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Frau Ranten richtete ihre großen, dunklen Augen auf Williams. »Wieso erkannt? Und was heißt das: Komödie? Da habe ich wohl nichts anderes zu tun, als zu gestehen, daß ich mich zuweilen damit vergnüge, mich als Chauffeur zu verkleiden.«
»Als Chauffeur Smith, meinen Sie, der Ihr Mitschuldiger ist«, erwiderte Williams. »Die Ähnlichkeit ist wirklich schlagend, solange Sie den kleinen Schnurrbart haben.«
Mit einer hastigen Bewegung riß Frau Ranten das männliche Attribut ab. Es machte fast den Eindruck, als ob sie mit dieser Handlung ihr Selbstvertrauen wiedergewonnen hätte.
»Wessen klagen Sie mich eigentlich an?« fragte sie mit höhnischer Stimme. »Ich habe wirklich nicht geglaubt, daß es ein Verbrechen wäre, sich aus Scherz zu verkleiden.«
»Meinetwegen können Sie soviel Sie wollen in Chauffeurkleidung herumlaufen, und auch Ihre Beziehungen mit Smith gehen mich nichts an«, sagte Williams. »Aber das Spiel ist aus, Frau Ranten. Ich klage Sie des Mordes an Ihrem Gatten und der Entführung Fräulein Rantens an. Ich nehme jedoch an, daß Fräulein Ranten inzwischen aus ihrem Gefängnis befreit ist. Mein guter Freund Ringe ist auf der ›Gamba‹, um sie zu holen.«
»Ihr Freund Ringe!« rief Frau Ranten fast schreiend. »Ha, ha! Dieser Aufgabe war er nicht gewachsen, kann ich Ihnen erzählen. Er liegt an Händen und Füßen gefesselt und hat einen Knebel im Mund, und seine entzückende junge Braut, Fräulein Ranten, leistet ihm Gesellschaft.«
Williams trat drohend auf sie zu.
»Rühren Sie sich nicht, wenn Ihnen das Leben Ihres Freundes lieb ist«, sagte Frau Ranten mit unnatürlich ruhiger Stimme. »Sie sehen, daß ich meine Hand hinter dem Sekretär habe. Ein einziger Schritt von Ihnen bedeutet für Ihren Freund und seine Braut den Tod. Ein kleiner Druck meines Zeigefingers reicht aus, um beide in die Ewigkeit zu befördern. Die ›Gamba‹ ist mit Sprengstoff geladen.«
Mit steigender Erregung hatte Williams Frau Rantens kleine Rede angehört. Er sah, daß sie wirklich ihre Hand hinter dem Sekretär hielt, und verstand, daß ihre Drohung ernst gemeint war. Es galt, Zeit zu gewinnen, um sie in einem unbewachten Augenblick überrumpeln zu können.
»Die ›Gamba‹ mit Sprengstoff geladen, sagen Sie? Das ist wohl nur ein Scherz, Frau Ranten. Und ein recht geschmackloser dazu. Außerdem wollen Sie sich wohl kaum eines dreifachen Mordes schuldig machen. Kommen Sie« – Williams deutete einladend auf einen Sessel – »wir wollen in aller Ruhe über die Sache sprechen. Ringe kann jeden Augenblick hier sein.«
»Glauben Sie, ich stehe hier und scherze? Ich habe es niemals in meinem Leben so ernst gemeint wie jetzt«, sagte Frau Ranten. »Vielleicht haben Sie von den vielen Dynamiteinbrüchen der letzten Zeit gelesen. Der gestohlene Sprengstoff liegt auf der ›Gamba‹ und hier ist ein kleiner Knopf, der im Kontakt mit einer elektrischen Leitung dahin steht. Eine elektrische Zündung, Herr Advokat. Genial, wie? Sie brauchen nur den Arm gegen mich zu erheben, und die ›Gamba‹ fliegt in die Luft.«
»Sylvia Farina vom ›Goldenen Vogel‹ scheint sich nicht verändert zu haben, seit sie Frau Ranten geworden ist und die Gangsterbande in New York verlassen hat«, entgegnete Williams. »Sie scheinen alles nach Ihrem eigenen Geschmack vorbereitet zu haben: Gaspistole, elektrische Sprengung und andere Finessen. Rantens Tod versuchten Sie auch zu ordnen. Aber es ist nicht so einfach, einen Mord zu einem Selbstmord zu machen. Das können Sie glauben. Dieses Experiment haben schon viele vor Ihnen versucht – und sind über eine Kleinigkeit gestolpert. Denken Sie nur an den Brief im Papierkorb.«
»Welchen Brief?«
»Den Brief der Rächer natürlich«, antwortete Williams. »Kennen Sie den Brief vielleicht nicht, Frau Ranten?«
»Ich habe niemals etwas von einem Brief gehört. Ich habe auch keinen in den Papierkorb gelegt«, sagte Frau Ranten. »Die Rächer, was sind das für Leute?«
Williams sah, daß sie diesmal nicht Theater spielte. Sie wußte anscheinend wirklich nichts von der Existenz des Briefes.
