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Burg Salzburg

erst steil aufwärts zu führen, und nicht ohne Mühe wird ihr äußeres Tor erreicht. Deutlich sind noch die Türme, die es beschützten, und die Zugbrücke zu erkennen, welche dereinst den willkommnen Gast zum Eingang leitete. Groß, weitläufig und prächtig sind die Ruinen, in deren inneren Raum wir getreten sind; in der Tat war der Charakter dieser Kaiserpfalz mehr der einer kleinen befestigten Stadt als der einer Burg. Der Umfang der Mauern und die Zahl der innerhalb derselben in Trümmern liegenden großen Gebäude, Türme und Paläste entspricht diesem vollkommen. Es zeigt sich sogleich dem forschenden Blick, daß nur mächtige Herrscher es vermochten, in so früher Zeit solche außerordentliche Gebäude aufzuführen; die zierlichen Fensterbogen im reinsten altdeutschen Stil, Spitztore, Wappen und Bildwerke blicken überall aus grauem Schutt oder dem lebendigen Grün von Gesträuch und Gebüsch hervor. Unser Bild verdeutlicht dies; es zeigt uns einen der inneren Höfe des Schlosses mit dem Giebel eines Gebäudes, das »Die Münz« genannt wird, weil man annimmt, es sei hier unter den Karolingern und sächsischen Kaisern Geld geschlagen worden. Noch unlängst befanden sich Stier- und Hirschköpfe auf dem hier sichtbaren Giebel dieses Palastes. Nicht fern davon, unter einem Bogengewölbe, das man zur Hälfte sieht, ist ein tiefer, tiefer, in Felsen gehauener Brunnen, und der viereckige Turm in der Mitte des Blattes gilt für einen Überrest der Kirche, in der Bonifazius der Heidenbekehrer dem Christengott opferte und ihm Diener weihte. Der Altarstein, der ihm dabei diente, wurde erst in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in den Dom nach Würzburg versetzt.

Tief in den Schacht der Vergangenheit reicht die Geschichte der Salzburg hinab, und es würde dieselbe dunkel und unsicher sein, wären es nicht Namen von unsterblichem Glanz, deren Widerschein sie erhellt. Der erste dieser Namen ist Karl Martell, dem die Erbauung der Saalburg oder später Salzburg um das Jahr 741 mit großer Wahrscheinlichkeit zugeschrieben wird. Die Könige der Franken bereisten in jener frühen Zeit stets ihre Länder, um Gericht zu halten, Gesandtschaften zu empfangen, Gesetze zu geben und andere Verwaltungsgeschäfte ihrer weitläufigen Reiche zu besorgen, wohl auch zum eigenen Vergnügen, den Freuden der Jagd zu huldigen. Es wurden daher in den Gegenden, wo sich Gelegenheit für dies alles bot, königliche Schlösser erbaut, Palatia, Cures regiae, und so entstand auch das Castrum, Palatium Salz, dessen Umgebungen alle Bedürfnisse und Freuden eines königlichen Hoflagers lieferten und das im Inneren zugleich jede Forderung eines solchen nach damaliger Zeit befriedigte.

Von Karl Martell an kennt die Geschichte der Kaiser, die oft und lange hier verweilten, der wichtigen hier stattgefundenen Begebenheiten gar viele. Der Aufenthalt des heiligen Bonifazius auf dieser Pfalz, des Königs Pippin, Karls des Großen, der am häufigsten und am längsten sie bewohnte, der Kaiser Ludwig, Arnulf, Otto I., Otto III., Heinrich, Philipp u. a.; endlich die Konzilien und Reichstage, die hier gehalten, die Schenkungen, die hier bestätigt, die Urkunden, die von hier ausgestellt, die Gesetze, die hier für ganze Nationen gegeben, die Gesandtschaften fremder Völker, welche hier empfangen wurden. Alles dies umgibt die ehrwürdige Burg mit dem reichsten Abendrot historischer Erinnerungen. Die unsichere, lügenhafte Sage verstummt vor solcher Geschichte und verkriecht sich in anderes, unberühmtes Gemäuer, das den Schimmer ihrer phantastischen Erzählung verträgt und sich unter ihr verschönert. Bei der Salzburg braucht nichts ersonnen, nichts durch Dichtung hinzugefügt oder ergänzt zu werden; ihre Vergangenheit ist ein aufgeschlagenes Buch voll goldener Kaisercharaktere, erhaben über jede Fiktion.

Aber allerdings wohnen Geister in der alten Kaiserburg! Abends, wenn der Mond seinen bleichen Glanz über ihre Trümmer ausgießt, wird es lebendig im Bankettsaal, es summt und schwirrt und tönt und zittert wie silberner und goldener Klang durch die stillen Räume. Die italienischen Sänger Karls stimmen ihre Harfen, liebliche Klänge erheben sich leise und doch voll schwellender Harmonie, und an der schweren, eichenen Tafel, das Haupt auf seine weltbeherrschende Rechte gestützt, erscheint die edle, ernste, majestätische Gestalt des großen Kaisers, der vorzugsweise gern hier verweilte. Und noch manche Gestalt schwebt vorüber; noch manche mit der Krone, mit dem Fürstenhut, mit dem Prälatenstab. Und vom Hof herauf schallt geisterhafte Musik. Zimbeln klingen, und die Timbale rollt. Abenteuerliche Gestalten zeigen sich; die Gesandten von Asien kommen auf Kamelen geritten. Im Jahre 803 empfing Karl der Große die Gesandten des orientalischen Kaisers Nicephorus auf der Salzburg. – Da schmettert es unten im Tal wie ein Posthorn; der Würzburger Eilwagen fährt rasselnd vorüber, und die Geister auf der Salzburg verflüchtigen sich. –

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Die Salzburg

Es sei nur hier noch bemerkt, daß die Burg später das Eigentum von Vögten wurde, die sich unter Weglassung ihres Familiennamens Voyte von Salzburg nannten und ein Geschlecht bildeten, das jahrhundertelang blühte. Auch im Besitz der Grafen von Henneberg befand sich die Salzburg einige Zeit, und im Bauernkrieg traf sie das allgemeine Los der Zerstörung. Sie ging nun von einer Hand in die andere, manche von den Familien, die sie bewohnten, erloschen im Laufe der Zeit, aber zu Anfang des vorigen Jahrhunderts kam die Burg durch Kauf wieder an ihre früheren Herren, die Voyte von Salzburg, welche bis zum Jahre 1796 in ihrem Besitz verblieben. Um diese Zeit aber verkauften drei Brüder, Friedrich, August und Ernst Voyt von Salzburg, ihren Anteil an dem alten Sitz ihrer Ahnen dem Freiherrn von Hüttenbach, dessen Nachkommen sie noch besitzen.


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