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20

Auf Sirilund ist großes Schweineschlachten. Das Halbjährige ist bereits getötet und wird in kochendem Wasser gebrüht; jetzt kommt das Einjährige dran, ein schwarz und weiß geflecktes Ungeheuer mit Eisenringen im Rüssel. Und viele Burschen und Frauen sind an der Arbeit: der erste Knecht sticht ab, Wächter Svend und Ole Menneske helfen dazu, während die Köchin und Bramaputra hin- und herlaufen und kochendes Wasser bringen. Sie haben keine Hilfe an der Stallmagd, die nur umhergeht und um die Tiere weint; so hat sie es in allen diesen Jahren gemacht.

Der Knecht schreckt ein wenig vor dem großen Tier, das noch übrig ist, zurück. Wächter Svend hat ihm geraten, es zu erschießen, wie alle anständigen Leute es tun; das aber hat sich die Haushälterin ein für allemal verbeten, wegen des Blutes, das sie nicht einbüßen will.

So, packen wir es nun an, sagt der Knecht und macht sich Mut.

Jaja, antwortet Wächter Svend, antwortet Ole Menneske.

Sie verlassen die Weiber, die immer noch brühen und dem Körper des jungen Schweines die Borsten abziehen. Eine große Menge Krähen und Elstern umkreist sie und schreit und lärmt mächtig.

Die Männer gehen zum Schweinestall, der Eber streckt den Rüssel in die Luft, grunzt und sieht sie an. Sie haben eine Schlinge bereit, um sie ihm um die Beine zu werfen; die Stallmagd lockt das Schwein mit etwas Fressen in einer Holzschüssel auf den Hof heraus, es folgt ziemlich willig nach, grunzend, als fragte es etwas. Der Knecht ruft Bramaputra zu, daß sie die Schüssel für das Blut bereithalten solle. Langsam, in kleinen Zwischenräumen bewegt sich der Zug bis zu einem Langschlitten hin, der zum Schlachten bereitgestellt ist; nun sind sie dort. Die Köchin läßt ihre Arbeit an dem jungen Schwein im Stich und läuft in die Küche, sie kann kein Blut sehen. Viele derbe Worte folgen ihr. Bramaputra bleibt mit ihrer Schüssel zurück; auf dem Boden der Schüssel ist eine Handvoll Salz gestreut. Alles ist bereit.

Abwechselnd grunzt der Eber und bleibt wieder stehen und horcht. Er blinzelt mit den Augen und versucht zu begreifen, was diese Menschen sagen. Die Stallmagd hat den Befehl sich in seiner Nähe zu halten und ihn zu beruhigen, aber sie kann vor lauter Weinen nichts sehen – und auf einmal läuft sie davon, vornübergebeugt und schreiend, zerrissen von Kummer. Der Eber ist auf einmal nicht mehr zu hatten und will ihr nach. Stell wenigstens den Holztrog hin, du verfluchte Gans! schimpft der Knecht; er war schon vorher nervös genug. Aber die Stallmagd hört nicht.

Jetzt schreit der Eber; das Seil um die Knöchel hindert ihn, der Stallmagd und dem Trog zu folgen. Was wollen diese Menschen mit diesem Strick? Er schreit aus allen Kräften, und der Knecht muß laut rufen, wenn er seine Befehle gibt: Laß nur nicht los, zum Teufel! Da, da saust er dahin! Du Satanskerl! schilt er auf Ole Menneske, der losgelassen hatte. Der Eber macht ein paar Sätze über den Hof hin, Wächter Svend holt ihn ein, erfaßt den Strick und zieht an: der gewaltige Speckberg taumelt zu Boden. Auch Wächter Svend wird mitgerissen, bleibt aber wie durch ein Wunder auf den Beinen stehen.

Zornig und gefahrdrohend legt der Knecht das lange Messer weg und nähert sich Ole Menneske:

Du hast wohl die Krähen angeschaut, als du losgelassen hast?

Was gehts dich an, sind es deine Krähen?

Was! Der Knecht ist ganz wütend. Hatte er sich nicht seine Leute zu dieser dummdreisten Arbeit ausgesucht? Er war zu Wächter Svend gegangen und hatte gesagt: Du gehst heute mit und hilfst ein oder zwei Schweine schlachten. Und er hatte zu Ole Menneske gesagt: Du sollst auch dabei sein.

