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Vorwort zur 1. Auflage

Die Veröffentlichung der vorliegenden Blätter und Briefe ist die große Indiskretion einer Frau. Derjenige, der sie im fernen Afrika schrieb, weiß nicht, daß sein Weib während seiner Abwesenheit in fremden Landen alle die Aufzeichnungen, die er in die Heimat gelangen ließ, gesammelt hat. In aller Stille hat sie einen Teil davon ausgewählt, um ihn der Öffentlichkeit zu übergeben, sobald er nach Deutschland zurückkehrt. Was sie bewog, nach einigem Zögern diesen Schritt zu wagen, war der Wunsch, auch an ihrem Teile das Streben des Fernen: die Arbeit für die koloniale Sache Deutschlands, zu fördern.

Ich habe mich in unserer Kolonialliteratur, besonders der afrikanischen, eifrig umgesehen, um mir ein Bild vom Leben und Wirken der Europäer dort zu machen. Wenn ich sie indessen mit den Schilderungen vergleiche, die mir sowie seinen nächsten Verwandten und Bekannten aus demselben Lande von ihm zugegangen sind, so habe ich vielfach einen großen Unterschied zwischen ihnen gefunden. Das koloniale Schrifttum gilt zumeist entweder der Propagierung eines bestimmten wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Gebietes oder es erzählt von überstandenen Kriegsgefahren, von Bekämpfung aufständischer Negerstämme, vom mörderischen Klima, von Jagdabenteuern usw. Das Bild, das sich mir aus den Darstellungen meines Mannes ergab, hat weit weniger grelle Farben. Ohne viel Beiwerk, aber mit sicheren Strichen hat er nach und nach seine Tätigkeit, seine weiße und schwarze Umgebung und damit ein Stück der Alltagsarbeit des Deutschen in Afrika geschildert. Und gerade weil diese Beobachtungen nicht für die Öffentlichkeit geschrieben wurden, sind sie so ursprünglich und aufschlußreich, daß ich sie so, wie sie sind, ihr unterbreiten möchte.

Hoffentlich tragen diese Aufzeichnungen dazu bei, das Verständnis für unsere Kolonien auch in der Heimat weiter zu vertiefen, die Vorstellungen, die man von ihnen hat, zu klären und zu zeigen, daß auch dort an der Lösung aussichtsvoller Aufgaben im großen wie im kleinen gearbeitet wird. Erklärlicherweise knüpfen die Erinnerungen des Verfassers vorwiegend an seine ärztliche Berufstätigkeit an. Trotzdem wird genug von allgemeinem Interesse in ihnen zu finden sein.

Möge das Buch unseren Kolonien zum Nutzen, dem Heimkehrenden aber zur Freude gereichen!

 

Hamburg, im März 1906

Agnes Külz


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