Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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303. An Christiane Vulpius.

den 19ten Jenner 1801

Liebe Tochter!

Preiß – Danck und Anbethung sey dem Gott! der vom Tod erretten kan, und der Hülfe gesendet hat, damit unser Glaube an Ihn auf neue gestärcket – und wir mit neuem Muth immer auf Ihn hoffen und Ihm allein vertrauen! Er stärcke meinem geliebten theuren Sohn! Schencke Ihm die verloh[r]ne Kräffte, und setze Ihn ferner zum Seegen zur Freude uns und allen die Ihn lieb und werth haben Amen. Aber meine Liebe Liebe Tochter! wie soll ich Ihnen dancken, vor alle Liebe und Sorgfalt die Sie meinem Sohn erwießen haben – Gott sey Ihr Vergelter – Er hat Ihn Ihnen jetzt aufs neue geschenckt – Sie werden jetzt ein neues Leben mit Ihm Leben – und wird Ihr beyder Wohlseyn zu meinem größten Trost biß in die spätesten Zeiten erhalten Amen. Nun meine Liebe Tochter! Jetzt eine Bitte – ich muß nun |: will ich ruhig und meine Tage nicht in Sorge und Angst hinleben: ehestens wieder Nachricht haben, wie es aussieht – ob die Beßerung anhält – und was es denn eigendlich vor ein Übel war – das uns so schrecklich unglücklich hätte machen können – Sie sollen nicht schreiben, erholen stärcken von der großen Mühe und von der noch größeren Angst das sollen Sie, nicht Schreiben, auch mein Sohn nicht der soll sich pflegen und erholen – Aber entweder dictiren Sie Geisten – oder Augst oder laßen Sie Ihren Herrn Bruder die Mühe übernehmen – nur ein paar Zeilen mit der ersten Post!!!! Die Kranckheit muß doch erst nach neujahr gekommen seyn, denn die Christtage habe ich Briefe die gut lauten von Ihnen und von Ihm – Nochmahls Tausend Danck vor alle Liebe – treue und Besorgung – auch vor den Brief an mich – wie leicht hätte ich es von Frembten auf die schreckhafteste art erfahren können – Leben Sie wohl! Grüßen meinen mir von Gott auf neue geschenckten Sohn – auch den Lieben Augst von

Eurer aller treuen Mutter und Großmutter Goethe.


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