gott rollt durch die Welt!! Sein roter Initiale hat mich getroffen, erleuchtete mich und erlosch im Meer. – Weißt du noch um Mitternacht am liebenden Meeresstrande? Ich weigerte mich, aufs strömende Geschmeide spät mit dir zu segeln. Der Sterndeuter hatte vor der schwarzbestrahlten Stunde zwischen Nacht und Nacht des Uranos mich streng gewarnt. Wir aber segelten vergessen durch die ewige Liebesflut. »Tuuh!« Das ist das Nebelhorn ... »Tuuh!!« Wie der Feldvogel über dem Korn schreit, immer wieder der bange, gelbe Ton über dem rieselnden finsteren Weizen des Meeres. Wir waren taumelnd mit dem großen Gewässer ins Netz des Nebels geraten. Als es hell wurde, eiltest du weiter in die Welt; ich aber blieb auf dem Steg und labte mich an der frischen, veredelten Blume des grünschäumenden Ozeans. Nie duftet sein Wasser so herbe wie in aller Gottesfrühe. Muschel und Salz und Alge und Seestern mischen sich, und der Fisch gibt vom Perlmutter seiner Schuppe zum Most.
Neugierige sammeln sich am Strand und messen
Sich am Meer und mir der Dichterin vermessen.
Doch ihre Redensart löscht aus der Sand.
Ich hab die Welt vor Welt vergessen,
Getränkt von edlen Meeresnässen.
Als läge ich in Gottes weiter Hand.