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Die Geschichte unserer Inglesina – welche ich fortfahren werde, mit diesem Namen zu benennen, weil sie uns ersucht, ihren wahren Namen nicht zu veröffentlichen – war sehr einfach. Sie war das einzige noch übrige Kind einer edlen herabgekommenen Familie und erfreute sich der Gunst und des Schutzes des Herzogs von Norfolk und der Lady Mary Duncan, welche ihre Familie gekannt und sie selbst in dem irländischen Kloster der Rue du Bac untergebracht hatten. Hier genoß sie den Unterricht Sacchinis, Musiklehrers der Königin. Erstaunt über die Fortschritte, welche seine Schülerin machte, und da er sie überdies mit großer Geläufigkeit italienisch und deutsch sprechen gehört, rühmte der Komponist des »Oedipus auf Colonos« sie seiner königlichen Gebieterin so sehr, daß diese die junge Dame zu sehen wünschte. Die Prinzessin von Lamballe erbot sich, sich inkognito in dem Kloster gerade zu der Stunde einzufinden, wo Sacchini seine Lektion geben würde. Sie kam auch wirklich und versicherte nach ihrer Rückkunft in die Tuilerien der Königin, daß die Lobsprüche des berühmten Komponisten keineswegs übertrieben seien. Zwei Tage später ward Inglesina von der Königin empfangen, welche, die Dienste bedenkend, die in den ernsten Umständen, worin sie sich befand, eine Person ihr leisten konnte, welche zugleich englisch, deutsch und italienisch sprach, die junge Dame an sich fesselte, weit mehr durch sanfte Worte, als durch die Hoffnung auf Belohnungen, welche die Königin zu dieser Zeit nicht einmal zu versprechen gewagt hätte, da sie ja fürchten mußte, diese Versprechungen nicht halten zu können. Inglesina erzählte uns selbst, wie sie von der Königin von Frankreich den Auftrag erhalten, dessen sie sich in diesem Augenblicke bei der Königin von Neapel entledigte. Sie war aus Frankreich mit zwei Briefen abgereist – einem an Marie Karoline, und dies war der, welchen sie ihr soeben zugestellt, und einem zweiten an die Herzogin von Parma. Da Parma auf dem Wege nach Neapel lag, so war der für die Herzogin von Parma bestimmte Brief notwendig zuerst abgegeben worden. Als Inglesina in Parma angelangt war, hatte sie erfahren, daß die Herzogin sich in Colorno, ihrem Landhause, befand. Sie machte sich demzufolge sofort dahin auf, und langte in dem Augenblicke an, wo die Herzogin ausreiten wollte. Sie winkte einem Diener, der sich ihrem Wagen näherte, und bat ihn, die Herzogin von ihrer Ankunft zu unterrichten. Der Diener ging auf die Herzogin zu und meldete ihr, daß eine junge Dame, die soeben aus Paris angekommen, sie zu sprechen wünsche und einen Brief überbrächte, den sie nur der Herzogin selbst zustellen könne. Inglesina folgte mit den Augen dem Diener, der ihr Vermittler geworden. Bei den Worten: »Eine junge Dame aus Paris« hatte sie gesehen, wie die Herzogin stutzte und unruhig ward. Sofort aber näherte sich diese dem Wagen und Inglesina wiederholte ihr, um weder von den Franzosen noch von den Italienern, welche die Herzogin umgaben, verstanden zu werden, auf deutsch, was sie ihr schon durch den Diener hatte sagen lassen, nämlich, daß sie von der Königin Marie Antoinette mit einem Briefe beauftragt sei, den sie nur ihr allein überreichen könne. Die Herzogin hatte Inglesina hierauf aufgefordert, den Wagen zu verlassen, und in den Palast hineinzugehen, in welchen sie ihr dann nachgefolgt war, und den Brief gelesen hatte, während die Botin einige Erfrischungen zu sich nahm. Kaum hatte die Herzogin die erste Zeile gelesen, so hatte sie auf italienisch ausgerufen: »O mein Gott, mein Gott! Alles ist verloren! Es ist zu spät!