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Lange Zeit sassen König Hrôlf und seine Kämpen daheim in Frieden; Niemand erhub sich wider sie. Alle seine Schatzkönige Schatzkönige waren Unterkönige, denen jährlich eine Schatzung auferlegt ward, die sie zu entrichten hatten. waren ihm gehorsam und sandten ihm ihre Schätzung, und so that auch sein Mag, König Hiörwardh. Nun geschah es einst, dass Königin Skuld zu ihrem Gatten, König Hiörwardh, mit schwerem Herzen also sagte : »Mir gefällt es wenig, dass wir dem Könige Hrôlf Schatzung senden und ihm sollen unterworfen sein. Du. sollst ihm nicht länger unterthan sein.« »Es wird wohl für uns wie für die Anderen das Beste sein, erwiderte Hiörwardh, diess zu ertragen und alles in Ruhe zu lassen.« »Das heisset, du bist ein Schwächling, sagte sie, da du jede Schmach erdulden willst, die man dir anthut.« »Es ist nicht möglich wider König Hrôlf zu streiten, antwortete er; denn Niemand waget den Schild wider ihn zu erheben.« »Wie seid ihr doch so erbärmlich! sagte sie; keine Kraft ist in euch! ja, der hat nicht seinesgleichen, der nichts waget! Nun mag man doch nicht wissen, bevor man es versucht hat, ob König Hrôlf und seine Kämpen wirklich unbezwingbar seien; aber ich vermuthe, er wird gänzlich des Sieges entbehren, und mir scheinet es nahe zu liegen, das einmal zu erforschen. Obgleich er mir verwandt ist, will ich sein doch nicht schonen, und weil er stets daheim sitzet, so mag er wohl selbst ahnen, dass er den Sieg missen werde. Ich will nun auf einen Anschlag denken, der ihn vielleicht beissen wird, und ich will keine Zauberkünste sparen, dass wir die Stärkeren seien.« Skuld war die gewaltigste Zauberin und stammte mutterseits von den Elfen ab, und des entgalten König Hrôlf und seine Kämpen. Zuerst, rieth sie, solle Hiörwardh Männer zu König Hrôlf senden, die darum zu bitten hätten, dass in den nächsten drei Jahren keine Schatzung zu zahlen sei; dann wolle er alles zusammen auf einmal abtragen, was König Hrôlf nach Recht zu fordern habe. »Ich hoffe, sagte Skuld, diese List werde uns frommen; und wenn das uns zugestanden wird, so wollen wir die Zeit in Ruhe bleiben.« So fuhren denn die Boten hin, wie die Königin es verlangte; König Hrôlf aber bewilligte die Bitte um Gestundung der Abgabe.
In dieser Zeit sammelte Skuld alle die Männer, die sich kampflustig zeigten, und dazu allerhand schlechtes Gesindel aus allen den nächsten Gauen. Das gieng alles so heimlich zu, dass König Hrôlf nichts erfuhr, und auch seine Kämpen hatten keine Ahnung davon, denn mächtige Zauber walteten darüber und Trügereien verbargen alles. Skuld wandte den kräftigsten Zauber an, um den König Hrôlf, ihren Bruder, zu vernichten; so waren denn auch in ihrem Gefolge Elfen und Nornen Hier sind nicht die eigentlichen Nornen gemeint; in späterer Zeit bezeichnete das Wort nornir auch die Zauberinnen, Wahrsagerinnen u. s. w. und eine Unzahl bösen Gezüchtes anderer Art, dem menschliches Wesen zu widerstehn nicht vermag; aber König Hrôlf lebte mit seinen Kämpen zu Hleidhragardh in Lust und Freude, und sie trieben allerhand Kurzweil und Spiele. Alle Dinge, von denen die Männer Bescheid wissen, übten sie mit Geschick und Anstand, und jeder derselben hatte ein Liebchen zum Zeitvertreib. Als nun das Volk König Hiörwardh's und der Skuld wohlgerüstet und bereit war, zogen sie mit grossem Heere gen Hleidhragardh und kamen zur Jôlzeit dahin. König Hrôlf hatte grosse Zurüstungen zum Feste treffen lassen, und seine Mannen trunken tüchtig am Jôlabende. Hiörwardh und Skuld errichteten ihre Zelte aussen um die Burg, und sie waren beides, gross und lang und von wundersamer Einrichtung. Da waren auch viele Wagen, und alle angefüllt mit Waffen und Heerkleidern. König Hrôlf achtete nicht darauf, er dachte mehr an Freigebigkeit, Pracht und Grossmuth und an all die Tapferkeit, die er in der Brust trug. Alle, die herbei gekommen waren, wollte er freundlich aufnehmen. Von weit her führe der Weg zu ihm, sagte er, und er hatte alles, was die Ehre eines Königes zieren konnte. Aber man weiss nicht, dass König Hrôlf und seine Kämpen jemals die Götter verehrten, sie glaubten vielmehr nur an ihre eigene Kraft und Stärke Das kam gegen das Ende des Heidenthumes, als der Glaube an die Götter bereits wankte, häufig vor und wird hier auf ältere Zeiten übergetragen., denn damals waren die Nordlande noch heidnisch.
