Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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368. An Goethe

den 10ten Ottober 1805

Lieber Sohn!

Verzeihe wenn Überbringer dieses durch eine Anfrage dir villeicht beschwerlich fält. Er heißt Graf ist Gastwirth im sogenandten Rebstock – ihm ist ein Weimaraner Geld schuldig – der Schuldner soll noch Vermögen besitzen – will auch gern bezahlen – schibts auf seine in Weimar lebende Brüder die nichts heraus geben wollen u. d. g. Gastwirth Graf hat schon mehrmahl nach Weimar geschrieben ohne Antwort zu erhalten – da ist Er nun selbst da – nur um zu erfahren wie die Sachen stehn – und hauptsächlich wo Er sich zu melden hat – bey welchem Ampte – bey welcher Behörde – und das will Er bey dir erfahren – und bittet um eine Auskunft in dieser Sache – von Bekanden wurde ersucht Ihm ein Recomodations Brieflein an dich mitzugeben, und das thue ich hirmit. Kanst du diesem Lands mann in dieser Begebenheit etwas nützen so wird Er es in seiner Gaststube erzählen – und die Burger-Capitaine – und diese Claße von Menschen, die wein bey ihm trincken, werden ihren gnädigen Lands mann hoch leben laßen.

Über die glückliche Niederkunft Euerer Erbprintzseß habe ich große Freude gehabt Gott seegne Sie und das gantze Fürstenhauß. Daß wir so vel quasi wieder Krieg und Kriegs geschrey haben wißt Ihr aus den Zeitungen – wir sind die Dinge jetzt schon so gewohnt, daß uns Cannonen und Pulver wägen nicht mehr ängstigen – Vor ohngefähr 20 Jahren sang Mefistovles im Docter Faust – : Das liebe heilige Römische Reich – wie hälts nur noch zu sammen?: Jetzt kan man es mit recht fragen. Die Churfürsten – Fürsten – laufen quir und quer – hin und her – es geht her wie in Schnitzel putz Häußel – es dreth sich alles im Kreusel – man weiß gar nicht mit wem mans halten soll – es wird schon wieder ins Gleiß kommen – denn der Liebe Vater überm Sternen Zelt – werth doch den Bäumen daß sie nicht in Himel wachssen – der wirds schon wieder in Ordnung bringen. Ohnlängst habe ich von meiner Lieben Tochter einen sehr guten Brief erhalten wegen deinem Wohlbefinden – ich hoffe zu Gott, daß dieser Winter gut und angenehm vorübergehnen soll – laßt mich zuweilen etwas von Eurem Befinden hören, das wird sehr erfreuen

Eure treue Mutter Goethe

Meine Liebe Tochter u den braven Augst grüße freundlich. Egmonth wird einstudirt.


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