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Der edle Graf von Kreuz hatte sich nun viele Jahre schon als schwedischer Gesandter am spanischen Hofe aufgehalten, und konnte noch nie vor Ueberhäufung der Geschäfte eine Erholungsreise durch die schönsten spanischen Thäler unternehmen, von deren reizendem Anblicke er sich einen lieblichen Genuß versprach. – Endlich, drei Jahre nach dem Verschwinden des Unbekannten auf seinem Landgute, war es ihm geglückt, auf einige Monate der dringendsten Arbeiten los zu werden; und er machte sich an einem der schönsten Frühlingstage auf den Weg, in Begleitung eines einzigen Dieners; denn er glaubte nur dadurch, daß er unbemerkt bliebe, könnte er den reinsten Genuß im Herzen tragen von Allem, was ihm in den anmuthigen Thälern begegnete.
So war er schon ein paar Wochen durch die herrlichsten Schöpfungen der Natur gewandert; hatte überall, in den dunkeln Olivenwäldern, auf den buntbemalten Fluren, an den majestätischen Wasserfällen, in den einsamen zufriedenen spanischen Hütten reiche Nahrung für ein fühlendes Herz gefunden, hatte über Alles die allsegnende Hand Gottes ausgebreitet gesehen – und kam endlich nach Sevilla. –
Nachdem er daselbst die schönsten Gebäude angestaunt, die öffentlichen Anstalten für Kunst und Bildung, und was sonst Merkwürdiges in der Stadt war, besucht hatte, wollte er sich erst noch den reinsten Genuß in ihrer Umgebung verschaffen; daher er mit der untergehenden Sonne aus dem Stadtthore schritt. –
Es war ein herrlicher Abend. Tausende von Menschen ergötzten sich auf den öffentlichen Spaziergängen. – Dem Grafen von Kreuz wurde es bald zu enge unter dieser Menschenmasse; er würde unter dem Getümmel bald den eigentlichen schönen Zweck seines Umherwandelns, den süßen Genuß der Natur in ihrem Abendkleide verloren haben.
Daher besann er sich nicht lange, und lenkte seinen Weg auf eine Seitenallee, die am entgegengesetzten Stadtwinkel hinab führte, und beinahe ganz von Menschen verlassen war. Er fühlte sich nun wohl. Seine Gedanken konnten wieder frei unter die Wunderwerke des Schöpfers, wo sie so gerne verweilten.
Viele der süßverlebten Tage kamen ihm in die Erinnerung. Auch des geheimnißvollen Mannes, von dem er weder Namen, noch sonst etwas von seiner, wie es schien, merkwürdigen Geschichte erfahren konnte, gedachte er jetzt so lebhaft, wie noch nie. – Sein Wesen hatte ihm zu bedeutungsvoll geschienen, als daß er es hätte wagen dürfen, ihn um die Enthüllung seines Lebens zu bitten; und der Brief, den er damals in seinem Zimmer fand, hatte ihm über sein plötzliches Verschwinden wenig oder gar keinen Aufschluß gegeben.
So beschäftigten ihn tausenderlei Gedanken, und er ging immer weiter und weiter, ohne daß er eigentlich wußte, wohin er kam, ohne daß er sah, wie weit schon die Nacht in ihrem Dunkel vorgeschritten sei.
Es schlug die neunte Stunde von den Thürmen der Stadt; da tönten mit Einem Male alle Glocken von Sevilla zum letzten Abendgruße. Der Graf stand still. Das harmonische Zusammenläuten, das bei der unbewölkten Reinheit der Nacht mehr noch an Feierlichkeit gewann, machte einen wohlthätigen Eindruck auf sein Herz. Mit frommer Andacht nahm er den Hut ab, und betete zum heitern Abendhimmel. Noch stand er in feierliche Gedanken vertieft, als die Stimmen der Glocken bereits wieder schliefen. Kaum aber, daß nun Alles wieder stille war, trug die Luft einige dumpfklagende Lautentöne an des Grafen Ohr vorüber. Er wußte noch nicht, woher sie kämen; doch glaubte er ihren Anfang gar nicht ferne suchen zu dürfen. Stumme Neugierde trieb ihn unwillkürlich einige Schritte vorwärts.
