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2. Ômund.

Ômund war der Sohn Ôli's, des Königs der Dänen. Das Volk wählte ihn zum Könige mehr des Ruhmes seines Vaters als seiner Verdienste wegen; als er jedoch erwachsen war, stund er in keinem Dinge hinter seinem Vater zurück, denn er war darauf bedacht, die Thaten Ôli's noch zu übertreffen. Zu dieser Zeit herschte über einen Theil der Nordmannen Hring, dessen Tochter Æsa Ômund, der sich zu vermählen wünschte, ihres ausgezeichneten Rufes wegen zu erwerben suchte. Aber die Hoffnung, sie zu erhalten, ward durch eine besondere Eigenschaft Hring's sehr vermindert; dieser wollte nämlich nur einen Schwiegersohn von anerkannter Tapferkeit, da er den Waffen grösseren Ruhm zugestund, als Andere dem Reichthum zuzugestehen lieben. Ômund suchte daher sich Ruhm zu erwerben und strebte nach dem Lobe der Tapferkeit. Bestrebt durch Gewaltthat sein Ziel zu erreichen, gieng ermit der Flotte nach Norwegen und erhub Ansprüche auf Hring's Reich als einen Theil seines Erbes. Freundlich nahm ihn auf Odd, der Iarl von Iadhar, der sich beklagte, dass Hring so häufig sein Land feindlich angreife, und dass er schon oftmals von ihm durch Beleidigungen gekränkt worden sei. So fielen denn Beide vereint in das Gebiet Hring's ein, der mit seinen Schiffen gerade an der Küste von Irland als Wîking herumtrieb. Sie fanden das Land ohne Vertheidiger, schonten daher das Besitzthum des Volkes und beraubten nur die Güter Hring's. Bei allen seinen Unternehmungen aber wollte Ômund niemals einen angreifen, dem er an Kriegsmacht überlegen war, eingedenk, dass er, der Sohn des tapfersten Vaters, durch Tapferkeit und nicht durch die Menge der Krieger siegen müsse. Inzwischen kehrte Hring von seiner Fahrt zurück nach Norwegen. Als Ômund seine Heimkehr erfahren hatte, begann er ein sehr grosses Schiff zu bauen, woraus er, gleichsam wie in einer Festung, von oben her den Feind mit Wurfgeschossen bewerfen wollte. Auf dieses Schiff nahm er als Ruderer die Söhne Atli's von Skâne, Hômôdh und Thola, von denen der eine Steuermann sein, der andere den Oberbefehl über den Vordergransen führen sollte. Aber dem Hring gebrach es weder an Schlauheit noch an Eifer sie zu empfangen. Indem er nämlich nur einen kleinen Theil seines Heeres offen zeigte, suchte er den Feind im Rücken anzugreifen; Ômund jedoch, von dieser List durch Odd in Kenntniss gesetzt, schickte Leute aus, welche die im Hinterhalte Liegenden tödten sollten; nur Hring's sollte Atli von Skâne schonen. Dieser gehorchte dem Befehle mit grösserem Eifer als Glücke; er ward geschlagen, verlor einen grossen Theil seiner Leute und floh besiegt nach Skâne. Als Odd die Streitkräfte wieder hergestellt hatte, entfaltete Ômund die Flotte, um auf dem Meere den Kampf fortzusetzen. Um diese Zeit belehrte ein Traumgesicht den Atli, wie der Krieg in Norwegen stehe; um nun seine Flucht wieder gut zu machen, rüstete er mit grösster Eile seine Schiffe und stiess zu Ômund, als er eben den Kampf beginnen wollte. Auf seine Hülfe gestützt begann Ômund den Kampf eben so glücklich als getrost; denn er erlangte in diesem Treffen den Sieg wieder, welchen er durch die Seinigen verloren hatte. Hring, zum Tode verwundet, betrachtete ihn mit halbgebrochenen Augen, winkte ihn durch eine Bewegung der Hand herbei, und gab ihm auf dieselbe Weise zu erkennen (denn er war schon der Sprache nicht mehr mächtig), er solle sein Schwiegersohn sein, und er sterbe mit Freuden, wenn er seine Tochter mit einem solchen Gatten verbunden zurücklasse. Er starb, bevor er noch eine Antwort empfangen konnte. Ômund beweinte seinen Tod, gab dem Hômôdh, dessen treuen Beistand im Kriege er erfahren hatte, die eine der Töchter Hring's zur Ehe und vermählte sich selbst mit der andern.

Zu dieser Zeit führte Rusla, eine überaus kriegerische Jungfrau in Norwegen, Krieg mit ihrem Bruder Thrand um die Herschaft. Sie wollte nun nicht dulden, dass Ômund über einen Theil von Norwegen gebiete, und beschloss alle diejenigen zu bekriegen, welche sich ihm unterworfen hatten. Ômund schickte sogleich ein Kriegsheer nach Norwegen, um den Aufruhr zu unterdrücken und sein Recht zu behaupten. Aber sein Heer ward geschlagen, und Rusla ward durch diesen Sieg so übermüthig, dass sie es wagte, nach der Herschaft über Danland zu streben. Zuerst griff sie Halland an, ward hier jedoch von Hômôdh und Thola, die der König hinübergeschickt hatte, gehörig empfangen, besiegt und zur Flucht auf ihre Schiffe genöthigt. Nur dreissig ihrer Schiffe entkamen, die übrigen wurden von den Dänen genommen. Auf ihrer Flucht vor den Dänen stellte sich ihr ihr Bruder Thrand mit einem Heere entgegen; er ward jedoch von ihr besiegt, seines ganzen Heeres beraubt und zur Flucht in das Gebirge, welches Dofrfiöll heisst, genöthigt, ohne einen Geleiter zu haben. Als Ômund diess hörte, gieng er mit einer gewaltigen Flotte nach Norwegen und schickte zunächst den Hômôdh und Thola in die Thelamarken, um dort das Volk gegen die Herschaft der Rusla aufzureizen. Diess gelang und Rusla flüchtete, durch ihre eigenen Leute vertrieben, nach den Inseln, ward jedoch hier von den Dänen überrascht und abermals genöthigt das Weite zu suchen. König Ômund verfolgte sie eifrig, holte ihre Flotte auf dem Meere ein, erfocht einen unblutigen Sieg und machte grosse Beute. Rusla, die mit sehr wenigen Schiffen entschlüpft war, fiel, indem sie vor den Dänen floh, ihrem Bruder Thrand in die Hände, der sie umbringen liess. Ômund übergab hierauf die Verwaltung der Thelamarken dem Thrand und gieng, nachdem er die übrigen Theile des Landes wieder unterworfen hatte, nach Dänemark zurück. Er herschte seitdem bis zu seinem Tode in Frieden.


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