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Drittes Buch.


1. Frôdhi II. der Muntere.

Erläuterung: Ohne Zweifel haben wir hier abermals ein Stück des alten Mythus von Frey, der in der späteren Sage Frôdhi heisst. Daher ist er wiederum der goldreiche, denn er ist ja ein Gott der Fruchtbarkeit und ein Geber der goldenen Ernten. Sein Gegner, den Saxo zu einem Könige von Norwegen macht, ist sichtbar ein winterlicher Frostriese, ein Hrîmthurse, wie sie heissen. Der kann begreiflich nicht getödtet werden, so lange sein Eis die Erde bedeckt. Ist diess jedoch geschmolzen, so kann man ihm die Erde unter den Füssen wegnehmen, und er erliegt sofort seinem Gegner. Die Riesen, als Feinde des Landbaues, trachten der Erde Blüthenschmuck in ihre Gewalt zu bekommen, deshalb sind sie im Mythus goldgierig, und so lässt sich auch Frôgêr sofort geneigt finden, die Waffen zu tauschen, weil die des Gegners golden sind. Aber giebt der Hrîmthurse seine Waffen aus den Händen, die des Feindes beschützen ihn niemals; er fällt dann sicher dem Gegner, da er sich derselben nicht einmal zu bedienen weiss. So vermochten die Riesen einst den Hammer Thôr's, in dessen Besitz sie gekommen waren, weder zu gebrauchen noch auch nur zu bewahren, und eben der vorübergehende Besitz desselben war ihr Verderben. Auffallend ist der Name des Riesen, Frôgêr, weil darin der Name des Gottes (Frô = Frey) selbst liegt. Wahrscheinlich aber ist der Name verderbt; vielleicht sollte er Frorgêr lauten (von friusan, frieren), so dass seine Bedeutung etwa Eisgeer wäre.


Frôdhi der Muntere folgte auf Huglêk, welcher die beiden Schwedenherscher Hômôth und Hâgrim in einem Seetreffen besiegt hatte. Er bewies durch Stärke des Geistes wie des Leibes, dass er seinen Beinamen mit gutem Rechte trug, indem er zuerst zehen norwegische Häuptlinge besiegte und dann wider den König Frôgêr selbst sich wandte. Sein erster Sieg hatte ihm das Eiland erworben, welches später nach ihm benannt ward.

Frôgêr war in zwiefacher Hinsicht berühmt, durch Reichthum und Kampfmuth. Einige sagen, er sei ein Sohn Ôdhin's gewesen, und die Götter hätten ihm verheissen, dass ihn Niemand besiegen solle, ausser der im Stande sei, ihm während des Kampfes den Staub unter den Füssen mit der Hand hinwegzuraffen. Diess erfuhr auch Frôdhi, denn Frôgêr rühmte sich selbst der Unbesiegbarkeit; er beschloss also durch List diese Gunst der Götter zu vereiteln, und forderte ihn zum Zweikampfe heraus. Zugleich aber stellte er sich der Kampfgebräuche völlig unkundig und verlangte von Frôgêr, der aller und jeder, wie er wisse, kundig sei, dass er ihm darüber angemessene Belehrung ertheile. Frôgêr fühlte sich geschmeichelt, dass sein Gegner nicht nur seiner Behauptung Glauben schenkte, sondern ihn sogar um Belehrung bat, nannte ihn weise, weil er den Muth der Jugend der Einsicht des Greises unterwerfe. Sein Gesicht ohne Narben und seine durch keine Waffen gezeichnete Stirne bewiesen freilich auf das deutlichste, dass er von dem Kampfe nur geringe Kenntniss habe. Er liess sofort zwo viereckichte Stellen einander gegenüber auf dem Boden abstecken, jede Seite eine Elle lang, und er sagte, er wolle die Belehrung damit beginnen, dass er ihm den Gebrauch dieser Vierecke zeige. Als sie abgesteckt waren, trat Frôgêr in das eine und hiess Frôdhi'n im andern seinen Stand nehmen. Als diess geschehen war, bat Frôdhi, dass Frôgêr mit ihm Viereck und Waffen tausche. Diese Bitte ward ihm sofort gewährt, und um so lieber, als Frôdhi's Schwert einen goldenen Griff hatte, seine Brünne in gleichem Glanze strahlte und auch das Gold seines Helmes weithin leuchtete. Kaum stund Frôdhi nun in dem Vierecke, welches Frôgêr früher einnahm, als er auch schnell mit der Hand etwas Erde aufraffte, im festen Glauben, dass der Sieg ihm nun zu Theil werden müsse. Der Ausspruch der Götter gieng in der That in Erfüllung; denn er erschlug sofort Frôgêrn und erlangte so durch kleine Schlauheit grossen Ruhm der Tapferkeit; denn was Niemand vorher durch Kraft zu erreichen im Stande war, das vollbrachte er durch List.


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