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Vierte Reise.
Die Fränkische Schweiz

Die Gegend, die mit einiger Anmaßung so genannt wird, breitet sich im nordöstlichen Franken zwischen den Städten Bayreuth und Erlangen aus und wird von den Vorbergen des Fichtelgebirges gebildet. Sie ist schön, sehr schön, malerisch, wild, romantisch und lieblich in reicher Abwechslung, aber sie mit der Schweiz zu vergleichen oder ihr gar deren Namen zu geben, müssen wir dennoch für eine kleine Anmaßung erklären, so alt diese auch sein mag. Täler, von den weichsten Wiesen bedeckt und durchströmt von kristallklaren, schäumenden kleinen Flüssen, eingeengt bald von schönen Waldbergen, bald von Felsen, deren Anblick so wild ist, als kämen sie soeben erst aus dem Kampf der Natur mit dem Chaos, in ihrem Innern noch voll jener Höhlen oder unermeßlicher Gewölbe, worin die Urwelt ihre organischen Gebilde für die Forschung späterer Äonen aufbewahrte, über dies alles schwebend, hängend, auf himmelhohen Klippen ragend, Ritterburg an Ritterburg, Schloß an Schloß, Trümmer an Trümmer; alles zusammen bildet in einem Umkreis von etwa zehn deutschen Meilen die Fränkische Schweiz – ein einziger See der wirklichen würde sie zudecken. –

Dieses kleine Gebirgsland wird begrenzt und durchschnitten von den drei Flüssen Rednitz, Wiesent und Aufseß. Die letztere ergießt sich unweit Müggendorf in die Wiesent und diese wieder bei Forchheim in die Rednitz. Die Gebirgsart der Felsen besteht aus grauem, dichtem Kalkstein, der jedoch nicht überall von gleichem Alter zu sein scheint. Innerhalb der Höhlen nämlich ist er von gröberem Korn, so daß er sich bisweilen dem körnigen Kalkstein nähert, die Oberflächen mehrerer Berge dagegen scheinen aus mächtigen Lagen einer späteren Formation zu bestehen, die sich von der vorigen durch mehr Dichte, ein feineres Korn und eine Beimischung von unzähligen Versteinerungen von Seetieren auszeichnet; überall sind die Felsen auf wunderbare Weise zerklüftet, zertrümmert und zusammengesunken und in einem Umfang von fünf bis sechs Stunden, um Müggendorf – den Hauptort der Landschaft – herum, durch viele große und kleinere Höhlen, die zum Teil wenig Ähnlichkeit miteinander haben, unterwölbt.