Zunächst ist nun zu sagen, dass Hialti zu dem Hause hingieng, worin sein Liebchen war, und er sah da deutlich, dass es unter den Zelten Hiörwardh's und der Skuld nicht friedsam war. Er liess es jedoch auf sich beruhen und schlug nicht die Augenlieder deshalb nieder d. h. er erwog es nicht weiter.. Er setzte sich nun zu seinem Liebchen, das überaus schön war; als er aber eine Zeit lang so gesessen hatte, sprang er auf und sagte zu ihr: »Was hast du lieber, zween Zweiundzwanzigjährige, oder einen Achtzigjährigen?« Sie antwortete: »Zween Zweiundzwanzigjährige gefallen mir besser, mehr als achtzigjährige Männer.« »Dieser Worte sollst du entgelten, du Metze«, sagte Hialti, trat an sie hin und biss ihr die Nase ab. »Sie haben mir es angerechnet, wenn Einige um dich sich schlugen, aber ich hoffe, dass hinfürder die Meisten dich für ein geringes Kleinod halten werden.« »Uebel hast du an mir gethan und ungerecht«, antwortete sie. »So wird es ganz und gar nicht angesehen«, sagte Hialti und ergriff seine Waffen, denn er sah, dass die Burg rings von gerüstetem Volke umschlossen war. Die Fahnen waren aufgesteckt und er erkannte nun, man dürfe es sich nicht länger verbergen, dass Kampf bevorstehe. Er eilte sofort zur Halle und dahin, wo König Hrôlf bei seinen Kämpen sass. »Wachet auf, Herr König ! rief er, denn Krieg ist in der Umzäunung, und wir haben nöthiger uns zu schlagen als Weiber zu umfassen. Wenig, denke ich, wird das Gold in der Halle sich mehren durch die Steuer der Skuld, deiner Schwester. Sie hat den Grimm der Skiöldunge der Abkömmlinge von Skiöld, der Hleidhrakönige., und das kann ich dir sagen, dass es kein kleines Heer ist, welches mit harten Schwertern und Streitwaffen die Burg rings umschreitet. Ein unfreundliches Gewerb wird König Hiörwardh an dich haben, und nicht wird er fürderhin noch oft wünschen, dich des Reiches zu berauben. Nun haben wir Gelegenheit unserem Könige beizustehn, der nichts an uns sparete. Leisten wir nun wohl unser Gelübde, niemals Feuer oder Stahl zu fliehen, auf dass wir den berühmtesten König, der in den Nordlanden lebt, wohl vertheidigen, so dass es in allen Landen erfahren wird! »Lohnen wir ihm nun Waffen und Heerkleider und viele andere Gaben, denn wir können das nicht durch Feldarbeit thun. Auch nahm man hier grosse Vorzeichen {wahr}, obgleich wir sie lange Zeit nicht beachtet haben; so vermuthe ich denn, dass grosse Ereignisse hier eintreten werden und an die man lange gedenken wird. Einige meinen vielleicht, dass ich aus Furcht also spreche; aber es kann leicht der Fall sein, dass König Hrôlf nun zum letzten Male mit seinen Kämpen und Geleitemännern trinke. Auf denn, ihr Kämpen alle! machet es rasch, euch von euren Liebchen zu trennen; denn ein Anderes lieget nun deutlich vor: sich auf das, was kommen wird, zu rüsten. Auf, ihr schnellen Kämpen, und waffnet euch!