Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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291. An Goethe.

den 16ten December 1799

Lieber Sohn!

Heute ist das Kistgen bepact mit Christgeschencken an dich mit dem Postwagen abgegangen – wünsche daß alles zum Vergnügen ausfallen möge – Auch hoffe ich, daß das Zeug zum Kleid meiner Lieben Tochter gefallen wird – der Judenkram ist vordißmahl etwas ärmlich – ich habe alle Schubladen aus gelehrt um nur dein Begehren in etwas zu erfüllen. Vergangenen Freytag den 13 ten ist auch ein Kästgen mit Maronen an dich abgegangen – ich hatte eine große Freude welche zu bekommen – die Castanien sind erbärmlich und nicht zu genißen, da lase ich im Anzeigs Blatt, daß Maronen zu haben wären flugs schickte ich darnach – kaufte und spedirte sie sogleich nach Weimar – wünsche daß sie dir behagen mögen. Lieber Sohn! Nach der Rückkehr der Mama la Roche empfinde erst recht – wie du mir zu liebe dich in meiner kleinen Wohnung beholfen hast – Ei! Was hat die mir und allen deinen Freunden vor eine herliche Beschreibung deines Haußes und deiner gantzen Einrichtung gemacht – das deliziese Gastmahl das du Ihr gegeben hast – das prächtige grüne atlasne Zimmer – der herrliche Vorhang – das Gemählde das dahinter war – Summa Sumarum – einen gantzen Tag hat Sie mich davon unterhalten – was mir das vor ein Tag war kanst du leicht dencken!!! Gott! Erhalte und Seegne dich laße dir es wohl gehen – und lange mögstes du Leben auf Erden – und das wird geschehen, denn der Mutter Seegen baut den Kindern Häußer Amen. Aber dem allem ohnbeschadet – hoffe ich doch daß du mich einmahl wieder mit deinem Besuch erfreuen wirst – ich will so viel mir möglich dir alle Gemächlichkeit zu verschafen suchen. Das wäre denn vordißmahl so ohngefähr alles was ich dir zu berichten hätte – Grüße meine Liebe Tochter und den Lieben Augst hertzlich von

Eurer aller treuen Mutter Goethe.


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