Da stand er vor einem Garten, dessen Gitterthor rings mit Trauerweiden umpflanzt war; die kleinen Hügel von frisch aufgehäufter Erde, die angenehm schauerliche Einsamkeit des Ortes, und in der Mitte die graue Kapelle, aus deren Fensterscheiben das ausglimmende Licht einer Oellampe flimmerte, gaben ihm bald zu erkennen, daß es ein Todtengarten sei. Ein heiliger Schauer hielt ihn zurück, daß er nicht über den Eingang trat. Es war nicht Furcht vor den Gräbern, nicht Schrecken vor dem Tode; aber heimwehliche Gedanken an jenes Vaterland, von dem diese Gräber das geheimnißvolle Siegel sind, das einst gelöst wird unter Posaunenschall und Engelruf, drängten sich seiner feierlich gestimmten Seele auf.
Jetzt begannen die vorigen Lautentöne, nur voller, nur trauriger; es lag ein Ausdruck in ihnen, der ihn zur Wehmuth stimmte, der den innigsten Antheil für sich zu suchen schien. – Er trat nun in den Eingang, wollte noch einige Schritte vorwärts – da begann in geringer Entfernung von ihm eine männliche Stimme, leise zitternd und oft von tiefen Seufzern unterbrochen, zur Begleitung der Laute ein Lied. Der Graf stand stille, hielt den Odem zurück, und vernahm:
»Laßt ihn ruhen unter den Todten!
Seine Stunde ist vorbei;
Wie der Kern von seinen Schoten,
Ist sein Geist vom Leibe frei.
Schlafe denn wohl im Grabe unten!
Aber mir thut das Herz so weh!
Meine Hoffnung – sie ist verschwunden,
Wenn ich allein am Grabe steh'!
Schlafe, schlafe, schlafe leise,
Wache nicht auf zu neuer Pein!
Kurz ist der Weg und kurz die Reise;
Warte, ich schlafe auch bald ein.«
Der Graf empfand bei diesem Gesänge das tiefste Mitleiden. »Gott,« dachte er, »hat mich vielleicht hieher geführt, einem Unglücklichen Trost und Hilfe zu verschaffen; o so wäre dieser Abend einer von den schönsten meines Lebens. Mit diesen Gedanken war er einige Schritte vorwärts getreten. Nun stand er nahe genug einem Anblicke, der sein ganzes Erstaunen, aber auch seine innigste Theilnahme erregte.
Ueber einem mit Blumen und Gesträuchen verzierten Grabhügel kniete eine männliche Gestalt, halb an den schwarzen Marmorstein gelehnt. Die eine Hälfte des Antlitzes ruhte schwach in der hohlen Hand; die Blässe der andern Hälfte war kärglich von dem ersterbenden Lichtschein aus der Kapelle erleuchtet; die Laute aber hing jetzt nachlässig an den Zweigen einer Cypresse.
Lange stand der Graf und staunte die wunderbare Gestalt an, die immer stumm und bewegungslos in der nämlichen Stellung stand, und nur hie und da unter Schluchzen mit einigen abgepflückten Rosen zu spielen schien. Er wußte nicht, ob er es wagen sollte, sie aus dieser traurigen Lage in eine wenigstens erträglichere zu versetzen. – Da endlich erhob sich das Wesen über dem Grabe langsam und müde, sah noch einmal tief nieder in den welken Blumenkranz, richtete dann den Blick zum gestirnten Himmel mit dem leisen Gebete: »Herr, du wirst auch meiner nicht vergessen!« langte die Laute von der Cypresse, und wollte nun, wie es schien, den Ort seines stillen Kummers verlassen.