»Ich werde Ihnen die Sache erklären, Frau Ranten.« Williams versuchte, sich ihr zu nähern.
»Stop! Rühren Sie sich nicht, habe ich gesagt.« Frau Rantens Stimme klang drohend, und ihre Augen sprühten. »Wenn Sie noch einen einzigen Schritt vorwärts tun, dann knallt es, und dann ist Schluß mit Ihrem Freund. Vergessen Sie das nicht. Was war nur mit dem Brief?«
»An dem Tage, als ich hier war und Ihnen die Nachricht von Rantens Unglücksfall überbrachte, untersuchte ich den Papierkorb und fand einen zerrissenen Brief, unterzeichnet ›Die Rächer‹. Man bezichtigte Ranten, der Mörder vom Torsplatz zu sein, und drohte ihm mit Anzeige bei der Polizei. Aber bald entdeckte ich, daß Ranten den Brief niemals gelesen hatte, und deshalb mußte es jemand anders gewesen sein, der ihn in den Papierkorb geworfen hat. Fingerabdrücke, die nicht Ranten gehörten, wiesen darauf hin. Ich habe auch der ›Gamba‹ einen Besuch abgestattet und die Schreibmaschine gefunden, auf welcher der Brief geschrieben worden ist. Und wenn es nicht Ihre Finger waren, die auf den Tasten gespielt haben, dann ist es Smith gewesen. Aber das eine kann ich Ihnen sagen, Frau Ranten: wäre dieser Brief ungeschrieben geblieben, dann brauchten Sie jetzt nicht an dem Knopf hinter dem Sekretär herumzufingern. Der Brief war es, der mir den ersten Verdacht eingab, daß mit dem Tode Herrn Rantens nicht alles in Ordnung war. Es war also Ihr Mitschuldiger, der Ihren Plan, auf schnelle und bequeme Weise Witwe zu werden und ein großes Vermögen zu erben, zunichte gemacht hat. Witwe zu werden, ist Ihnen ja durch den Mord an Ihrem Gatten geglückt, aber das Vermögen werden Sie niemals bekommen. Nicht einmal die Rente, die Ranten im Testament seiner ungetreuen Ehefrau ausgesetzt hat.«
»Was meinen Sie? Ranten hat kein Testament hinterlassen«, sagte Frau Ranten. »Nach dem Gesetz würde also mir die Hälfte der Erbschaft zufallen.«
»Hier ist Rantens Testament«, sagte Williams und zog den Brief aus der Tasche. »Sie wissen sicher, wo ich ihn gefunden habe. Das Versteck war übrigens ganz schlau gewählt. Aber Sie gingen mit dem Siegel nicht sehr achtsam um, als Sie das Testament aus dem Umschlag stahlen. Deshalb wußte ich sofort, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.«
Williams entfaltete den Bogen und las:
»Nach Abzug einer Rente von zehntausend Kronen für meine jetzige Frau – sie weiß am besten selbst, weshalb ich diese Bestimmung treffe – soll mein gesamtes festes und bewegliches Eigentum, die Wertpapiere und das Bargeld meine Tochter Annie, aus meiner ersten Ehe mit Anna Beata Andersson-Ranten, geb. Selldin, gestorben am 27. Februar 1925, erben.«
Williams faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn ein.