Jetzt führt er mit der Faust drei langsame Stöße aus und fragt männlich:

Siehst du das?

Aber Ole Menneske lacht nur über ihn und sagt:

Nicht einmal die Elstern gehören dir.

Die da, sagt der Knecht von seiner Faust, die da will ich dir in dein Gesicht pflanzen, wenn du wieder ausläßt.

Ach, geh doch zu. Gib mir das Messer, dann werde ich selbst das Schwein abstechen.

Du?

Wächter Svend kommt wieder, den Eber nach sich ziehend, der schreit immer noch und wehrt sich heftig. Dann spuckt Ole Menneske erst in die eine und dann in die andere Hand und faßt den Strick wieder an. Wächter Svend steht mit einer neuen Schlinge da, die dem Schwein um den Rüssel gelegt werden soll, er steht da und paßt den Augenblick ab.

Paß auf! ruft Bramaputra  ... Sie weiß, daß er eine gefährliche Arbeit vorhat, der Eber kann zustoßen und die kecke Hand aufreißen.

Wenn du jetzt endlich diesen Svend nicht mehr anreden würdest! warnt der Knecht verbissen. Er hüpft umher.

Bramaputra sieht ihn an.

Du bist so zornig, weil ich dich nicht küssen will, antwortet sie.

Ole Menneskes Augen werden klein und stechend, als er das hört:

Ich werde dir dein Maul schon stopfen, droht er.

Jetzt hat Wächter Svend den Strick um den Schweinerüssel einmal herumgeschlungen, die anderen Schlingen folgen blitzschnell nach. Nun ist das Tier ungefährlich, und nun kann es losgehen; seine Schreie werden erstickt, mühsam atmet es durch das zusammen geschnürte Maul. Dann wird der Eber an allen vier Beinen gepackt und auf den Schlitten hinaufgewälzt. Vor lauter Nervosität und Spannung packen diese Menschen unnötig eisenhart und unüberwindlich zu, und dabei liegt das Tier schon ganz überwältigt auf dem Schlitten. Der Knecht langt nach dem Messer und beginnt zu zielen.

Nicht zu hoch oben, ruft Ole Menneske ihm zu.

Rede ihn jetzt nicht an, warnt Bramaputra und beginnt bereits mit dem Quirl in der Schüssel zu rühren. Das Salz gibt einen knirschenden Laut.

Dann stößt das Messer zu; der Knecht drückt zweimal an, um es durch die Schwarte zu bringen, dann ist es, als schmelze das lange Messer durch die fette Gurgel bis an den Schaft hinein.

Erst spürte der Eber gar nichts, er liegt einige Sekunden da und denkt ein wenig. Dann aber begreift er, daß er getötet ist, und jetzt quiekt er seine erstickten Schreie hinaus, bis er nicht mehr vermag. Das Blut ist die ganze Zeit aus seiner Kehle geflossen, und Bramaputra rührt unablässig in ihrer Schüssel  ...

Es ist ein leichter Tod, erstochen zu werden, sagte Wächter Svend gedankenvoll.

Hast du es vielleicht schon versucht?

Es dauert nur eine einzige Minute, sowohl für den, der sticht, als für den, der stirbt  ...

Nachmittags hat Wächter Svend sich freigemacht, um zu Benonis Haus zu gehen und den Schornstein zu fegen. Er hat sich mit einem langen Birkenzweig und mit einer Wacholderquaste an einem dicken Stahldraht versehen.

Benoni ist in der Stube. Es ist nur einer seiner überaus närrischen Einfälle, daß der Kamin gekehrt werden muß, es geschieht einzig und allein, um den Leuten zu zeigen, daß der Schornstein in seinem Haus sehr viel gebraucht wird und der Herd beinahe nie kalt ist.

Vielen Dank, daß du mir diesen Gefallen tun willst, sagte Benoni und schenkte Wächter Svend einen Schnaps ein. Zwischen diesen beiden herrschte stets Freundschaft, weil Wächter Svend sich immer so höflich benahm.

Es wäre ja doch auch eine Schande, wenn ich Hartvigsen diesen kleinen Dienst nicht erweisen würde, antwortete Wächter Svend.

Er ging in die Küche hinaus, stellte alle Pfannen und Töpfe vom Herd weg und begab sich danach aufs Hausdach. Benoni ging mit hinaus und redete zu Svend hinauf:

Wie ist der Ruß, ist er fett?

