Gustaf af Geijerstam
Alte Briefe
Gustaf af Geijerstam

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12

Nur dies, nichts anderes hatte ihn so grüblerisch gemacht. Ich kann nicht begreifen, daß das wirklich wahr ist. Nichts anderes als eine Geldfrage hatte es bewirkt, daß er diesen ganzen Sommer nicht derselbe gewesen war. Davor zurückschreckend, mir Kummer bereiten zu müssen, hat er sich mit seinen Gedanken in sich selbst verschlossen. Jedes von seinen Sorgen erfüllt, sind wir aneinander vorbeigegangen und haben nichts gesehen und nichts verstanden. Der Kopf wirbelt mir, wenn ich versuche, daran zu denken. Es schmerzt in meinem Herzen. Ich kann überhaupt nicht denken. Ich weiß nur dieses einzige, daß ich mich getäuscht habe, daß Pierre nichts gesehen, nichts geahnt hat, daß mein Geheimnis wohl bewahrt ist.

Als ich aus meiner Ohnmacht erwachte, dachte ich an dies. Es erfüllte mich zuerst mit solchem Jubel, daß ich vor Freude hätte aufschreien können. Dann fühlte ich mich von ungeheurer Scham gequält. Was mußte Pierre von mir glauben? Was sollte er denken? Würde er meinen, daß ich um seinetwillen nichts ertragen, nichts entbehren könne? Ich war ja ohnmächtig geworden, als er mir erzählte, daß er Geld verloren hatte. Ach, wenn er wüßte, wenn er nur wüßte! Die Gefühle stürmten so durch meine Seele, daß ich meinte, ersticken zu müssen. Ich dachte nur an eines, fragte nur nach einem auf der ganzen Welt: daß ich Pierre über alles liebte und daß ich es ihm um jeden Preis sagen mußte. Ich fiel vor ihm auf die Kniee, ich weinte und lachte durcheinander. Ich benahm mich, als wäre ich wahnsinnig.

»Ich verstehe dich nicht,« sagte Pierre.

»Nein, nein,« sagte ich. »Du kannst mich auch nicht verstehen. Du bist den ganzen Sommer umhergegangen und so seltsam gewesen. Ich habe nichts gewußt, nichts ahnen können. Es war mir, als könnte ich dich nicht darnach fragen. Ich glaubte – ach, Pierre – ich glaubte, Du hättest mich nicht mehr lieb, du wärest meiner müde geworden, ich wäre dir gleichgültig. Ach, Pierre, ich bin so unglücklich gewesen, daß ich oft glaubte, ich müßte sterben. Aber jetzt bin ich nur glücklich, glücklich, glücklich!«

Ich weiß nicht, wie ich das sagen konnte. Ich weiß nur, daß es wie eine Eingebung über mich kam. Als ich es sagte, kam es mir vor, als hätte alles sich wirklich so abgespielt, wie ich es sagte. Ich weiß nachher kaum, ob das, was ich sagte, Wahrheit oder Lüge war.

Aber wenn es Lüge war, so habe ich nie so meine ganze Seele in alle Wahrheit gelegt, die ich je gesprochen oder gedacht.

 


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