»Sie haben also gehört, Frau Ranten«, sagte er. »Zehntausend Kronen im Jahr. Nicht mehr. Anscheinend hat Ihr Gatte Ihr Doppelspiel durchschaut. Eine Nachtklubkönigin ist natürlich kein Mensch, auf den man sich verlassen kann. An das schöne Märchen von der armen Verkäuferin, der die Schicksalsfee am Handschuhtisch erschien, habe ich, offen gestanden, nicht einen Augenblick geglaubt. Aber es war nett, Ihrer Erzählung zuzuhören, Frau Ranten. An Phantasie fehlt es Ihnen wirklich nicht. Schade, daß man nicht dasselbe von Smith sagen kann.«
»Charlie Smith ist ein Idiot, das hätte ich wissen müssen. Er glaubte natürlich, daß das die beste Gelegenheit war, seine Schuld auf einen anderen zu schieben. Charlie Smith ist …«
»… der Mörder Gunhild Maria Saves, wollen Sie sagen, Frau Ranten«, fiel Williams ein. »Das weiß ich bereits. Das ist keine Neuigkeit für mich. Er tötete sie mit demselben Hammer, den Sie anwandten, als Sie die Scheibe zertrümmerten, um den Wagen von außen steuern und den Mord besser maskieren zu können. Gunhild Maria Save war seine Frau, und er tötete sie, um sich mit Ihnen zu verheiraten und Rantens Millionen in die Hände zu bekommen. Aber dazu mußte das unglückliche Testament beiseitegeschafft werden.
Auf dem leeren Bogen in dem versiegelten Umschlag befanden sich Fräulein Rantens Fingerabdrücke. Deshalb wurde ihr Verschwinden auch als Selbstmord dargestellt. Vielleicht hatten Sie auch die Absicht, das arme Mädchen für immer aus dem Wege zu räumen. Ein Mord mehr oder weniger spielt ja keine so große Rolle für die ehemalige Leiterin einer amerikanischen Gangsterbande.
Wie Sie sich Annie Rantens Fingerabdrücke verschafft haben, ist nicht schwer zu erklären«, fuhr Williams unbarmherzig fort. »Ein Schuß aus der Gaspistole, und ihre kleinen Finger waren wehrlos. Aber weshalb ihre Fingerabdrücke auch auf dem Briefe der Rächer vorhanden sein sollten, habe ich noch nicht ganz begriffen. Sie müssen versehentlich dahingekommen sein. Oder ist das auch eine Extranummer von Smith, die nicht ins Programm gehört?«
»Smith ist ein Idiot, wie ich bereits gesagt habe. Er hat von den mit dem Fingerabdruck präparierten Bogen genommen, um seinen dummen Brief zu schreiben«, sagte Frau Ranten. »Wenn ich gewußt hätte, daß er auf eigene Faust arbeitet, wären Sie jetzt nicht hier, Herr Advokat, das können Sie mir glauben.«
»Sie sind klug, sehr klug, Frau Ranten. Aber es glückt einem nicht immer alles, was man in die Hand nimmt. Diesmal haben Sie verloren. Ein kleines Signal von mir, und die Kriminalpolizei ist in einigen Sekunden hier. Die Villa ist bewacht. Sie können Ihrem Schicksal nicht entgehen. Ich habe die Beweise in der Hand, daß Sie Ihren Gatten ermordet haben. Sie waren es, die das Steuerrad des Wagens auf seiner Todesfahrt am Blockhauskap führte.«
»Sie wissen, ich stehe hier und halte das Leben Ihres Freundes in meiner Hand«, entgegnete Frau Ranten. »Eine einzige Bewegung von mir, und Sie sehen ihn niemals wieder. Nicht einmal als Toten, denn auf der ›Gamba‹ befindet sich genug Sprengstoff, um ihn und seine Geliebte in Atome zu verwandeln. Nicht einmal eine anständige Beerdigung könnten Sie ihm ausrichten. Aber ich mache Ihnen einen Vorschlag: Gehen wir einen Kompromiß ein.«
»Welcher Art?«
»Ich schenke Ihnen zwei Menschenleben gegen eins«, antwortete Frau Ranten. »Wenn Sie mir Ihr Ehrenwort als Gentleman geben, daß ich frei meines Weges ziehen darf, verlasse ich meinen Platz am Sekretär, und Ihr Freund und Annie Ranten sind gerettet. Sie können die Leitung zerstören und dann selbst auf die ›Gamba‹ hinausfahren und die beiden von ihren Fesseln befreien. Ist das nicht ein annehmbarer Vorschlag?«
Williams antwortete nicht. Er stand still und überlegte. Es war eine entsetzliche Lage, in der er sich befand. Ging er auf Frau Rantens Vorschlag ein, würde er sich unsterblich vor der Kriminalpolizei blamieren. Was sollte er für Gründe angeben für die Bestellung von Beamten? Und für die Polizei handelte es sich nicht um den Fall Ranten, sondern weit mehr um den Mord am Torsplatz, dessen Lösung er, wie er gesagt hatte, in der Hand hielt. Er hatte dem Chef der Kriminalpolizei zuviel verraten, als daß er jetzt noch den Rückzug antreten konnte. Die Kriminalpolizei würde sicher der angedeuteten Spur folgen, da er um Bewachung der Villa Ranten gebeten hatte. Und ein Kompromiß mit einer Mörderin? Unmöglich!