Ja, antwortet Svend, glänzend und fett.

Ja, das kommt vom Bratendampf, sagt Benoni. Ich habe meinem Mädchen gesagt, daß wir nicht so gut zu leben brauchten, aber –

Ja, mit den Frauenzimmern hat man gut reden! scherzt Svend lachend.

Ach Gott, die Arme, sie hat sich das in meinem Haus so angewöhnt, entschuldigt Benoni sie. Der Ruß ist schwarz und fett, sagst du?

Es ist der schwärzeste und fetteste Ruß, den ich je gesehen habe.

Benoni ist äußerst zufrieden, und es behagt ihm, wieder mit seinem alten Kameraden vom Funtus und vom Großnetz zusammen zu sein. Es war ihm darum zu tun, Svend möglichst lange dort oben auf dem Dach zurückzuhalten, damit die Leute, die von und zu dem Laden auf Sirilund kamen und gingen, ihn recht sehen konnten.

Ich werde dir deinen Diamanten abkaufen, sagt er.

Das ist viel zu viel. Und was wollen Sie damit machen?

Er kann ja hier bei mir liegen. Ich habe nun doch schon so viele Kleinodien. Es werden immer mehr und mehr, bald reichen sie vom Boden bis zur Decke.

Wächter Svend meint, wenn Hartvigsen ihm ein paar Taler auf den Diamanten leihen wolle, für einen bestimmten Anlaß, dann –

Für welchen Anlaß?

Ja, Ellen und ich wollen nun heiraten.

Na, ist es jetzt so weit? Wo wirst du mit ihr wohnen?

Wir könnten in der Kammer wohnen, wenn Fredrik Mensa stirbt.

Hast du mit Mack darüber gesprochen?

Ja, Ellen hat mit ihm gesprochen. Er wollte es sich überlegen.

Benoni überlegte auch.

Ich werde deinen Diamanten kaufen und dir bar in die Hand bezahlen, sagte er. Damit du nicht um ein paar Taler verlegen sein mußt.

Als Svend im Begriff ist, wieder herunterzusteigen, blickt er noch vom Dach aus umher und sagt:

Da geht jetzt der Rechtsanwalt vom Küstershof wieder in den Laden.

Wirklich?

Er fängt an, sehr oft dahin zu gehen. Das wird zu nichts Gutem führen.

Benoni denkt an Rosa und an die Zeit, in der er ihr Liebster war, er schüttelt den Kopf und sagt:

Jaja, Rosa, dein Mann verdient wohl viel Geld, aber –

Wächter Svend gönnt diesem Rechtsanwalt Arentsen überhaupt nichts, er ist nicht einmal mit dem vielen Geld einverstanden.

Ich will Ihnen etwas sagen, Hartvigsen, wieviel verdient er denn eigentlich? Er hat ein paar Prozesse und bekommt einige Taler dafür. Aber jetzt braucht er auch seine Taler. Wenn sein Vater stirbt, kann er nicht mehr umsonst auf dem Küstershof wohnen, da muß er sich dann ein Haus bauen oder mieten. Und dann hat er noch seine Mutter.

Unter verschiedenen Vorwänden hält Benoni Wächter Svend noch so lange auf dem Dach zurück, bis der Rechtsanwalt wieder zum Vorschein kommt und den Laden verläßt.

Geht er aufrecht? fragt Benoni.

Er geht aufrecht, weil er an so viel gewöhnt ist, antwortet Wächter Svend.

Er steigt vom Dach herunter und schickt sich an, in der Küche zu kehren. Benoni ist die ganze Zeit dabei.

Da fällt mir eben der Glockenstrang bei Mack ein, sagt er. Er war aus Silberfaden und Samt?

Aus Silberfaden und Seide. Und der Handgriff war mit rotem Samt bezogen.

Ob Mack den wohl verkaufen will?

Das ist die Frage. Würden Sie ihn kaufen?

Ich brauche einen Glockenzug, antwortet Benoni. Und es macht mir keine Freude, wenn ich etwas Billiges kaufe. Liegt man da im Bett und läutet?

Man liegt einfach im Bett und zieht ein oder zweimal daran, wie man will. Aber es ist nicht gerade notwendig, daß man jedesmal ins Bett geht, wenn man läutet, sagt der lustige Wächter Svend lachend, sagt dieser leichtlebige Mann um des Spaßes willen.

