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Meine eigenen Kinder haben braune, blanke, lebhafte Augen. Aber die Eriks sind träumerisch, groß und blau. Sie erinnern mich an alles, was ich verlassen habe, alles, was gewesen ist. Sie ziehen mich an sich, und ich verstehe nicht, warum ich immer meine, daß sie aussehen, als verbärgen sie ein Leid, das nicht das des Kindes, sondern das des frühreifen Jünglings ist.
Es ist meine Einbildung, die mich beherrscht. Er ahnt ja nichts, er kann gar nichts ahnen. Und doch kann ich diesen Gedanken nicht los werden, der mich verfolgt wie ein steter Vorwurf.
Wie oft saß ich nicht diesen Sommer da und sah meine vier Kinder an, die auf dem Gartengang vor der Veranda spielten. Erik ist der Älteste und Verständigste. Ich sehe noch, wie er meine beiden Mädchen begleitet, während der kleine Pierre, der der Jüngste ist, nachstolpert und nicht mittun darf. Erik geht da wie ein Kavalier, er zeigt sich aufmerksam, pflückt seinen Spielgefährtinnen Blumen, er läßt sie in seinem Wagen fahren, und die Kleinen versuchen, miteinander zu sprechen. Ich sitze da und sehe ihnen zu und denke an den Tag, an dem sie erwachsen sein werden. Nein, nein! Ich will nicht weiter an meinen Roman denken. Ich will nicht. Aber ich kann es doch nicht hindern, daß die Gedanken arbeiten, und diese unnatürliche Ahnungslosigkeit schnürt mir das Herz zusammen. Es ist mir, als könnte ich verstehen, wie es sein müßte, ein Verbrechen begangen zu haben, dessen Folgen zu sehen und gezwungen zu sein, zu schweigen, um selbst der Strafe zu entkommen.
Natürlich weil ich Erik kaum gesehen, ihn nie an meine Brust gelegt, nicht seine ersten stammelnden Worte gehört, habe ich ihn mir so selten als mein Kind gedacht. Aber nicht einmal jetzt, wo ich ihn sehe, ist es mir möglich. Um Pierres willen kann ich es nicht. Ich nehme Eriks Hand und gehe mit ihm hinab zum Strande. Da steht ein Boot. Er ist zwölf Jahre, und er erzählt mir voll Stolz, daß er rudern kann. Wir steigen in das Boot, und er rudert mich hinaus auf den kleinen Fluß, wo die Ufer so niedrig sind und das Schilf so hoch, daß, wenn wir uns einige Ruderschläge entfernt haben, uns niemand vom Ufer aus sehen kann. Und wir rudern schweigend weiter, einsam, von dem hohen Grün, dem Wasser und dem klarblauen Himmel umgeben. Endlich machen wir Halt, um auszuruhen, und Erik beginnt zu plaudern. Ich höre, daß er von allem spricht, was ihm einfällt, von der Schule, von den Kameraden, von den Sommern, die er meist draußen in den Schären verbracht hat. Er erzählt von all dem so freimütig und ungezwungen, als wenn er zu seiner eigenen Mutter spräche. Das Herz von einem seltsamen Gefühl erfüllt, das ich nicht beschreiben kann, sitze ich da und betrachte ihn. Er hat über den Augen einen Zug, der mir gleicht, und ich lächele ihm zu.
»Hast du mich auch ein wenig lieb?« sage ich.
»Ja, gewiß,« antwortet der Knabe erstaunt. »Sehr!«
Ich fühle, daß ich erröte, so als wenn ich etwas Unpassendes gesagt hätte, und indem ich mich vorbeuge, fasse ich seine sonnverbrannte Hand, die schon anfängt, eine gewisse männliche Form zu bekommen, und küsse sie. Er sieht noch erstaunter aus, und da ich nicht mehr weiß, was ich ihm sagen soll, fordere ich ihn auf, nach Hause zu rudern.
Er tut es, aber die ganze Zeit sieht er gedankenvoll und verwundert aus. Er plaudert nicht mehr. Als wir an der kleinen grauen Brücke anlegen, steigt er aus und hält das Boot, während ich ans Land gehe. Und nachdem er es festgemacht hat, kommt er mir über den Kiesweg nach und ergreift, ohne ein Wort zu sagen, meine Hand. Er hielt sie in der seinen fest, als wollte er mir eine große Freundlichkeit bezeigen, und es war mir die ganze Zeit, als spräche er freundliche, tröstende Worte zu mir. Natürlich begriff er nichts von all dem, was meine Gedanken erfüllte. Aber ich konnte es nicht lassen zu glauben, daß er in seiner Weise wenigstens ahnte, daß es einen besonderen Grund dafür gab, daß ich ihn so lieb hatte, und zum ersten Mal in meinem Leben empfand ich es als eine Entbehrung, daß ich um seinetwillen nichts gelitten, nichts geopfert hatte.