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Das heilige Abendmahl

»Es war aus zartem Holz ein Tisch, um den Jesus von Nazareth mit den Jüngern das heilige Abendmahl feierte, seines Herzens überflutende fromme Rose den Freunden reichte, ihnen mit dieser innigsten, stärksten Umarmung das ewige Leben schenkte, eine Heimat bereitete, ja den Himmel kredenzte den herben zwölf Juden. Nur einer hatte seine ehrgeizige Seele nicht weit und bereit aufgetan und war erstickt an so viel Gott.«

*

Das erzählten wir uns behutsam in einem verlorenen Winkel des Kaffeehauses, und die vielen lärmenden, geschäftigen Leute vor uns bemerkten nicht die Sonne, die durch unsere Herzen ging und ihre Welt verdunkelte. Wir aber waren geheiligt vom Boden aufgehoben, schwebten vor Ergriffenheit. Du, Arib, sahst aus wie der junge St. Petrus, und Wachholderkarl, du, wie St. Matthäus, und der kleine Doktor Silber, ein freudiger Jünger einer – und ich, wer war ich, die ich schon als Kind an das große Geheimnis dieser Stunde des Abendmahles pochte? Das gelbe, bittere Hopfengetränk in deinem Glase, Arib, verwandelte sich in verhaltenes, glühendes Blut. Arib, du hobst die – Schale an deine harten Lippen und trankst, reichtest dann das Rosenblut Gottes unserm holden Spielgefährten; er trank. Aus seinem Liebreichtum empfing St. Silber das geheiligte Glas und trank. Und ich, Arib, nahm aus deiner vertrauenden Hand den riesengroßen Pokal lächelnd wie einen spielenden Bach am Mittag des Abendmahls und trank ein Meer des Trostes und zitternden Einsseins mit euch in Gott und ewigen Lebens. Uns wurde das Wunder offenbart, der Flügelschlag, der jedes Tor öffnet und die Luft vom Aussatz heilt. Zwölf Menschen bereiten sich immer wieder auf Erden aus Liebe und erfüllen die Liebe, es sind die großen schlichten Judenjünger des Gottessohnes, der vom blauen Berg des Himmels in demütigen Schritten zur Erde stieg, den Menschen zu sagen, sie sollen sich lieben untereinander. Einer seiner Apostel war der St. Judas Ischariot. Gesühnt starb er am Baum. Aber vor der Spur seiner Lippen am Rande der Gottesschale, daraus er seines heiligsten Rabbunis Wein trank, hüte man sich. Sie vergiftet das Herz mit Verrat. – Einer von uns, meine verlorenen Spielgefährten, von uns vier Aposteln, einer streifte arglos diesen Pfad des lebendigen Glases in der Andacht des Trinkens. Ich nehme die Ungeheuerlichkeit ungestritten, um der Liebe willen, auf mich. Verstoßen aber feiere ich jeden Abend mit euch in Gedanken das heilige kleine Abendmahl am runden Holztischchen, das Gebet des ehrwürdigsten Blutes, das Fest des ewigen Lebens:

Nicht die tote Ruhe –
Bin nach einer stillen Nacht schon ausgeruht.
O, ich atme Geschlafenes aus,
Den Mond noch wiegend
Zwischen meinen Lippen.

Nicht den Todesschlaf –
Schon im Gespräch mit euch, himmlisch Konzert,
Ruhe ich aus.
Und neu Leben anstimmt
In meinem Herzen.

Nicht der Überlebenden schwarzer Schritt! –
Zertretene Schlummer zersplittern den Morgen.
Hinter Wolken, verschleierte Sterne
Über Mittag versteckt –
So immer wieder neu uns finden.

In meinem Elternhause nun
Wohnt der Engel Gabriel.
Ich möchte innig mit euch zungenreden,
Selige Ruhe in einem Fest feiern –
Sich die Liebe mischt mit unserm Wort.

Aus mannigfaltigem Abschied
Steigen aneinandergeschmiegt die goldenen Staubfäden,
Und nicht ein Tag ungesüßt bleibt
Zwischen wehmütigem Kuß
Und Wiedersehn.

Nicht die tote Ruhe
So ich liebe im Odem sein.
– Auf Erden mit euch im Himmel schon –
Allfarbig malen auf blauem Grund
Das ewige Leben.


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