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zu. Es läßt sich nicht leugnen, daß der Name Rom melodischer und erhabener klingt als der von Schweinfurt, und eigentümlich bleibt es immer, daß der Übergang von Tieren über den Strom, wo er eine Furt hatte, von dem Genius mehrerer Städte zum historischen Faktum erhoben und als Name in Anspruch genommen worden zu sein scheint; denn obgleich Schweinfurt in der neueren, verschämten Zeit seinen Namen von Schwabenfurt (Übergang der Schwaben über den Fluß) zu derivieren bemüht ist, was wir denn immerhin gelten lassen wollen – wie dürfte Haßfurt, wie Ochsenfurt eine ähnliche Umwandlung des Tiernamens in den eines Volksstammes gelingen? Als Skurrilität stehe hier noch folgende Namensableitung, die man sich in der Gegend von Theres erzählt:
Einst befand sich nämlich dort ein Bischof auf der Jagd, als das Wild, das er aufgescheucht hatte, ein Hase, sich durch einen kühnen Sprung seinen Blicken entzog. »Has' fort!« sagte der geistliche Fürst seufzend, worauf zum Andenken an diese merkwürdigen Worte sogleich eine Stadt gegründet wurde.
Aber noch einmal lächelte das Glück dem hohen Jäger, nachdem er mit seinem Gefolge einige Stunden vergebens umhergeirrt war. Ein paar Löffel erhoben sich über den Stoppeln, und ein Wesen tauchte aus denselben hervor, das notwendig für einen Hasen anerkannt werden mußte. »Der is!« rief der Bischof, und was konnte man hiernach nun anderes tun, als ein Kloster zu gründen? So entstand Theres.
Der Bischof erlegte den Hasen und entließ, nunmehr vollkommen befriedigt, sein Gefolge mit den Worten: »Geht heim!« Und diesem fürstlichen Abschied hatte das Dorf Gädheim seine Entstehung zu danken.
Um auf Schweinfurt zurückzukommen, so ist dies eine sehr reinliche, wohlgebaute, angenehm gelegene und mit Gottes Segen reich begabte Stadt von zirka 7000 Einwohnern. Es war freie Reichsstadt und nahm sehr bald den lutherischen Glauben an, öffnete auch im Dreißigjährigen Krieg den Schweden seine Tore, die es lange Zeit bis zum Friedensschluß inne hatten. Eine steinerne Brücke geht hier über den Main, und die Stadt hat drei Kirchen, einen hübschen Marktplatz, ein Gymnasium und viel Handel und Wandel. Der Wein, der auf der Mainleite wächst, gehört zu den besten in Franken, wenngleich die Nähe der im Norden liegenden Rhön seinem Gedeihen zuweilen schadet. Auch vortreffliches Obst, namentlich die Aprikose, reift in der Umgebung und auf den Wällen der Stadt. Das Mönchskloster Bildhausen, nur wenige Stunden nördlich bei Münnerstadt gelegen, hatte wie Ebrach einen Prälatenhof innerhalb seiner Mauern; beide Höfe werden gegenwärtig zu gemeinnützigen Zwecken benutzt.
Wir folgen der Straße nach Würzburg drei Stunden lang bis nach Werneck, einem Flecken mit einem schönen bischöflichen Schloß, das die Bauern in ihrem Krieg angezündet und verbrannt hatten, wofür später auf der Brandstätte ihrer zwölf die unruhigen Köpfe hergeben mußten. Jetzt steht dort ein prachtvolles Schloß, vom Kurfürsten Lothar von Schönborn erbaut, welcher Herr ein Zauberer gewesen sein muß, der es verstand, die herrlichsten Residenzen aus der Erde steigen zu lassen. Ein Garten in französischem Geschmack umgibt das Schloß von Werneck. Die Straße geht von hier in gerader Linie der Hauptstadt des Kreises oder der ehemaligen Residenz der Bischöfe zu und verläßt den Strom, der sich ihr erst in vielen Windungen nähert.
Wir aber bleiben ihm treu und wandern durch die weite und fruchtbare Ebene, die sich hier ausbreitet, seinem Ufer wieder zu. Hinter Theilheim oder Thalheim, einem Dorf, das von vielen Juden bewohnt ist, erhebt sich der Boden, und ein Rückblick über die durchwanderte Ebene ist herrlich. Da liegt in der Ferne die ehemalige Reichsstadt, welche ihren Namen von den »Schwaben« ableitet, mit ihren Wällen und Türmen, und unter ihr glänzt silbern der Strom; Mainberg zeigt sich, die Fürstenburg und jetzt Werkstätte eines Sattlers, Theres, der Zabelstein, näher aber Grafenrheinfeld und Heidenfeld, zwei Orte mit ansehnlich langen Gebäuden, welche Schlösser oder ehemalige Klöster vermuten lassen. Im Osten erheben sich die Gipfel des Steigerwaldes, und im Nordwesten zeigt sich eine ernste, dunkle Gebirgskette am Horizont hin: es ist die Rhön. Bei Wipfeld setzen wir über den Main und folgen, zwischen Wiesen hinschreitend, der Richtung, von wo uns schon lange eine einzelne Spitze von ansehnlicher Berghöhe winkt; es liegen noch verschiedene Täler, Berge, Felder und Wälder zwischen uns und ihr, aber als höchster Punkt der Gegend ist sie in weiter Ferne sichtbar, und endlich haben wir doch ihre nähere Umgebung erreicht.
