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Patientenbesuch mit Schwierigkeiten

Kribi, 24. September

Gestern hatte ich einen Tag anstrengender afrikanischer Landpraxis. Ich wurde zu einem schwerkranken Schwarzwasserpatienten nach Lonji, das 18 km von hier entfernt liegt, gebeten. Morgens 6 Uhr machte ich mich zu Pferde auf. Der dorthin führende Waldweg ist miserabel, und Brücken über all die Flüsse und Flüßchen, die ihn kreuzen, gibt es nicht. Da, wo solche überhaupt gewesen waren, hatte sie das Hochwasser der Regenzeit weggeschwemmt. Im ganzen hatte ich bereits sechs solcher brückenlosen Gewässer durchquert. Mein Junge Malobe, der mich begleitete, mußte jedesmal vorauswaten und eine Stelle ausfindig machen, an der er, ohne den Grund unter seinen Füßen zu verlieren, durchkommen konnte. An dieser folgte ich ihm dann mit dem Gaul, oft bis zum Sattel im Wasser. So gelang es mir glücklich durch alle hindurchzukommen, bis wir kurz vor dem Ziele den Bolongwefluß erreichten.

Früher lag dort ein Kanu, in dem Passanten übergesetzt werden konnten, gestern fehlte es. Die Leute des benachbarten Dorfes behaupteten, es sei zerbrochen. Trotz langen Suchens gelang es meinem Jungen nicht, eine Furt zu finden. Da ich den Patienten auf keinen Fall vergeblich warten lassen wollte, blieb mir schließlich nichts anderes übrig, als mich auszuziehen und durchzuschwimmen. Mein Junge folgte, mit der einen Hand das Pferd am Zügel nach sich ziehend. Dann mußte er noch ein zweites Mal zurück, um sich meine Kleidungsstücke auf den Kopf zu binden und sie mir trocken hindurchzubringen. Beim Ankleiden bemerkte ich, daß meine Uhr verlorengegangen war: entweder war sie mir auf dem jenseitigen Ufer aus der Tasche gefallen, oder Malobe hatte sie im Wasser verloren. Da mir ersteres wahrscheinlicher schien, versuchte ich den Jungen zu bewegen, noch einmal zurückzuschwimmen, aber er wollte um keinen Preis wieder hinüber. Da ihn weder Versprechungen noch Drohungen dazu vermochten, so mußte ich mich selbst auf die Suche nach der Uhr machen, schwamm hinüber, fand sie glücklich im Sande, barg sie in meinem Munde und durchschwamm zum dritten Male den Fluß. Das Wasser war reißend genug, aber zum Glück an der von mir gewählten Stelle nicht breit, so daß ich zwar ein ordentliches Stück von der Strömung abgetrieben wurde, aber doch endlich heil am andern Ufer anlangte.

Zehn Uhr war ich in Lonji, hatte also vier Stunden für den verhältnismäßig kleinen Weg gebraucht. Leider fand ich den Kranken in recht trostlosem Zustande vor. Da am Nachmittage ein Dampfer vor Lonji erwartet wurde, schlug ich ihm vor, auf diesem nach Duala zu fahren und das dortige Hospital aufzusuchen. Er bedarf einer sehr sorgfältigen Pflege, Behandlung und Beobachtung, die er hier leider nicht haben kann. Bis zur Ankunft des erwarteten Schiffes war ich Gast des Herrn St., des liebenswürdigen Hauptagenten der Firma C. W., bei dem ich mich von den Anstrengungen des Rittes erholen konnte und frische Kräfte für den Heimweg sammelte. Erst nach Sonnenuntergang kam ich, vom Regen bis auf die Haut durchnäßt, in Kribi wieder an. Mir und meinem Pferde geht's heute gut; nur mein Junge kam früh mit Fieber an: »Master, the fever catch me.«


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