« So wie sie weiter las, rief sie von Zeit zu Zeit: »Vergebens! völlig vergebens! Sie sind alle verloren!« Dann setzte sie, sich zu Inglesina wendend, hinzu: »Es tut mir leid, daß es Ihnen nicht möglich ist hier zu bleiben und ein wenig auszuruhen. Wenn Sie aber nach Parma zurückkommen, so wird es mir sehr angenehm sein, Sie wiederzusehen!« Dann zog sie ihr Tuch, trocknete sich eine Träne und sagte: »Die Umstände sind gegenwärtig von der Art, daß ich, wenn ich diesen Brief beantworten wollte, nicht bloß mich, sondern auch meine Schwester und Sie selbst bloßstellen würde.« Mit diesen Worten stieg sie wieder zu Pferde, wünschte Inglesina glückliche Reise und galoppierte davon. Inglesina setzte ihren Weg weiter fort. Allerdings fand sie die Herzogin von Parma in bezug auf die Gefahren, in welchen ihre Schwester schwebte, ein wenig kalt; da ihr aber natürlich daran lag, so bald als möglich in Neapel anzulangen, so reiste sie schnell weiter, ohne sich die mindeste Ruhe zu gönnen.
Nach den Enttäuschungen kamen die Katastrophen. Inglesina reiste, wie schon bemerkt, in einer Postchaise mit einem Diener auf dem Kutschbock. Dieser Diener hatte unter seinen Füßen die Kassette, in welcher die Reisende ihr Geld und ihre sonstigen Kostbarkeiten verwahrt hielt. Da sie bei Tage in Rom ankommen wollte, so schickte sie ihren Diener voraus, um Pferde zu bestellen. Da aber nun niemand mehr da war, der die Kasse bewachte, so ward sie zwischen Aqua Pendente und Monte Rosa gestohlen, so daß sie bei ihrer Ankunft in Rom gerade noch so viel Geld hatte, um die Post bezahlen zu können, aber keinen Heller, um ihre Reise nach Neapel fortzusetzen. Zum Glück hatte sie einen Empfehlungsbrief an die Herzogin von Paoli, welche in Fontana Trevi wohnte. Am Morgen vor ihrer Ankunft hier begab sie sich daher zu der Herzogin, übergab ihr ihren Brief und erzählte ihr ihr Unglück. Die Herzogin lieh ihr hundert Dukaten, womit sie ihre Reise fortsetzte. Inglesina wußte wohl, daß sie, sobald sie nur einmal in Neapel wäre, dann nichts mehr brauchen würde. Die Herzogin gab ihr überdies einen Empfehlungsbrief und zwar an niemand anders als an Sir William. Da Inglesina nicht mußte, wer ich war, so fragte sie mich, ob ich den englischen Gesandten kenne, ob dies ein gefälliger Mann sei, und ob ich sie an ihn empfehlen könnte. Zu Inglesinas großem Erstaunen bestand meine Antwort darin, daß ich den an Sir William gerichteten Brief entsiegelte. Die Herzogin von Paoli bat Sir William darin, alle notwendigen Nachforschungen anstellen zu lassen, damit die arme Inglesina wieder in den Besitz ihrer Kassette käme. Da ich nicht wußte, ob ich Sir William vor dem Abgange des kaiserlichen Kuriers, welcher wieder durch Rom kam, und auf den nächstfolgenden Morgen bestellt war, sehen würde, so ergriff ich eine Feder und schrieb an den englischen Konsul in Rom, indem ich ihn bat, bei den päpstlichen Behörden darauf zu dringen, daß alle nötigen Schritte getan würden, nicht wie sie gewöhnlich zu geschehen pflegten, sondern mit Ernst und Nachdruck. Ich bezeichnete die beiden Postillone als die Personen, welche vor allen Dingen festgenommen werden müßten, denn Inglesina hatte mir gesagt, daß man sie ihr als Diebe von Profession bezeichnet. Als ich den Brief beendet hatte, gab ich ihn Inglesina zu lesen, welche, als sie ihn mit »Lady Hamilton« unterzeichnet sah, das ganze Geheimnis meiner Indiskretion durchschaute. Gleichzeitig zog ich von meinem Finger einen schönen Brillantring, den