Ich werde mir einen solchen Glockenstrang aus Bergen verschaffen, sagt Benoni ernsthaft. Ich schaue ein paar Taler nicht an, ich kann gerne viele Dinge in meinem Haus liegen oder hängen haben  ...

Ah, aber Benoni war nicht immer so selbstsicher, so sicher, daß er sich vieles leisten könne; gar oft, wenn die Nacht still und lang war, lag er da, von schlimmen Zweifeln über seine jetzige Lage geplagt. Was besaß er denn eigentlich? Außer den fünftausend Talern, um die Mack, dieser Schuft, ihn betrogen hatte, besaß er nur ein Wohngebäude und einen Schuppen; das Großnetz war bald wertlos. Es war nicht lustig mit solchen Gedanken einzuschlafen  ...

Am Sonntag zieht Benoni sich fein an und geht in die Kirche. Er hegt einige Hoffnung, in der Kirche eine gewisse Person zu Gesicht zu bekommen, und deshalb macht er sich jedesmal so eigens schön, mit zwei Jacken und mit hohen Schaftstiefeln, deren lackierte Umschläge ohnegleichen sind. Eines Sonntags nun geht er ungewöhnlich finsteren Gemütes von der Kirche heim. Arn Törker war jetzt mit dem Funtus von Bergen zurückgekommen und hatte Benonis eigene Reise recht galant mit Benonis eigenem Glück gemacht. Da war es bald keine Sache mehr, die große Reise nach Bergen zu machen. Und wie gewöhnlich war der Funtus mit Waren für den Kaufmann beladen und hatte noch dazu eine unglaublich schwere und große Kiste an Bord, zu der man acht Mann brauchte, um sie auszuladen: es war das neue Klavier, das Mack gekauft hatte. Mund und Nase aufgerissen, stand Benoni da, als er von diesem Klavier hörte und von dem neuen schimmernden Silberzeug, das Mack sich ebenfalls angeschafft hatte. Wo nahm dieser ruinierte Schuft das Geld her? Und das Klavier wurde in Macks große Stube gestellt und Rosa vom Küstershof probte es aus: einige leise Töne mit den Fingerspitzen, dann lief die junge Frau weinend davon, einen so wunderbaren Klang hatte das neue Instrument.

Benoni aber hatte eine andere und fürchterliche Ursache, verzweifelt zu sein: die neue Steuerliste war zur Kenntnisnahme ausgelegt worden, und man hatte Benoni schlecht darin behandelt, er brauchte keine Vermögenssteuer mehr zu bezahlen.

Benoni erbleicht, während er dies liest, und es scheint ihm, als betrachteten ihn die Leute mitleidig. Er lacht und sagt: das ist ja schön, daß ich keine Steuer zu zahlen brauche! Aber er grämt sich so, daß seine Lippen beben. Während er von der Kirche heimgeht, beschließt er, den Steuerschätzer aufzusuchen und ein paar gute Worte mit ihm zu reden, ja, er wollte lachen und ihm dankbar die Hand schütteln, weil er von der Vermögenssteuer befreit worden war, haha.

Aron in Hopan holt ihn ein. Benoni runzelt die Brauen: vor einigen Monaten noch waren es nur die besseren Leute gewesen, die es wagten, Benoni Hartvigsen unterwegs einzuholen und sich ihm anzuschließen. Als Aron »Frieden!« wünscht, antwortet Benoni: Guten Tag! um ihn merken zu lassen, daß er von einer anderen Art sei.

Aron schwätzt von Wind und Wetter, wie es der Brauch erheischt, dann kommt er zu seinem Anliegen: ob er, Hartvigsen, ihm nicht ein wenig helfen könne?

Was ist denn?

Es war der Prozeß. Rechtsanwalt Arentsen hatte bereits seine eine Kuh bekommen und die andere war ihm auch schon gutgeschrieben. Jetzt aber hatte Arons Weib bei dieser zweiten Kuh Halt gesagt; die solle nicht lebend aus dem Stalle kommen.

Ich kann dir nicht helfen, sagte Benoni und demütigte sich selbst, daß es ein Jammer war. Du hast ja selbst heute in der Steuerliste gesehen, ich habe kein Vermögen, hehe.