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Streitberg

Die Geschichte der Fränkischen Schweiz ist im ganzen die von Franken und im einzelnen die etwas verworrene zahlloser Adelsgeschlechter, die hier hausten, mit ihren Fehden, bald mehr, bald minder wichtigen Kriegen und ihren bald friedlichen, bald feindlichen Beziehungen zum benachbarten mächtigen Bistum oder der großen Reichsstadt in ihrer Nähe (Bamberg und Nürnberg). Die Namen vieler Dynasten und Freiherren aus diesem Felsengebiet sind mit der Zeit erloschen und existieren nur noch in Chroniken, Turnierbüchern oder in den Trümmern ihrer Schlösser, die von Klippen herabschauen. Wir nennen unter solchen die von Neideck, von Streitberg, von Rabeneck, von Gösweinstein, von Wüstenstein, von Gailingen, von Weischenfeld und halten noch ein langes Register ähnlicher zurück. Die Reformation drang auch in diese Täler, und der Bauernkrieg durchwütete sie. Und wie ein ausgetretener Strom in einem engen Bett heftiger zu brausen pflegt, als wo er Platz findet, wie das Ungewitter in geschlossenen Tälern furchtbarer als in der Ebene rollt, so war der Ausbruch jener unglücklichen Empörung auch hier in den tiefen Tälern, von hochgelegenen Burgen beherrscht, gewaltsamer und zerstörender als irgendwo anders. Die Burgen alle wurden erklommen, erstürmt, gebrochen, herabgestürzt von ihren Klippen in die Abgründe oder in Aschenhaufen verwandelt. Dieses Schicksal betraf Burg Gailenreuth, Egloffstein, Neideck, Gösweinstein, Rabeneck, Wüstenstein, Aufseß, Greifenstein, Freienfels, Hundshaupten, Plankenfels, Wiesentfels und noch eine lange Reihe anderer. Streitberg und Rabenstein blieben aus Furcht vor dem strengen Casimir von Brandenburg verschont, zu dessen Landesanteil sie gehörten. – Vom Dreißigjährigen Krieg litt die Fränkische Schweiz ebenfalls nicht wenig, besonders zu der Zeit, als König Gustav Adolf von Schweden in Nürnberg dem auf der Feste Zirndorf gelagerten Wallenstein gegenüberstand; die Streifkorps des letzteren, besonders Kroaten, drangen bis in die verborgensten Täler und wüteten hier dermaßen, daß die Einwohner zuletzt sich genötigt sahen, Haus und Hof zu verlassen und in die Höhlen ihrer Berge zu flüchten. Die Kaiserlichen brannten ihre Dörfer nieder und schleuderten zurückgebliebene Greise oder Kranke in die Flammen. Spurloser ging ein Jahrhundert später der Siebenjährige Krieg an dieser Gegend vorüber, doch nicht so der Jourdansche Einfall in das Bistum Bamberg im Jahre 1796. Wilde republikanische Scharen – eine hier nie gesehene Erscheinung – überschwemmten die Täler der Wiesent und erlaubten sich überall die größten Erpressungen und Gewalttaten. Sie erschossen Bauern, und der ergrimmte Landmann suchte sich dadurch zu rächen, daß er einzelne Abteilungen der Franzosen in die Abgründe seiner Höhlen stürzte und sie hier jämmerlich verschmachten ließ. Tagelang soll man zuweilen das Wimmern solcher Unglücklicher gehört haben.

Doch wenden wir uns zu der heiteren Gegenwart. Das Gebiet der sogenannten Fränkischen Schweiz verdankt mehr noch als der Schönheit seiner Täler, seiner besonderen Naturbeschaffenheit, den wunderbaren Höhlen seiner Gebirge einen allgemein verbreiteten Ruf und zog durch letztere schon seit Menschengedenken gelehrte Forscher von nah und fern, selbst aus fremden, weit entlegenen Ländern herbei. Deutsche, französische und englische Naturforscher kamen und untersuchten die Klüfte der Felsen und die Beschaffenheit ihrer unterirdischen Dome. Zahlreiche Reisebeschreibungen verkündeten der Außenwelt die Resultate ihrer Forschungen und schilderten nebenher die Lieblichkeit reizender Täler, die Biederkeit ihrer Bewohner und die romantischen Ansichten der Burgen. So geschah es, daß Jahr für Jahr der Besuch nach den Muggendorfer Tälern zunahm, und gegenwärtig wallen jeden Sommer zahlreiche Scharen Fremder von nah und fern nach dem reizend gelegenen Muggendorf, um von hier aus, so ziemlich dem Mittelpunkt, die Täler zu durchwandern, die Berge zu erklimmen und in die Höhlen hinabzusteigen. So rüstig indessen ein Wanderer auch sei, wird er hierzu dennoch nicht weniger als fünf Tage bedürfen. Wir würden ein Buch anfüllen, wollten wir ihn hierbei Schritt für Schritt begleiten; es genüge, daß wir in kurzen Umrissen diejenigen Orte bezeichnen, die wir, geleitet vom Kraussold'- und Brock'schen Wegweiser, mit ihm besuchen.

Von Forchheim kommend, betreten wir bei


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