Eine Zurückweisung von Frau Rantens Vorschlag würde das Todesurteil über Ringe und Annie bedeuten. Sollten noch zwei Menschenleben zugrundegehen? Das mußte verhindert werden. Aber wie? Das Signal. Wenn die Polizisten bis halb drei nichts von Williams hörten, würden sie ohne weiteres in die Villa eindringen, und da gab es vielleicht eine Möglichkeit, die wachsame Frau Ranten zu überrumpeln. Es galt nur, Zeit zu gewinnen. Williams sah auf seine Uhr. Es fehlten noch zehn Minuten.
»Es ist nicht ganz einfach, eine Entscheidung zu treffen«, sagte er und versuchte, einen leichteren Ton anzuschlagen. »Sie haben mich wirklich vor eine sehr schwierige Wahl gestellt, Frau Ranten. Wenn es nur von mir abhinge, würde ich keinen Augenblick zögern, denn das Leben meines Freundes ist mir mehr wert als die Ergreifung zweier Mörder. Aber die Polizei weiß zu viel. Auch wenn ich Sie freigäbe, würden Sie von den Vertretern der offiziellen Gerechtigkeit festgenommen werden. Wie Sie sehen, sind Sie auch …«
Williams unterbrach den Satz und lauschte.
Hörte man nicht Schritte und Stimmen im Korridor? Anscheinend kamen die Polizisten.
Frau Ranten hatte nichts gemerkt. Sie stand weiterhin mit der rechten Hand hinter dem Sekretär.
»Was bin ich auch?« fragte sie. »Fahren Sie fort, aber beeilen Sie sich mit Ihrer Entscheidung, denn die Zeit ist kostbar.«
»Es ist zu spät, Frau Ranten, um zu wählen.« Williams trat einige Schritte zurück, bis er an der Tür stand, und hob die Stimme:
»Die Polizei ist bereits hier. Sie müssen Ihr Spiel aufgeben.«
»Da kennen Sie Sylvia Farina nicht.« Frau Ranten streckte sich und warf den Kopf in den Nacken. »Es ist wahr, ich bin wirklich die Führerin einer Gangsterbande gewesen und habe es verstanden, mich den Klauen der Polizei zu entziehen. Es ist auch wahr, daß ich meinen Mann getötet und das Testament gestohlen habe. Aber es hat den Anschein, als ob ich diesmal meinen Meister gefunden hätte. Doch bevor Sie Ihren Siegesrausch feiern, sollen Sie die bitterste Niederlage Ihres Lebens erleiden. Hören Sie zu, jetzt knallt es!«
Vor dem Fenster flammte es hell auf, und im selben Augenblick hörte man von der Bucht her ein gewaltiges Krachen. Es hörte sich an, als ob es in der Villa eingeschlagen hätte. Vom Wege her schrillte das Signal einer Polizeipfeife.
Williams starrte wie versteinert Frau Ranten an. Mit der rechten Hand zielte sie mit einer eigenartigen Pistole auf ihn und lachte höhnisch, als sie sah, welche Wirkung die Explosion auf den kräftigen Mann hatte.
»Ich glaube, Sie haben einen Schock bekommen, Herr Advokat. Man scheint in diesem Lande an stärkere Sensationen nicht gewöhnt zu sein.«
Williams antwortete nicht. Ringe, sein bester Freund und Gefährte, war tot.
