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Man kann es nicht fassen – ich weiß, oder ich glaube, daß man es nicht fassen kann – daß aus diesem Ereignis, das uns mehr als irgend ein anderes aneinander gefesselt haben müßte, der Same emporkeimte, der meinen Sinn von meiner Frau abwandte. Es scheint mir jetzt so unbegreiflich, so wider die Natur, daß das Ganze mir immer rätselvoller wird, je mehr ich zu wissen und zu verstehen glaubte. Alles, was ein Mensch einem anderen Böses zufügen kann, habe ich nach diesem Tage Olga getan. Ich habe aufgehört sie zu lieben, ich habe sie mißachtet. Ich habe sie und mich selbst mit einem anderen Weibe verraten, das unendlich tief unter ihr stand. Ich habe sie verlassen, als sie meiner am meisten bedurfte, und ich habe nicht gewußt, was ich tat.
Wie ist so etwas möglich? Wie kann man Herzenskälte gegen jene fühlen, die man am meisten geliebt, nur weil zwischen ihr und mir ein Kummer stand, der ihr die Kraft raubte? Das ist in meiner Seele als das große Rätsel meines Lebens eingebrannt, das nicht einmal der Tod lösen kann; und wenn ich an diese Zeit denke, will es mir scheinen, als wäre die unmenschlichste Grausamkeit erklärlich, verglichen mit meiner eigenen. Es ist, als stellte mich das, was ich in dieser Zeit dachte, tat und wollte, außerhalb des Kreises der Menschen, und ich wünschte, daß ich das, was mir damals widerfuhr, so erzählen könnte, daß andere Menschen wenigstens verständen, was ich in dieser Zeit litt. Es ist so unglaublich, daß es den letzten Rest von Stolz in meiner Seele zermahlen hat, und daß ich alles dahingeben wollte, um zu erreichen, was sonst das Verächtlichste von allem ist: einen Funken Mitleid mit mir selbst gerade in dem Punkte, wo ich am verbrecherischsten war. Und doch – was kümmern mich hier anderer Menschen Gedanken, anderer Mitleid? Eine einzige gibt es, deren Seele sich in dieser Angst der meinen nähern kann. Sie, die ich mit Füßen getreten, vergessen und verschmäht, sie, die ich in den Monaten verließ, wo jeder Tag, der ging, alles nahm, was in mir ihr gehörte.