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Jaunde, 16. Januar
Am 13. Eintreffen in Jaunde; nach dreitägiger Pause für morgen Weitermarsch nach Kribi. Gestern Ankunft des aus Deutschland »heimkehrenden« Hauptmanns Dominik, einer der bekanntesten und verdientesten Kameruner Afrikaner, in Jaunde. Ein imposanter, lärmender Empfang durch die Schwarzen; auf dem Wege zur Station ununterbrochenes Salutschießen, Tanzen, Singen, Brüllen bis auf den Stationshof.
Leider habe ich nur wenig wirkliche Arbeit für den Bezirk leisten können. Aber gerade das Jaundevolk verdiente auch vom hygienischen Standpunkte aus meiner Überzeugung nach ganz besondere Beachtung. Gerade dadurch, daß die Jaunde wegen ihrer guten Disziplinierung – eine Folge D.scher Erziehung – überall als Arbeitskräfte in Kamerun gesucht sind, drohen ihnen mehr als anderen Stämmen ernste Gefahren. Ich bin gewiß kein Gegner der Erziehung des Negers zur Arbeit; aber der Jaunde ist zweifellos überlastet, weil immer und immer wieder er umworben wird. Er hat nicht etwa nur die öffentlichen Arbeiten des eigenen Landes zu leisten und ist nicht nur der fleißigste Karawanenträger der Handelsfirmen, auch die Pflanzungen schicken bei Arbeiterbedarf ihre »Anwerber« mit Vorliebe gerade in sein Land, als Soldaten sind sie vor den Küstennegern bevorzugt, und sobald der Bahnbau anfängt, wird man wieder Jaunde dabei verwenden. So ist der Jaundestamm in dauernder Bewegung.
Gerade in den letzten Wochen drohte ihnen eine neue Gefahr durch die Pocken, die augenblicklich anscheinend in weiter Verbreitung in Kamerun herrschen. Selbst im Feldlager von Ebolobingon waren sie ausgebrochen, aber durch rasche Durchimpfung der Schwarzen erfolgreich bekämpft worden. Augenblicklich zieht die Seuche entlang der großen Handelsstraße Jaunde-Kribi. Ich will meinen Marsch zur Küste dazu benutzen, soweit meine Lymphvorräte reichen, unterwegs im Jaundegebiete zu impfen. Durch Mithilfe des Herrn v. K. ist es mir möglich gewesen, einen größeren Vorrat herzustellen. Er hatte am 7. Januar eine Anzahl Schwarze auf der Station geimpft, von denen ich am 13. ein Kalb aufimpfen konnte, das heute nachmittag bereits das Reifestadium erreicht hatte und mir frischen Lymphevorrat für die Reise geliefert hat.