« Da sprang auf Hrôdhmund der Harte und Hrôlf der Schnellhändige, Swipdag und Beigadh und Hwîtserk der Rasche, Hakland als der Sechste, Hardhrefil als der Siebente, Haki der Kühne als der Achte, Wött der Starke als der Neunte, Starolf hiess der Zehnte, Hialti der Muthvolle der Eilfte, Bödhwar Biarki der Zwölfte. Bödhwar rüstete sich zuerst, indem er sagte, nun werde König Hrôlf erst tapferer Streiter benöthigt sein, und es werde für alle gut sein, Herz und Muth zu haben und nicht hinter dem Rücken König Hrôlf's stehn zu bleiben. Da springet König Hrôlf auf und rief furchtlos also: »Trinken wir nun den Trunk, der dazu sich schicket, und wir wollen freudig trinken und so zeigen, was für Männer Hrôlf's Kämpen seien Hrôlf meint den Minnetrank, den man auch trank, wenn man eine Reise (hier den Gang zum Tode) antrat.! Und nur darauf wollen wir denken, dass unsere Tapferkeit in der Erinnerung fortlebe, denn hier sind die besten Kämpen von allen Landen zusammen gekommen und die tapfersten. Saget das dem Hiörwardh und der Skuld und ihren Helden, dass wir uns froh trinken wollen, bevor wir die Schatzung in Empfang nehmen!« Es geschah wie der König gebot, Skuld aber erwiderte darauf: »König Hrôlf, mein Bruder, ist allen anderen Königen ungleich, und es ist um solchen König sehr Schade; aber doch soll er zur Bank der Edlen schreiten nach wie vor Doppelsinnig: er soll König bleiben und er soll seinen Sitz in Wallhall einnehmen, d. h. sterben..« So angesehen war König Hrôlf, dass er von Freunden und Feinden gelobet ward.
Nachdem König Hrôlf also noch getrunken hatte, sprang er vom Hochsitze herab, und alle seine Kämpen schieden sich nun von dem guten Trunke und eilten sogleich hinaus bis auf Bödhwar Biarki, den sahen sie nirgends. Das wunderte sie sehr, und doch schien es ihnen unglaublich, dass er erschlagen oder gefangen sei; sobald sie aber hinaus kamen, erhub sich ein furchtbarer Kampf. König Hrôlf schritt selbst der Fahne voraus, zu beiden seinen Seiten seine Kämpen, und alles andere Burgvolk folgte, und Niemand davon war gering zu achten, obwohl sie hier wenig zu helfen vermochten. Da konnte man sehen grosse Schläge auf Helme und Brünnen; Schwerter und Spiesse waren in Menge erhoben, und viele Leichen bedeckten rings den Boden.« Da sagte Hialti der Muthvolle: »Manche Brünne ist nun zerschlissen, manches Schwert zerbrochen, mancher Helm zerspalten und mancher tapferer Mann auf dem Boden! Unser König ist in der besten Stimmung; denn er ist so froh wie da er tüchtig Bier trank. Er hauet immer mit beiden Händen und ist sehr ungleich anderen Königen im Kampfe; wahrlich mir scheinet es, als habe er die Kraft von zwölf Männern.
Manchen wackeren Mann hat er gefället, und nun mag König Hiörwardh sehen, dass das Schwert Sköfnung schneidet; es knirschet laut in ihren Hirnschalen.« König Hrôlf kämpfte in der That so mit Sköfnung, dass es wundersam schien, und räumte tüchtig auf mit dem Volke Hiörwardh's, so dass es haufenweis fiel.
