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Der Hering, den Benoni prophezeit hatte, kam nicht, und er konnte die goldenen Ringe nicht kaufen. Es war, als sollte es nicht sein. Benoni ging nach Sirilund und sagte zu Rosa:
Was meinst du, wenn wir jetzt heirateten? Da sie nicht antwortete: Ja, tun wir das! aber in ihrem Gesicht auch keine abschlägige Antwort zu lesen war, fragte er: Können wir uns nicht wenigstens aufbieten lassen?
Wir haben ja noch Zeit, antwortete sie. Willst du nicht im Winter nach den Lofotinseln?
Das habe ich nicht vorgehabt.
Er war ein wenig gekränkt. Ein Mann in seinem Wohlstand fuhr doch nicht auf den Fischfang. Sie begriff, daß sie etwas Falsches gesagt hatte und wollte es wieder gutmachen.
Ich glaubte, du solltest die Galeasse für Mack führen.
Nein. Mack hat nicht mit mir darüber gesprochen.
So. Und du willst wohl auch nicht mit ihm darüber reden?
Immer gekränkter antwortete Benoni:
Ich habe es nicht so nötig.
Sie legte ihre Hand auf die seine, um ihn wieder zu versöhnen. Ach dieses Menschenkind, da saß sie nun mit ihrem vollen herrlichen Mund und sagte nicht: Komm, laß uns auf der Stelle heiraten! Wer konnte sich auch auf die Damen verstehen?
Er umarmte sie und küßte sie. Und sie ließ es geschehen. Das war das zweite Mal.
Ich will einen goldenen Ring und ein goldenes Kreuz für dich kaufen, sagte er.
Ja, ja. Aber das eilt doch nicht.
Was in aller Welt ist mit dir los? fragte er und sah sie an. Mit nichts eilt es?
Ihre grauen Augen begannen sich zu verdunkeln, es war wie ein Sonnenuntergang. Sie erhob sich und ging ein paar Schritte fort.
Ich habe nichts ... Gibt es heuer keinen Hering, glaubst du?
Das kommt darauf an. Aber wenn der Hering kommt, so fahre ich. Ich verstehe, daß du das möchtest.
Wieder die gleiche Sache, sie setzte sich zu ihm, um ihn noch einmal zu versöhnen. Als ihm klar wurde, daß diese Taktik sich lohnte, tat er in passenden Zwischenräumen verstimmt und erreichte dadurch, daß sie ihn wieder mit kleinen zärtlichen Worten und durch Streicheln zu besänftigen versuchte. Sie war so geizig mit ihren Annäherungen, niemals erwies sie ihm irgendeine Zärtlichkeit, ohne daß sie dazu gezwungen war.
Aber so bestimme doch einen Tag, sagte Benoni, wir müssen doch einen Tag für unsere Hochzeit festsetzen.
Da sie nun nicht gut ausweichen konnte, wollte sie die Zeit wenigstens möglichst lang hinausziehen und sprach von einem Jahr oder so etwas; – was er dazu meine, in einem Jahr, vom nächsten Weihnachtsfest ab gerechnet?
Neues Gekränktsein.
Ich will nicht darum betteln, sagte Benoni.
Sie einigten sich endlich dahin, daß jeder von seiner Seite aus ein wenig nachgeben sollte, und Rosa warf ein Datum, spät im nächsten Jahr hin, einen Tag um Mittsommer herum. Bis dahin war noch gut und gerne ein halbes Jahr zu warten, ja, beinahe sieben Monate ...
Ehe Benoni nach Hause ging, sah er noch in Macks Laden hinein. Mack selbst und seine beiden Gehilfen standen da und schrieben die Preise auf die neuen Waren, die für Weihnachten hereingekommen waren. Große Kisten standen offen da, aus denen sie alle Gestelle mit Stoffen und Waren füllten. Es war bitter kalt im Laden, die Tinte war zu einem Brei gefroren, den Mack, so oft er eine Zahl schreiben wollte, mit seinem Atem auftaute. Er hatte Handschuhe an; aber die beiden Gehilfen arbeiteten mit bloßen Händen.