Das ist auch das Verrückteste, was ich je gehört habe. Wer von uns hat denn ein Vermögen  ... Und Aron spricht von den Klippen: ob Hartvigsen ihm nicht die Klippen abkaufen könne?

Weshalb kommst du denn zu mir und bietest mir die Klippen an?

Zu wem sollte ich sonst gehen? Ich gehe zu dem, der Macht hat. Ich habe mit dem Rechtsanwalt über diese gesegneten Klippen gesprochen, aber er hat kein Geld; ich habe mit Mack darüber gesprochen, er hat kein Geld.

Als Benoni das hörte, sagte er:

Ich will es mir überlegen. Hast du mit dem Leuchtturmwächter gesprochen?

Der Leuchtturmwächter! Er hat für mich Steinproben an einen Professor in Kristiania gesandt und die Antwort bekommen, daß es Bleierz mit Silbergehalt sei. Was kann der Leuchtturmwächter mehr tun? Sie sind der Einzige, der mächtig genug dazu ist.

Jaja, sagte Benoni, als er rasch überlegt hatte, etwas mehr oder weniger Geld, darauf soll es mir nicht ankommen. Ich werde die Klippen kaufen.

Ihr leistet mir einen ewigen Dienst.

Du kannst morgen zu mir kommen, sagte Benoni in Macks kurzer Art und nickte, wie Mack zu nicken pflegte.

Da war es geschehen  ...

Tags darauf hatte Benoni noch einmal mit dem Leuchtturmwächter Schöning gesprochen.

Der welke Mann war stolz und erfreut darüber, daß seiner Meinung überhaupt das geringste Gewicht beigelegt wurde; diese Klippen, die er nun schon seit Jahren gesehen hatte, kamen jetzt jedenfalls in andere Hände, es trat eine Veränderung ein, seine Idee lag nicht mehr steintot da. Der Leuchtturmwächter hatte gemeint, er solle diese Viertelmeile Klippen gut bezahlen, zehntausend Taler seien das Mindeste.

Aber sowohl Aron in Hopan als auch Benoni waren beide vernünftige Leute, die begriffen, daß der Leuchtturmwächter nicht recht bei Trost sei. Im Gegenteil, Benoni war wieder ganz er selbst und kaufte die Klippen durchaus nicht so aufs Geratewohl: auf das Erz und das Silber verstand er sich nicht; aber mit wenig Arbeit und Ausgaben konnte er diese Klippen ein gutes Stück weit am Meer und am Gemeindewald entlang herrichten und einen schönen Trockenplatz für Klippfische daraus machen. Es konnte ja sein, daß er einmal auf eigene Rechnung auf den Lofotinseln Fische kaufen würde, und dann brauchte er den Trockenplatz.

Er kam mit Aron dahin überein, daß er ihm hundert Taler für die Felsen mit dem darauf stehenden kleinen Niederwald geben wollte. Der Diener des Lensmannes setzte die Urkunde auf.

Als aber Benoni das Geld aufzählen sollte, fühlte er sich in solchem Maße als Arons Wohltäter und Vormund, daß er sagte:

Aber dieses Geld darf nicht zum Rechtsanwalt auf dem Küstershof wandern, verstehst du. Das kannst du dir nicht leisten.

Hm. Was das betrifft  ... Nein, alles Geld? Gott bewahre mich!

Für wieviel ist die Kuh verpfändet?

Für zwölf Taler.

Benoni zählt zwölf Taler ab und gibt sie Aron: Das ist für den Nikolai. Und damit ist dann der Prozeß zu Ende! Dann zählt er die achtundachtzig Taler auf, wickelt sie in ein Papier und sagt: Und das – das ist nicht für den Nikolai.

Aron in Hopan wußte ja von der Sache zwischen Benoni und Rosa, der Frau des Rechtsanwaltes, er nickte deshalb, als er das Geld einstrich und sagte:

Das ist nicht für den Nikolai, nein.

Ja, nun wollen wir sehen, ob du Wort hältst!

Ah, es war schön, seine Macht zu gebrauchen und Mack zu sein und die Achtung der Leute zu genießen! Nun soll Aron weitertragen, was Benoni Hartvigsen gesagt und getan hat  ...

Der Diener des Lensmannes nahm den Kaufbrief mit, um ihn dem Hardesvogt zur Verlesung beim Thing zu senden.


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