Da sahen König Hiörwardh und seine Mannen, dass ein grosser Bär vor König Hrôlf's Mannen einher fuhr und sich immer in des Königes Nähe hielt Der Bär ist ohne Zweifel Bödhwar, in des Thieres Gestalt; sein Vater war ja ein verzauberter Bär., und er schlug viele Männer mit seinen Branken nieder; zuletzt griffen ihn fünf Kämpen des Königes mit Schlag- und Wurfwaffen an, aber er brach sie unter sich, beide Mann und Ross, und alles was in der Nähe war, zermalmte er mit seinen Zähnen, so dass ein wildes Geschrei im Volke König Hiörwardh's ausbrach. Hialti schaute nun sich um nach Bödhwar seinem Gefährten, aber er sah ihn nirgends und sagte da zu König Hrôlf: »Warum mag sich wohl Bödhwar so verstecken und die Nähe des Königes meiden, da wir doch glaubten, er wäre ein tüchtiger Kämpe und habe das oft bewiesen?« »Da irgendwo wird er wohl sein, erwiderte der König, da wo es uns am besten frommet, wenn er sein selbst walten kann. Bewahre du den Glanz deiner Tapferkeit und deines Erfolges und lästere ihn nicht, denn euer keiner kommt ihm gleich; ich beschuldige jedoch keinen von euch, denn ihr seid alle sehr wackere Kämpen.« Hialti nahm nun einen Anlauf und sprang zu des Königes Herberge: da sah er, wie Bödhwar da sass und war unangekleidet. Da schalt Hialti: »Wie lange sollen wir des tapfersten Kämpen harren? Es ist beispiellos, dass du nicht auf deinen rechten Füssen stehst; bewähre nun die Stärke deiner Arme, die stark sind wie die Tatzen eines Bären. Auf nun, Bödhwar Biarki, du, der mich immer leitete, oder ich werde das Haus und dich selbst verbrennen! Es ist eine Hauptschande, ein solcher Kämpe wie du bist, dass unser König sich für uns in Gefahr begeben soll, und du vernichtest so dein grosses Lob, das du bis jetzt gehabt hast!« Bödhwar seufzte da und sagte: »Nicht magst du mich erschrecken, Hialti, denn ich bin noch unerschrocken! Aber nun bin ich bereit zu gehn. Als ich jung war, scheute ich weder Feuer noch Stahl; Feuer habe ich nie versucht, aber Schwertschlag habe ich zuweilen ertragen und auch jegliches bestanden bis hieher, und du sollst der Wahrheit gemäss sagen, dass ich mich ganz wohl schlagen werde. Immer hat König Hrôlf mich vor seinen Mannen einen Kämpen genannt, und vieles habe ich ihm zu vergelten, vor allem die Schwägerschaft und zwölf Höfe, die er mir gab nebst vielen Kleinoden, als ich Agnar den Berserk und nichts desto weniger König erschlagen hatte; und von dieser That weiss man noch zu erzählen.« Und er gedachte nun mancher mannhaften That, die er vollbracht hatte, und hiess ihn darauf sich verlassen, dass er furchtlos in den Kampf gehn werde. »Dennoch glaube ich es hier mit einem viel grösseren Wunder zu thun zu haben, als irgendwo sonst, wohin ich auch kam Das Voranstehende und das Nachfolgende beziehet sich darauf, dass Bödhwar als Bär für den König stritt. Hätte Hialti ihn nicht abgerufen und dadurch in seinem Vorhaben gestört, so hätte er wohl wiederum die Gestalt eines Bären angenommen und als solcher für den König weiter gekämpft. Die Erzählung ist hier etwas dunkel; in der späteren Zeit scheint man an solche Verwandlung nicht mehr geglaubt zu haben, oder fand auch wohl, dass sie den Helden beeinträchtige, und hielt sie daher im Dunkel; ganz sie zu tilgen wagte man nicht aus Scheu vor der Ueberlieferung.; du jedoch bist dem Könige bei diesem Ereignisse nicht so nützlich gewesen, wie du wähnest, denn sonst würde nun entschieden sein, wer gesiegt hätte; aber du hast eine grössere Thorheit begangen, als nur die, dass du das Beste des Königes hintertrieben hast; und keinem anderen Kämpen desselben ausser dir, wäre es so hingegangen mich heraus zu rufen, jeden anderen würde ich getödtet haben. Aber es wird nun gehn so wie es will, und kein Rath wird taugen. Ich sage dir in Wahrheit, dass ich nun in manchen Dingen dem Könige geringeren Beistand leisten kann, als bevor du mich von hier fort riefest.« Hialti erwiderte: »Das ist ja offenbar, dass du mir am meisten am Herzen liegest, du und König Hrôlf, aber doch ist nun schwer zu rathen, da es so fällt.«