ich sie bat, zum Andenken an die originelle Weise anzunehmen, auf welche wir miteinander Bekanntschaft gemacht. Als wir noch so miteinander sprachen, trat die Königin ein und hatte die Güte, sich selbst bei Inglesina zu erkundigen, ob ich auch gut Sorge für sie getragen. Inglesina antwortete, indem sie lebhaft meine Hand ergriff und dieselbe küßte, ehe ich noch Zeit hatte, es zu verhindern. Die Königin fragte weiter, und Inglesina ersah daraus, daß sie an den Ereignissen in Frankreich und an den Gefahren, in welchen ihre Schwester schwebte, ein ganz anderes Interesse nahm, als die Herzogin von Parma. Als die Königin dann sah, wie die arme Inglesina trotz der Ehrfurcht, welche die Nähe der Königin ihr einflößte, stehend einschlief, gestattete sie ihr, sich zu Bett zu legen. Unter der Tür rannte Inglesina aber fast mit dem General Acton zusammen, welcher, obschon erst auf morgen bestellt, doch, weil er wußte, daß es sich um einen Boten oder vielmehr um eine Botin aus Frankreich handle, eiligst herbeikam, um seinen Eifer zu beweisen und sich der Königin zur Verfügung zu stellen. »Ich bitte um Verzeihung, Madame,« sagte er, »eben wollte ich mich anmelden lassen, als Mademoiselle die Tür öffnete und ich mich Ew. Majestät gegenüber sah.« – »Kommen Sie schnell, General!« sagte die Königin. »In solchen Augenblicken wie diese kann von Etikette keine Rede mehr sein. Sie wissen, was vorgeht, Sie wissen, daß meine Schwester und ihr Gemahl Gefangene in den Tuilerien sind. Ludwig der Sechzehnte befindet sich genau in derselben Lage wie Carl der Erste von England. Man wird ihm den Kopf abschlagen wie diesem.« – »O Madame,« sagte der General, »glauben Sie, man übertreibt.« – »Kommen Sie noch einmal herein, Inglesina, kommen Sie noch einmal herein,« rief die Königin, »und sagen Sie ihm wie die Dinge stehen. Diese Kaltblütigkeit könnte mich zur Verzweiflung bringen.« – »An welchem Tage haben Sie Paris verlassen?« fragte der General die wieder eintretende Inglesina. – »Nun, mein Gott,« rief die Königin ungeduldig, »an dem Tage, wo alles verloren war.« – »Ich bitte Majestät, lassen Sie diese junge Dame sprechen,« sagte Acton, »und Sie werden sehen, daß nicht alles verloren ist. Haben Sie ein wenig Geduld.« – »Geduld!« sagt« die Königin, »Geduld! Seit der Einnahme der Bastille, das heißt seit zwei Jahren, höre ich von nichts anderem sprechen.«
Sie sank auf einen Sessel, wendete sich zu Inglesina, welche durch diese Gemütsbewegung der Königin vollständig wieder munter gemacht worden, und sagte: »Erzählen Sie ihm alles, und wenn er wissen wird, was ich weiß, so wollen wir sehen, ob er wieder wagen wird zu sagen: »Geduld!« Sowie Inglesina sprach, machte die Königin Bewegungen mit dem Kopfe und fragte wiederholt: »Nun? nun? nun?« Dann als die Botin geendet hatte, sagte sie: »Ich habe einen Brief von meinem Bruder, dem Kaiser empfangen. Er schreibt mir, daß er am 27. August in Pillnitz eine Unterredung mit dem König Friedrich Wilhelm von Preußen haben wird. Schreiben Sie ihm im Namen des Königs Ferdinand, daß wir im voraus allem beitreten, was er tun wird, und daß er auf fünfundzwanzigtausend Mann und fünfundzwanzig Millionen rechnen kann.« Der General lächelte. »Die fünfundzwanzigtausend Mann wären allerdings möglich,« sagte er, »das Geld aber wird etwas schwieriger aufzutreiben sein. Die Kassen sind leer, das wissen Sie selbst, Madame.« – »Gut, man wird sie aber wieder füllen, sollte man auch zu diesem Zwecke die Krondiamanten veräußern. Übrigens, wenn Sie dies dem Kaiser nicht im Namen des Königs Ferdinand schreiben wollen, so schreibe ich es ihm in dem meinigen, oder vielmehr, ich habe es ihm schon geschrieben. Hier ist der Brief.