Dann und wann kam und ging ein Kunde.
Benoni verlangte den neuen Kalender. Er schaute hinein, merkte sich die Tage, an denen Sonnenfinsternis war und die nordländischen Marktzeiten und machte weit hinten einen Strich, irgendwo um Mittsommer herum. Es ist ein Mittwoch, dachte er, an Sylverius, während des Neumondes.
Soll es denn heuer keinen Hering für die Menschen geben? sagte Mack, um Benonis Interessen entgegen zu kommen.
Obwohl Mack sein großer Schuldner war, schmeichelte es Benoni doch stets, ein freundliches Wort von ihm zu bekommen, so große Achtung flößte der alte Magnat ein. Ho, dieser Mack auf Sirilund, immer noch ging er mit seiner Diamantnadel in der feinen ungestärkten Hemdenbrust umher, und an den Füßen trug er teure Stadtstiefel mit langen Spitzen. Seit mehreren Jahren färbte er sich Haar und Bart.
Nein, es gibt keinen Hering, sagte Benoni. Könnte ich wohl ein paar Worte mit Ihnen im Kontor sprechen?
In einem Augenblick.
Wollte Mack Zeit, einige Minuten zur Überlegung gewinnen? Er hatte die Gewohnheit, stets so zu antworten.
Er fuhr fort, Preise auf die Waren zu schreiben und sie in der langen Rechnung des Kaufmannes anzumerken. Er fing einen neuen Posten an, als er aber genug nachgedacht hatte, rief er plötzlich aus:
Jetzt stehe ich zu Diensten, und ging voran ins Kontor.
Sie dürfen es sich nicht verdrießen lassen, fing Benoni an. Die Leute sagen, daß ich den Pfandbrief im Thing verlesen lassen muß.
Im Thing verlesen? Weshalb das?
Das ist Vorschrift.
Wer sagt das?
Irgendeiner. Ich weiß nicht. Man sagt es.
Macks Gesicht hatte den Ausdruck gewechselt, dann aber sagte er kalt und kurz:
Gut, laß ihn im Thing verlesen. Was habe ich damit zu schaffen?
Lassen Sie es sich nicht verdrießen, die Sache ist nur die, daß es Geld kostet.
Eine Bagatelle. Ich bezahle die Gebühren.
Ja, ja, Dank, das war es nur, was ich hören wollte. Und daß es mit Ihrem Willen geschieht.
Gegen alle Gewohnheit antwortete Mack zu rasch:
Nein, das tut es nicht, es ist durchaus nicht mein Wille. Aber ich muß mich dareinfinden. Hm. Hätte ich nicht das Geld bereits nach dem Süden gesandt, würdest du es jetzt wiederbekommen.
Benoni wurde es übel zumute, und er stammelte:
Aber lieber ... Man sagt doch ...
Ach, laß die Leute sagen, was sie wollen. Trägt nicht der Revers meine Unterschrift: Sirilund, den soundsovielten, Ferdinand Mack? Ich will dir etwas sagen, Hartvigsen, ich will nicht, daß die ganze Welt ihre Nase in meine Geschäfte hineinsteckt. Das habe ich nie geliebt.
Aber sie sagen, daß das Dokument verlesen werden muß, wiederholte Benoni. Er hatte Macks Mienenwechsel beobachtet und war nun plötzlich vorsichtig geworden.
Mack trat ans Fenster und dachte nach. Dann sagte er:
Gut, gib mir das Papier, dann will ich selbst dafür sorgen, daß es im Thing verlesen wird.
Ich habe es nicht bei mir.
Dann bringst du es in den nächsten Tagen mit.
Und Mack nickte. Das war das Zeichen dafür, daß die Verhandlungen beendet seien.
Als Benoni auf dem Heimweg war, dachte er listig und scharf: Warum wohl Mack gegen die Verlesung im Thing Widerstand leisten mochte? Die Leute wußten doch, daß er von allen Seiten Geld annahm, sie brachten es ihm selbst und setzten es bei ihm ein, wenn sie einige Schillinge übrig hatten.