Auf diese Aufforderung Hialti's erhub sich Bödhwar und gieng hinaus zum Kampfe. Seit der Bär von dem Volke sich abgewandt hatte, begann der Kampf immer schwerer zu werden. Königin Skuld hatte durch ihre Ränke nichts erreicht, so lange der Bär unter der Schaar Hrôlf's war, obgleich sie in ihrem schwarzen Zelte auf ihrem Zaubersessel sass. Nun aber änderte es sich; es war, als ob dunkele Nacht folge auf den hellen Tag. Die Mannen Hrôlf's des Königes sahen plötzlich, wie ein furchtbarer Eber aus dem Volke König Hiörwardh's hervorbrach; er war dem Ansehen nach nicht kleiner als ein dreiwinteriges Schaaf und wolfgrau von Farbe. Von jeder seiner Borsten flog ein Pfeil ab, und er warf die Mannen König Hrôlf's haufenweis nieder, was man kaum hätte erwarten sollen. Bödhwar Biarki schlug nun grimmig um sich herum und er führte sein Schwert mit beiden Händen; er dachte nun an nichts anders als so viel als möglich zu thun, bevor er fiele, und so fiel immer einer quer über den anderen vor ihm. Seine Arme waren blutig bis an die Schultern, und grosse Haufen Erschlagener umgaben ihn ringsum; er gebärdete ganz, als ob er kampftoll wäre. Aber wie manchen Mann auch er und die meisten Kämpen König Hrôlf's fällen und so die Schaar Hiörwardh's und der Skuld lichten, um nichts– es war wunderbar– verminderte sich ihr Volk; es war, als ob ihnen nichts widerführe, und die Kämpen meinten etwas so Seltsames nie erlebt zu haben. Da sagte Bödhwar: »Dicht ist der Skuld Volk, und mir ahnet, dass die Todten daher schweimen, wieder aufstehn und wider uns streiten, und es wird schwer sein, mit Gespenstern zu kämpfen. Wie mancher Arm hier abgehauen ist, wie mancher Schild zerspalten, Helm und Brünne zertrümmert, wie mancher Häuptling enthauptet: da sind nun die Todten noch viel grimmiger im Kampfe, und wir haben keine Macht wider sie. Doch wo ist jener Kämpe Hrôlf's des Königes, der mich der Zagheit beschuldigte und mich so oft aufforderte heraus zu gehn, bevor ich ihm antwortete? Ich sehe ihn nirgends; aber ich bin nicht gewohnt Männer zu schmähen!« Da sagte Hialti: »Du sprichst wahr, du bist kein Schmähhals; hier aber steht der, der Hialti heisset, und ich habe nun Werkes genug vor den Händen, und wir sind nicht weit von einander; ich aber bedarf guter Streiter, denn mir sind alle Schutzwaffen verhauen, Fôstbruder! und doch meine ich ganz kräftig zu streiten, aber ich kann nicht alle Schläge rächen. Doch wollen wir uns nicht sperren, wenn wir zur Nacht in Walhall trinken sollen. Wahrlich, wir haben noch nie so Seltsames gesehen, wie uns hier vor Augen kommt, und diese Dinge waren uns lange vorher verkündet, die nun gekommen sind.« Darauf erwiderte Bödhwar Biarki: »Höre, was ich sage: ich habe in zwölf Schlachten gekämpfet, und immer hat man meinen Muth gerühmet. Vor keinem Berserk habe ich mich gebeuget, und ich reizte den König Hrôlf auf, den König Adhels heimzusuchen, und wir trafen dort auf so manche Ränke, aber es war für nichts zu rechnen gegen diesen Graus. Doch nun bin ich so zum Herzen getroffen, dass ich nicht so munter streite wie früher. Ich stiess vor Kurzem erst im Kampfgetümmel auf König Hiörwardh, und als wir uns trafen, schalt keiner den anderen, aber wir kämpften eine Zeit lang. Er gab mir einen Stich, der mich zur Hel hin sendet; ich aber schlug ihm Hand und Fuss ab, und ein zweiter Schlag fasste ihn oben an der Achsel, und ich spaltete ihm Rücken und Seite; doch ohne zu stöhnen erhub er sich wieder, gleich als ob er nur ein Stündlein geschlafen hätte, obgleich ich ihn todt glaubte, und er stritt darauf nicht minder kühn denn früher, und nicht weiss ich, was er jetzt thut. Es sind nun hier so manche Männer wider uns zusammen gekommen, mächtige und ansehnliche, und aus allen Gegenden, denen nicht zu widerstehn ist; aber den Ôdhin kann ich hier nirgends erblicken, und doch ahnet es mir deutlich, dass er hier wider uns herumschweife, Herjan's Sohn Herjan (der Kämpfer) ist sonst ein Beiname Ôdhin's. Die ganze Stelle zeuget von dem Verfalle des Heidenthumes., der träge und treulose! Und vermöchte Jemand mich zu ihm zu weisen, ich wollte ihn erwürgen wie den schnödesten und kleinsten Mäusling, und ich wollte das schlimme Giftthier schmählich behandeln, möchte ich sein habhaft werden, und Allen sollte grösserer Grimm im Herzen sein, wenn sie ihren Lehenherren so behandelt sähen, wie wir den König Hrôlf sehen,« Hialti erwiderte: »Es ist schwer das Schicksal zu biegen«, und damit endeten sie ihr Gespräch.