« – »Ew. Majestät wissen,« sagte der General Acton sich verneigend, »daß ich nie einer andern Meinung gewesen bin als der Ihrigen; ich möchte aber Ew. Majestät bemerklich machen, daß Mademoiselle« – hier deutete er auf Inglesina – »fast krank aussieht, so ermüdet ist sie.« – »Ich bin es weniger von meiner Reise als von meinem Kummer,« antwortete Inglesina, »wenn ich das Unglück bedenke, welches den erhabenen Personen droht, die ich vor so kurzer Zeit verlassen.« – »Gleichviel, gleichviel,« sagte die Königin, »begeben Sie sich auf Ihr Zimmer, legen Sie sich zu Bett und schlafen Sie vierundzwanzig Stunden, wenn Sie können.« – Die arme Inglesina war in der Tat kränker, als sie es selbst glaubte, oder als sie es gestehen wollte. In der Nacht ward sie von einem heftigen Fieber ergriffen und sah sich genötigt, acht Tage lang das Bett zu hüten.
Während dieser Woche ließ die Königin keinen Tag vergehen, wo sie nicht selbst die Kranke in ihrem Zimmer besucht und sich selbst nach ihrem Befinden erkundigt hätte. Ich brauche nicht erst zu sagen, daß trotz aller Nachforschungen, welche wir, Sir William Hamilton und ich, anstellen ließen, Inglesinas Kassette nicht wieder gefunden ward. Wir erfuhren bloß, daß einer der beiden Postillone der Pate eines Kardinals war, was ihm gestattete, das Handwerk eines Diebes und das eines Postillons gleichzeitig auszuüben.
Nach Verlauf von acht Tagen reiste Inglesina, vollkommen wiederhergestellt, nach Frankreich zurück. Sie nahm einen in Chiffern geschriebenen Brief von der Königin von Neapel an die Königin Marie Antoinette mit.
Am 27. August hatte der Kaiser Leopold in Pillnitz mit dem König Friedrich Wilhelm die verabredete Zusammenkunft. Nur die beiden Zeugen, welche dieser Unterredung beiwohnten, hätten sagen können, worin der Zweck derselben bestand. Der eine derselben war Herr von Bouillé, welcher dem König einen so großen Beweis von Anhänglichkeit in Varennes gegeben, wo er bis zum letzten Augenblicke versuchte, ihn den Händen des Volkes zu entreißen. Der andere war Herr von Narbonne, jener schöne Kriegsminister, den Frau von Staël erfunden, welche einen Augenblick lang hoffte, ihr Genie diesem hohlen Kopfe einzupflanzen. Ein Geheimnis, welches das Geschwätz der Hofschranzen ziemlich durchsichtig gemacht, umgab die Geburt dieses schönen Mannes, welcher, wie man behauptete, nichts anderes war als die Frucht eines Inzests zwischen dem König Ludwig dem Fünfzehnten und seiner Tochter Madame Adelaide, welche damals in Rom war und die wir acht Jahre später mit ihren beiden Schwestern in Palermo sehen sollten. Mittlerweile begannen die Nachrichten aus Frankreich ein wenig günstiger zu lauten. Die Nationalversammlung hatte die konstitutionelle Akte beendet, welche später unter dem Namen der Konstitution von 91 bekannt war. Am 14. September hatte der König sich in die Konstituante begeben und die Konstitution beschworen, indem er sich verpflichtete, sie mit aller auf ihn übertragenen Macht aufrecht zu erhalten. Sofort und als ob die Nationalversammlung nur darauf gewartet hätte, daß dieser feierliche Akt die Nation mit dem König wieder aussöhne, ward Ludwig dem Sechzehnten erlaubt, alle Befehle zu erteilen, die er für seine Sicherheit und die Würde seiner Person angemessen erachten würde. Die Siegel wurden in seinen Gemächern wieder abgenommen und der Garten ebenso wie das Schloß der Tuilerien dem Publikum wieder geöffnet.