Diesen Augenblick hielt der Graf für den günstigsten, den Unglücklichen anzureden, und trat ihm entgegen; der Mann vom Grabe erschrack, daß er zitterte; denn er vermuthete nicht, daß ihn ein Mensch bemerkt habe. Nicht minder war der Schrecken des Grafen, als er nun vor einem Jünglinge stand, dessen edle Gesichtszüge die hohe Abkunft verriethen; dessen hohler, eingesunkener Blick aber, dessen Todtenblässe den unbeschreiblichen Jammer zu erkennen gaben, der an seinem Herzen nagte.
Mit vieler Herzlichkeit reichte ihm der Graf die Hand, und entschuldigte sich wegen seines Hierseins. Er hätte von Ferne Lautentöne vernommen, die ihn nun an diesen einsamen Ort geführt.
»Könnt' ich euch,« setzte er noch hinzu, »edler junger Mann, einige Linderung eures Kummers durch meine innige Theilnahme bringen, so würde ich es leise wagen, euch um die Ursache dieses schauerlichen Abendbesuches zu fragen.«
Der Jüngling schien auf diese unerwartete Bitte eines fremden Mannes überrascht, aber doch froh zu sein, winkte dem Grafen mit einem stummen Blicke, und führte ihn an den Grabhügel, auf den so eben seine Thränen flossen. Eine Weile blieb er stille. Dann deutete er auf den abgestorbenen Kranz, und begann: »Seht ihr? die Blätter sind welk! ach, sie sind schon lange welk! – Da unten, da liegen sie, die Hoffnungen meines Lebens; ach, sie sind schon lange welk! – Da unten liegt mein Vater und meine Schwester, und mein Freund, und ich steh' allein hier, und harre, bis es dem Herrn gefällt, mich da auch einmal ausruhen zu lassen, wo ich so viel geweint. Ach, bin ich denn nicht schon lange genug welk für das Grab?« – Der Graf konnte sich der Thränen nicht enthalten bei dem jammervollen Schmerz des Jünglings. »Ruhen denn,« fragte er, »alle drei in diesem Grabe?«
»Dann wäre mir wohl,« antwortete der Jüngling, »recht wohl; dann drückte nicht der schwere Stein der Reue, wie jetzt, meine niedergebeugte Seele. Da unten liegt mein Vater, und mit ihm die Hoffnungen meiner Schwester und meines Freundes, den ich gemordet. Ob meine Schwester lebt oder wo die Gräber von Beiden sind, das weiß ich nicht; aber da ist das Grab ihrer Hoffnungen, und da steht ihr Bruder, der ihre Hoffnungen zu Grabe trug.«
Hier unterbrach seine Worte ein Strom von Thränen; er wollte weiter reden, konnte aber nicht. Auch der Graf ward in's Innerste gerührt. Er hatte in dieser kurzen Zeit das gute Herz des jungen Mannes kennen gelernt, und wollte nun mehr, als je, Alles aufbieten, seinen Gram zu mildern. – Aber noch konnte er aus den Worten des Jünglings wenig über sein Schicksal erfahren, und drang daher mit sanften Bitten in ihn, seine Geschichte zu erzählen.
Der Jüngling schien seinem Wunsche gerne willfahren zu wollen, setzte sich am Hügel neben dem Grafen nieder, und begann: »Mein Vater, der hier unten seinen Todesschlaf hält, war der alte Graf de Vellamare, hochgeschätzt und geachtet in ganz Sevilla. Er liebte mich und meine Schwester Valeria, das schönste und tugendhafteste Mädchen in der ganzen Gegend, mit wahrhaft väterlicher Liebe, und war Tag und Nacht besorgt, unser Wohl zu begründen. Nur war er mit unbegränzter Vorliebe für den altadeligen Stamm Oviedo eingenommen, und wollte daher die Verbindung unseres Hauses durch Valeria mit keinem anderen Jünglinge aus adeligem Geschlechte, als mit dem jungen Oviedo eingehen. So war denn mit einem Augenblicke das Wohl unseres Hauses zerstört, und kehrte nie mehr zurück.« –
Da erzählte Don Carlos die Begebenheiten beim Stiergefecht in Sevilla, seines Freundes Tapferkeit und Muth, durch die er der Todesgefahr entronnen, des alten Vaters Gram über das gegebene Wort, der beiden Grafen Oviedo's Zorn, seine eigene Gleichgültigkeit, ja Grausamkeit gegen den Retter seines Lebens, den nächtlichen Ueberfall im Walde bei Sevilla, wo er die schreckliche Mordthat an seinem Wohlthäter begehen konnte, und endlich das geheimnißvolle Verschwinden Valeria's.