König Hrôlf wehrte sich wohl und tapfer, so dass kein Mann von gleichem Muthe zu sagen weiss. Sie bedrängten ihn hart und das tüchtigste Volk Hiörwardh's und der Skuld umringte ihn dicht. Auch Skuld war nun in den Kampf gekommen, und sie hetzte in der Wuth ihr Schandgezücht wider König Hrôlf, weil sie sah, dass seine Kämpen nicht in seiner Nähe waren. Das war es, was Bödhwar schwer bekümmerte, dass er seinem Herren nicht helfen konnte. Und so ergieng es den meisten seiner Kämpen: sie waren nun alle begierig mit ihm zu sterben, wie mit ihm zu leben, als sie alle in der Blüthe der Jugend stunden. Bereits war das ganze Geleite des Königes gefallen, so dass Niemand aufrecht stund, aber die meisten Kämpen waren zum Tode verwundet Hier ist ein Satz eingeschoben: Es gieng, wie man erwarten konnte, sagte der Meister der Sage (der Meister Galter): menschliche Kräfte reichten nicht aus gegen die Kraft solcher Feinde, es wäre denn die Macht Gottes ihnen zu Hülfe gekommen. Und das stund dir allein vor dem Siege, König Hrôlf, dass du keine Kenntniss von deinem Schöpfer hattest.. Nun kam das Zaubergetümmel heran und die Kämpen begannen zu fallen, jeder quer über den anderen, und Hrôlf kam aus der Schildburg Eine Schildburg heisst es auch, wenn in der Schlacht Männer ihre Schilde vor den König halten, um ihn zu schirmen. hervor und er war ganz und gar ermüdet. Es ist unnöthig mit langen Worten zu sagen, dass König Hrôlf und alle seine Kämpen hier fielen, aber mit gutem Lobe; doch wie grosse Schläge sie da austheilten, das kann man nicht mit Worten ausdrücken. Da fiel auch König Hiörwardh und alles sein Volk; nur wenige Pracher blieben mit Skuld am Leben. Sie unterwarf sich nun die Reiche Hrôlf's des Königes, verwaltete sie jedoch übel und nur eine kurze Zeit; denn Elgfrôdhi rächte seinen Bruder Bödhwar Biarki, wie er es ihm einst verhiess. Auch König Thôrir Hundesfuss war mit ihm, und sie hatten von der Königin Yrsa schwedische Heermacht erhalten; Wögg aber, sagen Männer, war dieses schwedischen Volkes Anführer gewesen. Sie landeten, ohne dass Königin Skuld davon Kunde erhielt, mit dem Heere in Danmark, ergriffen sie, ohne dass sie durch Zauberwerk sich schützen konnte, und tödteten sie mit ihrem ganzen Anhange. So kamen denn die Reiche unter die Töchter Hrôlf's des Königes, und jeder kehrte wieder in seine Heimat zurück. Ueber Hrôlf den König ward ein Hügel aufgeworfen, und sein Schwert Sköfnung neben ihn gelegt; später hatte diess Schwert Skeggi, Skinnabiörn's Sohn, der es nach Island brachte. Auch jeder der Kämpen erhielt seinen Haug und seine Waffen neben sich; andere Männer jedoch sagen, dass die zwölf Kämpen mit dem Könige in demselben Hügel der alten Sitte gemäss bestattet worden seien, jeder mit seinem Schwerte. Und hier endet die Sage von Hrôlf Kraki dem Könige und seinen Kämpen.
Anmerkung.
Vergleichet man die Sage von Hrôlf nach der isländischen Fassung, wie sie hier vorliegt, mit Saxo's Erzählung von Hrôdhulf, die wir oben S. 57 mittheilten, so erkennt man leicht, dass Saxo eine bei weitem besonders gegen das Ende hin reichere Gestaltung der Sage als Quelle vor sich liegen hatte. Die vielen und bedeutenden Gedichte, die das berühmte Biarkamâl einst ausmachten, wovon wir in altnordischer Sprache nur dürftige Trümmer haben, fehlen der isländischen Bearbeitung gänzlich, dagegen bietet diese zu Anfange manches, was Saxo nicht hat. Ob er diess in seiner Quelle nicht vorfand oder ob er es nur unterdrückte, das lässt sich nicht entscheiden. Manches kam ihm vielleicht zu märchenhaft vor, z. B. die Geschichte von Biörn und Bera und ihren Söhnen Elgfrôdhi, Thôrir Hundesfuss und Bödhwar Biarki, manches mochte aus anderen Gründen ihm nicht passen, z. B. die Umwandlung Bödhwar's in einen Bären, und dergleichen mehr.