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liegt auf dem rechten Ufer, ziemlich hoch und sehr malerisch von Weinfeldern und Bergen umgeben. Es ist viel bescheidener in seiner Erscheinung als Schwarzach, Ebrach und Banz, aber es hat einen wesentlichen Vorzug diesen drei stolzen ehemaligen Abteien voraus, einen Vorzug, auf den man allerdings einigen Wert zu legen berechtigt sein dürfte – nämlich: die Existenz. Jene waren, Dettelbach ist. Es ist noch heute Kloster; in seinen gemütlichen Kreuzgängen und Galerien, welche mit braunen Heiligenbildern, Gemälden und Stationen angefüllt sind, wandeln noch die trauten, poetischen Gestalten, die dem norddeutschen Leben fehlen, die braunbekutteten, sandalenbekleideten freundlichen Diener Gottes. Sie gehören zum Orden des heiligen Franziskus, einem Bettelorden im Grunde, und vermutlich ist dies die Ursache, warum der Staat, als er die reichen Abteien verschluckte, die Klöster der Franziskaner und Kapuziner bestehen ließ. Es sind deren noch sechs bis acht im Königreich Bayern. In Dettelbach leben noch 16 bis 20 Mönche unter einem Prior in recht ansehnlichen Gebäuden, die mit einer schönen Kirche geschmückt sind. Diese Mönche sind freundliche, teils junge Männer, die den Fremdling bereitwillig in ihrem Kloster umherführen, ihm jede Zelle zeigen, höflich Rede und Antwort geben. Auch gastfrei sind sie, sie erquicken den Armen, der an ihre Pforte pocht, und bewirten den Bemittelteren in ihrem Refektorium; läßt dieser dafür ein Geschenk zurück, so nehmen sie es bescheiden und dankbar an. Der Pater Prior ist ein kluger und gebildeter Mann, in dessen Zelle eine Art klösterlicher Eleganz herrscht. Möchte er in diesen Zeilen, wenn sie je vor sein Auge kommen sollten, eine aufrichtige Anerkennung seiner Vorzüge und Dank für ein freundliches Mahl und Nachtlager in seinem Kloster finden!
Wer trinkt nur all den Wein, der an den Ufern unseres Stromes wächst? Die Berge sind ununterbrochen vom Fuß bis zum Gipfel mit Reben bedeckt, und zwar schon seit Ettmann, also meilenweit von hier. Hier aber erst scheint man im Herzen des Weinlandes angekommen zu sein. Reben und nichts als Reben, wohin das Auge sieht.
Dettelbach gegenüber, am Fuß des Schwabenberges, ragen die Zinnen mehrerer bedeutender Orte – die Heimat des unglücklichen Edelknaben ist unter ihnen, das schöne Schloß Kastell, welches späterhin wieder aufgebaut wurde, nachdem es die grausamen Bauern niedergebrannt hatten. Die Laubkronen mehrerer Bäume umgeben das Grafenschloß – sollte vielleicht die des Nußbaumes noch darunter sein, unter dem die Gräfin mit ihren Fräuleins, aus Mangel eines anderen Obdachs, wochenlang wohnte, weil ihre Residenzen alle zu Asche geworden waren? Jener Amme Säugling, dessen verhängnisvolles Erscheinen im Klosterhof von Mariaburghausen drei edle jugendliche Leben kostete, muß doch ein Jüngling, ein Mann und Vater geworden sein, denn er hatte keinen Bruder außer Gerold, und das Geschlecht der Grafen von Kastell blüht noch heute. Auch Rüdenhausen, ein anderer Sitz dieses berühmten Geschlechts, ist vom Klostergarten zu Dettelbach sichtbar.
Wir verlassen diesen jetzt und führen den geneigten Leser durch das Städtchen Dettelbach, das die große Merkwürdigkeit hat, sehr klein zu sein und doch einen sehr guten Gasthof zu besitzen: den »Löwen«. Der reichste Kaufmann des Ortes verstand die Kunst, nach sich selbst zu streben und sich vieltausendmal zu gewinnen, denn er heißt Taler. »Nachdem«, so erzählt die Chronik, »1525 Bischof Konrad zu Würzburg seinen Städten, die es gegen ihn mit den rebellischen Bauern hielten, bei deren Einnahme eine blutige Visite gab, machte er bei Dettelbach den Anfang, und es mußten sieben Bürger die Köpfe hergeben.« Nicht mehr als billig; aber sie mögen doch an diesem Tage sehr gezagt haben, die guten Dettelbacher.
Ein reizender Weg, unmittelbar am Strom hin, führt von hier über Mainstockheim, in welchem Dorf ein ansehnliches Schloß – ehemaliger Ebracher Prälatenhof – sich befindet, nach