»An all' diesem Unglücke,« fügte er hinzu, »trag' ich allein die größte Schuld. Der Dankbarkeit gegen Don Fernando, da er mir das Leben rettete, der Liebe zu meiner Schwester wäre ich es schuldig gewesen, Alles aufzubieten, ihr häusliches Glück vom Vater zu erflehen. Und wie leicht hätte ich es zu Stande bringen können! – Aber nein, Mörder mußt' ich werden, Mörder meines Freundes, und vielleicht auch Mörder meiner Schwester und ihres Kindes.«
»Seit jenen furchtbaren Tagen,« fuhr er fort, »ist der Friede aus meinem Hause, aus meinem Herzen verschwunden. Was nützen mir Ehre und Glanz und Reichthum? Sie alle geben mir nicht, was ich in Einem Augenblicke verloren habe. – Ich ging umher, blaß und hager, meinen eigenen Schatten fliehend; jeder Mensch, der an mir vorüberlief, schien mir zu sagen: Du bist ein Mörder! Ich floh jede menschliche Gesellschaft. Der Anblick meines hagern Vaters war mir vollends unerträglich. Durch den stillen nagenden Gram war er dem Grabe um zehn Jahre näher gekommen. Sein schnelles Verfahren hatte ihn bald gereut; überall hatte er Leute und Briefe ausgesandt, die den Aufenthalt der Gräfin Valeria und ihres Kindes entdecken, und die Langvermißte dem betrübten Vater in die Arme zurückführen sollten. Aber Alles war vergebens. Da schwand mit jedem Tage seine Hoffnung mehr und mehr; sein Gram aber nahm mit jedem Tage zu; er machte sich selbst die bittersten Vorwürfe, hielt dem alten Grafen Oviedo sein schreckliches Betragen vor; dieser aber lachte, fluchte, und betrat nie mehr unser Haus.«
»So waren die alten Tage meines Vaters; so war er dem Ende seines gramvollen Lebens nahe gekommen. Ich that alles Mögliche, ihn zu trösten, ihn aufzumuntern. Aber, ach! aus meinen Blicken sah nur Reue über das Vergangene, und Schwermuth in die bangste Zukunft; wie konnte ihn dieß trösten?«
»Eines Abends, als ich zu ihm trat, saß er im Lehnstuhle; die Hände über der Brust gefaltet; sie zitterten; die Augen dunkler; der Wangen blässer; er fühlte die Todesschwäche. Weinend kniet' ich zu ihm nieder, und küßte seine Hand.« »Mein Gram hat geendet,« sprach er mit bebender Stimme: »Der Herr hat Erbarmen, er holt mich heim. Lebe wohl, mein Sohn! forsche nach Valeria! Wenn sie lebt, wenn du sie findest, gib ihr meinen Segen!« – Er ließ das Haupt sinken: das waren seine letzten Worte; bald war er nicht mehr.« –
»Nun war mein Schmerz erst ohne Grenzen; die ganze Größe meines Verbrechens lag in diesem Augenblicke wie eine Welt auf mir; ich schalt mich einen vierfachen Mörder; ich wünschte zu sterben. – Aber siehe, da sandte mir Gott einen Gedanken an seine Erbarmungen in's Herz; mir wurde leichter: ich konnte weinen und beten; da kniet' ich nieder und weinte und betete die ganze Nacht hindurch. Am andern Morgen trugen sie die Leiche meines Vaters heraus unter die Todten, wo er nun schlummert. Seitdem wandl' ich in der stillen Nachtstunde zu seinem Grabe, und singe ein Lied, und bete für ihn und für mich, daß sich der Herr meiner erbarme. Und wenn ich weggehe vom Grabe, so ist es mir leicht, weil ich in der Hoffnung weggehe, daß mich die andere Nacht wohl auch unter der Erde finden wird.«–