Wir befinden uns nun, wie uns dies schon öfter begegnet ist, auf dem Gebiet des Grafen von Schönborn und bei seinem Schloß Gaibach. Das Schloß ist nicht groß, aber man sagt, daß es mit königlicher Pracht eingerichtet sei. Einst bewirtete Graf Schönborn seinen Landesherrn, den König, in diesem Schloß. Er hatte gerade damals im Park eine kolossale Säule errichten lassen zu Ehren der Konstitution, deren sein Vaterland sich erfreute. Die Säule erhebt sich auf dem sanft abgerundeten Gipfel eines Hügels, dem höchsten Punkt des Parks und der ganzen Gegend, und ist in der Tat ein ebenso großartiges wie prächtiges Monument. Sie ruht, aus feinkörnigem Sandstein erbaut, auf drei ungeheuren Stufen und trägt auf ihrem korinthisch kannelierten Schaft eine Plattform mit vergoldetem Metallgeländer nebst einer hohen Schale, in welcher eine Flamme, ebenfalls vergoldet, lodert. Eine gewundene Treppe führt sehr bequem innerhalb der Säule bis zu ihrer Plattform, von wo der weiteste Gesichtskreis sich dem Auge eröffnet. Ganz Franken liegt sozusagen wie eine schöne Landkarte ausgebreitet da. Den Main mit allen seinen Krümmungen, Städten und Schlössern, die fernen Gebirge, nähere Höhen, die sanft emporschwellen bis zur Basis der Säule – genug, einen weiten und reichen Raum voller Abwechslung und Mannigfaltigkeit überschaut das Auge des schwindelfreien Beschauers von dem Gipfel dieses Denkmals. Es soll seinen Stifter eine übermäßig große Summe gekostet und dennoch keine rechte Freude zuwege gebracht haben. Überhaupt heißt es im Volk, daß nachts klagende Geister um die Säule wandelten. Wie an der Kirchenwand von Mariaburghausen wohne hier eine düstere Sage, welche traurige Dinge flüstere.
Wir lassen das auf sich beruhen wie die Säule selbst, sagen dem einsamen Gaibach Lebewohl und erreichen nach kurzem Marsch das niedliche Städtchen Volkach, dessen einzige lange Straße soeben von buntem Jahrmarktsgewühl belebt ist. Wie es hier soviel heiterer ist als in dem stillen Park von Gaibach mit seiner melancholischen Konstitutionssäule! Das Landvolk in Festkleidern hat sich versammelt und wogt bei hellem Sonnenschein in fröhlichem Getümmel zwischen den Buden, welche freilich keine Londoner oder Pariser Erzeugnisse bieten, aber doch recht nützliche und artige Sachen. Die Tracht der Bauern in der näheren Umgebung von Würzburg zeigt hier ihr Eigentümliches. Die Burschen, in weiten Beinkleidern, sehr kurzen Jacken und Westen von rotem Scharlach mit Gold verbrämt, aber auch von so wunderbarer Kürze, daß man versucht werden möchte, noch etwas daranzuwünschen, sehen gar nicht übel aus, und ihr Hut ist vollkommen malerisch. Er besteht aus einem niedrigen Kopf mit sehr breiter Krempe, welche an den Seiten emporgehoben ist. Goldene Schnüre oder schwarze Bänder, mit Gold durchwirkt und eingefaßt, umschließen den ersteren und halten die Krempe in ihrer aufgerichteten Stellung fest, worauf sie nach hinten weit über dieselbe herabfallen. Ein solcher Hut ist ungemein kleidsam und erinnert an die Hüte andalusischer Hirten. Auch die Oberröcke der Männer haben dermaßen kurze Taillen, daß die Knöpfe, welche dieselbe bezeichnen, ihnen fast zwischen den Schultern stehen. Die Tracht der Frauen und Mädchen ist knapp, zierlich, und sie lieben helle Farben, Silber- und Goldkettchen an den roten Miedern und Bänder im Haar.
Tritt man aus dem südlichen Tor des Städtchens Volkach, so zeigt sich auf einem hohen Berg, dessen Fuß der Main in graziöser Windung umspült, abermals eine Schönbornsche Besitzung: das Schloß Hallburg mit seinen gotischen Giebeln und einem Turm. Wir lassen es rechter Hand liegen und wandern nach dem lieblich gelegenen Städtchen Sommerach, dessen Berge einen in gutem Ruf stehenden Wein erzeugen. Herr Mohr im »Schwan«, ein äußerst gefälliger Mann, hat die freundliche Gewohnheit, durstige Pilger gegen ein Billiges damit zu erquicken.
Schon ehe man Sommerach erreicht hat, sieht man links, wo das Maintal sich öffnet, zwei stumpfe Türme aus der Ebene emporragen, von denen der eine höher ist als der andere, und die schwarzen Schieferdächer langer und großer Gebäude zeigen sich in der Nachbarschaft derselben. Ein Kloster? – Ja, so ist es, teurer Leser, wenigstens die Ruine eines solchen ist