»Noch ist das Spiel nicht verloren«, sagte Frau Ranten. »Die Toten können nicht mehr reden. Und Sie, Herr Advokat …«
»Aber die Lebenden reden um so mehr«, hörte Williams eine wohlbekannte Stimme hinter sich.
Er wendete sich um und fühlte sein Herz vor gewaltiger Freude fast bersten.
In der Türöffnung standen Ringe und Annie Ranten.
Frau Rantens Hand, welche die Pistole hielt, zitterte. Eine leichenhafte Blässe überzog ihr Gesicht.
»Sie hier!« stieß sie hervor. »Wo ist … Charlie Smith … Antworten Sie, aber schnell!«
»Charlie flog mit der ›Gamba‹ in die Luft.«
»Charlie tot?« flüsterte Frau Ranten. »Und ich habe ihn getötet!« Dann hob sie ihre Stimme:
»Lebend sollen Sie mich keinesfalls fangen, Herr Advokat.«
Man hörte den scharfen Knall einer Pistole. Instinktiv schützte Williams das Gesicht mit den Händen.
»Das Gas. Seht euch vor«, konnte er noch hervorstammeln. Dann fiel er Ringe rückwärts in die Arme.
Frau Ranten war in ihr Schlafzimmer geeilt und hatte die Tür hinter sich verriegelt. Ringe schleppte den halb bewußtlosen Freund auf den Korridor und schlug die Tür zum Salon zu.
Regierungsdirektor Ahlvar, gefolgt von ein paar Polizisten, kam die Treppe herauf geeilt.
»Was ist denn hier passiert?« stieß er hervor.
»Eines der Fahrzeuge draußen in der Bucht ist explodiert.«
»Was ist mit Williams?«
»Sie hat mit der Gaspistole auf ihn geschossen«, antwortete Ringe. »Aber er kommt schon wieder zu sich.«
Williams schlug die Augen auf und starrte auf die Versammlung um sich.
»Sie war doch schneller als ich«, sagte er. »Aber um Gottes willen, versucht, sie zu fassen. Sie ist im Schlafzimmer.«
»Nein, diesen Weg da«, fuhr er fort, als Ahlvar die Tür zum Salon öffnete. »Dort ist noch Gas.«
Ringe versuchte, die Tür zum Schlafzimmer vom Korridor her zu öffnen. Sie war zugeriegelt. Mit der ganzen Kraft seines gewaltigen Körpers warf er sich gegen die Tür, die in der Mitte zerbrach.
»What do you want, Sir?« rief der Papagei von innen her.
Der Chef der Kriminalpolizei, gefolgt von Ringe und Williams sowie Fräulein Ranten, trat ins Schlafzimmer. Es war leer. Sie traten in den Ankleideraum und in das luxuriöse Badezimmer, aber Frau Ranten war nicht zu finden.
»Die Dachterrasse«, sagte Annie Ranten und deutete mit dem Finger aufwärts. »Hinter der Tür dort führt eine Treppe nach oben.«
Ringe hatte die Tür schon geöffnet und befand sich im Ankleidezimmer. Eine steile Treppe wurde sichtbar. Er eilte hinauf, gefolgt von den übrigen. Schnaufend und atemlos standen sie auf der Terrasse und sahen sich um.
»Dort ist sie«, rief Williams und deutete in die Richtung zum See.
Alle blickten in die angegebene Richtung. Auf der Balustrade stand eine Gestalt in Chauffeurskleidung, die Arme wie im Gebet zum Himmel erhoben.
»Aber das ist ja ein Mann«, sagte Ahlvar. »Hallo, Sie, kommen Sie sofort herunter!«
Ahlvar stürzte vorwärts. Aber zu spät. Die Gestalt auf der Balustrade schwankte einen Augenblick. Dann entschwand sie den Augen der schreckerstarrten Zuschauer.
Ahlvar und Williams traten an die Brüstung und schauten in die Tiefe. Unten lag eine dunkle, leblose Masse.
»Ein würdiger Abschluß für die ehemalige Führerin einer Gangsterbande«, sagte Williams. »Der eine Mörder folgt dem andern in den Tod. Zwei Dramen haben ihre Aufklärung gefunden. Der Vorhang kann niedergehen. Der Mord am Torsplatz ist kein Rätsel mehr. Der Fall Ranten ebenfalls nicht.«