So sprach Don Carlos. Der Graf hatte unter der Erzählung im Stillen oft sich Thränen abgetrocknet. Jetzt stand er auf und bot dem Jüngling traulich die Hand. »Graf de Vellamare,« sprach er, »ihr habt mich eures Vertrauens gewürdiget, und mir eure ganze Geschichte aufgedeckt; aber damit ihr versichert seid, daß ein Mann vor euch steht, dem ein gefühlvolles Herz im Innern schlägt, der euch so gerne helfen möchte, wenn er könnte, – so wißt, ich bin Graf von Kreuz, schwedischer Gesandter am spanischen Hofe. Graf de Vellamare, eure Erzählung hat mich zu sehr gerührt, als daß ich nicht den innigsten Antheil an eurem Kummer nähme; aber mir sagt auch mein Inneres, daß noch nicht jede Hoffnung verschwunden. Kommt, wir wollen einen Freundschaftsbund schließen unter uns; dieß mag eurem Gram willkommen sein; an mir findet er einen Freund, wo er sich ausweinen kann.«
»Aber dann, wenn ihr euch ausgeweint habt, dann kommt mit mir; ihr bedürft einer Erholungsreise durch die spanischen Thäler. Das wird eurem gesunkenen Geiste aufhelfen. Ihr müßt mein Begleiter werden. Noch halt' ich mich einige Wochen in Sevilla auf. Dann aber verlassen wir die Stadt. Was kann euch in diesen Mauern zurückhalten?«
Don Carlos konnte nichts angenehmer überraschen, als dieser Antrag; schon längst war es sein Wunsch, sich durch eine Reise zu zerstreuen; allein er hatte keinen Gefährten gefunden, mit dem er hätte seine Gefühle theilen können.
Da sie noch redeten, schlug von den Thürmen der Stadt herab die eilfte Stunde. Bald hätten sie vergessen, daß sie noch unter den Gräbern standen. Jetzt war es die höchste Zeit, in die Stadt zurückzukehren. Nie noch verließ Don Carlos die Grabstätte seines Vaters mit so ruhigem Herzen, wie damals, nie noch seit jener fürchterlichen Zeit hatte ein Funke von Hoffnung eines Wiederfindens seiner Schwester in seinem Herzen geglommen, wie damals; und ward auf Augenblicke seine Seele düsterer, so ward sie es nur bei dem schreckenden Gedanken, daß er der Mörder Fernando's sei. –
Die kommenden Tage wurden mit manchen Beschäftigungen, die Don Carlo's eilfertige Reise erforderte, zugebracht; und an dem schönsten Sommermorgen verließen die beiden Grafen, nur von wenigen Dienern begleitet, die Stadt Sevilla. –
Mit jedem Tage ward es Don Carlos leichter um's Herz; und wollte eine düstere Stunde hereinbrechen, so gab sich der Graf von Kreuz alle Mühe, durch verschiedene Zerstreuungen die Schwermuth seines Freundes zu verjagen. Da lächelte ihm Don Carlos denn oft zu, und nahm ihn treuherzig bei der Hand, mit den Worten: »Ach, was wäre aus mir geworden, wenn ich euch, edler Graf, nicht hätte kennen gelernt; und wie dank' ich der allweisen Vorsehung, daß sie euch in jener Nacht in den Todtengarten vor Sevilla geführt!«