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den 12ten October 1802
Liebe Tochter!
Ich habe verschiedne Dancksagungen an Euch meine Lieben zu entrichten – die erste an meinen Sohn, daß Er Herrn Schöff Wallacher so geschwindt seine Bemerckungen überschickt hat – die zweyte an Ihnen liebe Tochter vor die Übersendung der Bücher und Journahle – ich freue mich daß mir dadurch wieder ein angenehmer Zeitvertreib zu theile geworden – zumahl da von meinem Sohn seinen Wercken sich dabey befinden, und ich lange nichts von Ihm gesehen habe – desto erfreulicher ware es mir. Zu dem noch unsichtbahren Wesen wünsche von Hertzen Glück Heil und Seegen – Gott! Bringe es gesund ans Tages licht; so wird Er auch Nahrung und Kleider bescheren – und es wird mir ein wahres Vergnügen seyn etwas beyzutragen den kleinen Graß-affen in etwas heraus zu Stafiren – da ich aber nicht gern Ihnen ins Gehege kommen – und dadurch auf der einen Seite zu viel, und auf der andern zu wenig geschehen möge; so ersuche ich Ihnen Liebe Tochter mir gantz offenhertzig zu berichten – was ich thun soll um Ihnen Freude zu machen – Aber schreiben sollen Sie nicht, dictiren Sie nur das ist herrlich wenn ich nur erfahre was es bey Euch gutes gibt schreibe es wer will. Wer einen Brief von mir erhält – kan sichs als ein großes genaden Zeichen anrechnen denn Unbehaglicheres weiß ich vor mich nichts – als Briefe schreiben!! drum verdencke ich es keinem Menschen wenn er nicht schreibt – Aber schadloß halte ich alle die die zu mir kommen, durch meine Zunge – Künftigen Sommer hoffe ich Ihnen meine Liebe Tochter davon zu überzeugen – Leben Sie wohl! Grüßen Sie meinen Lieben Sohn – und den Lieben Augst
von
Euer aller treuen
Mutter und großmutter
Goethe.