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Ein mir Unbekannter schrieb das über mich:
Else Lasker-Schüler, dieser unendlich kleine, unendlich große Stern in einer unendlich großen, unendlich kleinen Welt von Literatur, träumt von »Bäumen unter sich«. Und erzählt: »Bäume, überhaupt jede Pflanze, besitzen ein wirklich pochendes Herz, das das Blut durch die Zellen treibt, durch die allerkleinste ihres Blattes. Früchte vermögen zu erröten, und namentlich der Herzkirsche spielt die Liebe das Blut in die Wangen. Pflanzen besitzen wirkliche Herzen, manche, heilig blutend am Morgen, wie es bei der jungen Linde der Fall ist.« Man kann schwerlich annehmen, daß die Dichterin die Tagungen der englischen Naturwissenschaftler verfolgt. Und wohl noch weniger, daß sie sich von ihnen inspirieren läßt. Und doch hat bekanntlich erst vor wenigen Wochen auf dem Kongreß der Naturforscher der indische Gelehrte Bose seine aufsehenerregende Entdeckung über das Herz der Pflanzen bekanntgegeben. Mit Hilfe genial-komplizierter Kontrollsysteme konnte er den Nachweis des Blutkreislaufes und der Herztätigkeit, ja sogar der Herztöne, der Pflanze erbringen. – Wozu Bose, der indische Mystiker-Gelehrte, dreißig Jahre mühevollen Studiums brauchte, das sagt die Dichterin nur so nebenbei. Niemandem fällt es auf. Obgleich es im Grunde einer der verblüffendsten Beweise ist, wie weit sich das »Schauen« des wahren Künstlers der »objektiven Wahrheit« nähert. Wie Schönheit und Wahrheit im höheren Sinne eben eines sind. Und das besonders Beglückende ist, daß dieser Beweis des »Rechtbehaltens« schöpferischer künstlerischer Phantasie in unsere Tage fällt, in eine Zeit, in der in der Regel nur Rechenmaschinen und ihre menschlichen Anhängsel recht behalten.
R.