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Auf einer deutschen Plantage

Kleinpopo, 9. April

Den gestrigen Nachmittag verbrachte ich auf der Plantage Kpeme, die in zweistündiger Lagunenfahrt von hier zu erreichen ist. Ein Feldwagen mit Ochsen bespannt, von einem schwarzen Diomedes gefahren, stand am Ufer für mich bereit und brachte mich durch die schöne, lange Kokospalmenallee, welche die ganze Anlage der Palmenbestände von der Lagune bis zur See durchquert, nach dem 15 Minuten entfernten Europäerhause der Plantage. Hier wohnt ihr Leiter W., einer unserer ältesten und tüchtigsten Togoafrikaner, der schon seit 10 Jahren in der Kolonie tätig ist und auch weiter ihr seine Dienste zu widmen gedenkt, obwohl er bereits siebenmal im Laufe seiner Tropenzeit an Schwarzwasserfieber erkrankte.

Außer ihm und seinem langjährigen, rührigen und geschickten Assistenten Schi, traf ich Bergassessor a.D. H. und Dr. K. an. H., der schon vor fünf Jahren die Kolonie durchreist und damals, abgesehen von seinen geologischen Untersuchungen, auch zur ersten politischen Erschließung Togos beigetragen hat, weilt diesmal im geschäftlichen Auftrage einer neu gegründeten Gesellschaft, der Deutschen Togogesellschaft, seit Ende Januar im Lande. Gleichzeitig hat er die Aufgabe übernommen, die vom Kolonialwirtschaftlichen Komitee ins Leben gerufenen Einrichtungen zur Einführung der Baumwollkultur zu besichtigen. So hat er in Begleitung W.s den Osten des Schutzgebietes bis hinauf nach Sokode bereist und ist vor einigen Tagen, über Misahöhe im Westen zurückkehrend, wieder an der Küste angekommen. Gleichfalls im Auftrage des Kolonialwirtschaftlichen Komitees wird er in der nächsten Woche schon von Kleinpopo aus Dahome und Lagos aufsuchen, um eine wirtschaftliche Erkundung der dort von den Franzosen und Engländern bereits gebauten Eisenbahnen, ihrer Verkehrsverhältnisse, Tarife, Betriebsregelung u.a., vorzunehmen, damit die dortigen Erfahrungen für die geplante Togo-Inlandsbahn nutzbar gemacht werden können. Dr. K., ein Mediziner, ist Stationsleiter des 1898 in deutsche Verwaltung gekommenen Sokodebezirkes, des nordöstlichen Teiles der Kolonie.

Wie es für mich immer einen großen Reiz hat, mit Männern zusammenzutreffen, die aus langer Erfahrung das Land kennen, und ihre Ansichten über seine Entwicklung, ihre Pläne und die Schilderung ihrer Unternehmungen anzuhören, so brachte mir auch dieser Abend eine wertvolle Bereicherung meiner Vorstellungen vom Innern des Landes. Hoffentlich wird es mir möglich sein, später aus eigener Anschauung diese entfernteren Gebiete kennenzulernen, denn je öfter ich Berichte aus dem Togohinterlande höre, um so klarer wird mir, daß in allem ein himmelweiter Unterschied zwischen den an der Küste herrschenden Verhältnissen und den dortigen besteht.

Außer den Fragen nach den allgemeinen kolonisatorischen Arbeiten, nach Land und Leuten, nach den hygienischen Zuständen unter Weißen und Schwarzen, stand natürlich vor allem die Baumwollkultur zur Diskussion. Ende März hatte auf Wunsch H.s der auf seiner Inlandreise befindliche Gouverneur eine »Baumwollkonferenz« nach Tafie zusammenberufen, die bestimmte Vorschläge zur weiteren Förderung des Baumwollanbaues formuliert hat. Der Gouverneur selbst nahm nicht an ihr teil. Außer H. und W. waren die Stationsleiter der drei Bezirke Misahöhe, Atakpame und Sokode und die beiden in Togo tätigen amerikanischen Baumwollexperten erschienen. Hoffentlich wird den von den Kennern des Landes und Kennern der Baumwollkultur gemeinsam gemachten Vorschlägen auch wirklich Beachtung geschenkt. »Fehlende Mittel« werden leider wohl auch hier dafür sorgen, daß mancher Wunsch auf dem Papiere bleibt, wenn nicht das Kolonialwirtschaftliche Komitee, wie schon oft bei anderen Gelegenheiten, so auch hier nicht nur als Vorarbeiter der Regierung, sondern ebenso pekuniär helfend eingreift.

Dr. K. ist zur Küste gekommen, um nach zweijähriger Dienstzeit einen Heimatsurlaub anzutreten. Unter großer Mühe hat er vier prächtige Strauße aus seinem Bezirke mit zur Küste gebracht, um den Versuch zu machen, sie lebend nach Deutschland zu bekommen, wo bisher noch kein Togostrauß existiert. Für die Verschiffung durch die Brandung und den Transport zur See hat er bis ins kleinste sorgfältige Vorbereitungen getroffen, so daß ihm hoffentlich sein Versuch gelingen wird Von den vier Straußen verunglückte einer in der Brandung, drei kamen wohlbehalten auf den Dampfer. Von ihnen verendete einer beim Eintritt ins kühle Klima, und einer ging in Hamburg durch die Verständnislosigkeit des in K.s Abwesenheit ausschiffenden Personals zugrunde: man vergaß das Gestell, in dem der Strauß durch den Kran auf dem Schiff nach dem Lande gehoben wurde, zu schließen, das Tier wurde unruhig, arbeitete sich gerade auf der Höhe des Kranes heraus und blieb mit gebrochenen Gliedern auf dem Kaipflaster liegen. Nur der vierte ist wohlbehalten als der erste seiner Art in den Besitz des Berliner Zoologischen Gartens gelangt..

Erst um Mitternacht entschloß ich mich zum Aufbruch und suchte mein Kanu zur Heimfahrt auf.


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