Dennoch wurden die Kriegsrüstungen von seiten des Königs von Preußen, des Kaisers Leopold und des Königs Ferdinand deswegen nicht weniger eifrig betrieben, als plötzlich drei im höchsten Grade unerwartete Neuigkeiten am Hofe von Neapel aufeinander folgten. Man erfuhr nämlich, daß der Kaiser Leopold am 1. März gestorben, daß Gustav der Dritte, König von Schweden, am 16. desselben Monats ermordet worden und endlich, daß am 20. April Frankreich an Franz den Ersten, König von Böhmen und Ungarn, den Krieg erklärt hatte. Ich weiß nicht, ob in der Gemütsverfassung, in der die Königin sich befand, der Tod ihres Bruders Leopold ihr sehr schmerzlich war. Trotz des Vertrags von Pillnitz, trotz der äußerlichen Kriegsrüstungen behauptete man leise, es bestünde zwischen dem französischen Minister Delmare und dem Kabinett von Wien ein geheimes Einverständnis zur Aufrechterhaltung des Friedens. In seiner Eigenschaft als Philosoph liebte Leopold den Krieg nicht und war auch übrigens nicht bereit, einen zu führen. Der Kaiser Franz dagegen, der Neffe der Königin, welcher seinem Vater folgte, repräsentierte die Konterrevolution vollkommen und war ganz der Mann, wie Marie Karoline für ihre Pläne ihn brauchte. Sofort nach dem Tode des Kaisers Leopold war der Gesandte Frankreichs in Wien, Herr von Noailles, fast Gefangener in seinem eigenen Palaste. Was Preußen betraf, so war man dieses Staates sicher. Unter seinem Schutze manövrierten die Emigrierten und bei einer öffentlichen Audienz hatte der König Friedrich Wilhelm Herrn von Ségur, dem Gesandten Ludwig des Sechzehnten oder vielmehr der Nationalversammlung, den Rücken zugekehrt und den Gesandten von Coblenz, das heißt der französischen Prinzen, gefragt, wie sich der Graf von Artois befände. Die Ermordung Gustavs von Schweden war allerdings ein großes Verbrechen, aber kein großes Unglück, wenigstens nicht für die Sache der Könige. Erstens nahm man ganz unrichtigerweise an, Gustav sei von den Revolutionären ermordet wurden. Dies war nicht der Fall, gleichwohl aber fand dieses Gerücht Glauben und brachte ein Verbrechen mehr auf Rechnung unserer Feinde. Allerdings hatte man ihn als den künftigen Oberanführer der Gegner der Revolution bezeichnet, aber war er wohl sehr zu fürchten? Man glaubte, er hasse Frankreich, wie ein Mann eine treulose Geliebte haßt, und sein Hauptgedanke, als er starb, war, zu wissen, was Frankreich von seinem Tode denken würde.
»Was wird Brissot sagen?« murmelte er, indem er seinen letzten Seufzer aushauchte. Was die Kriegserklärung Frankreichs an Österreich betraf, so ward sie, weil augenscheinlich das Girondistenministerium, aber nicht der König diesen Krieg erklärte, und dieser Erklärung übrigens ein Ultimatum des Kaisers Franz zu Grunde lag, welches Frankreich unmöglich annehmen konnte, und weil endlich dieser Krieg alle Wünsche der Königin erfüllte, eher als eine gute denn als eine schlimme Nachricht aufgenommen. Die doppelte Trauer, welche man in Neapel wegen des Todes des Kaisers von Österreich und der Ermordung des Königs von Schweden trug, war daher nach meiner Ansicht mehr eine Hof- als eine Herzenstrauer.