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2

»Woher kennst du eigentlich Fräulein Ranten?« fragte Williams, als sie an dem großen Fliegermonument auf dem Karlsplatz vorüber fuhren und in den Narvaweg einbogen.

Der blonde Riese errötete und sah angelegentlich zum Wagenfenster hinaus. Seine Rechte spielte nervös mit dem Kurbelmechanismus, ungewiß, ob er das Fenster öffnen sollte oder nicht. Dann kurbelte er entschlossen die Scheibe herunter, streckte den Kopf ins Freie hinaus und tat einen tiefen Atemzug.

Williams hatte seinen Freund mit verstohlenem Lächeln beobachtet.

»Na?« sagte er aufmunternd.

Der Wagen war inzwischen bis zur Tiergartenbrücke gekommen, als Ringe endlich zu sprechen begann.

»Du findest sicher, daß ich mich lächerlich gemacht habe, Sigurd«, sagte er, sich seinem Freunde zuwendend, »aber siehst du, ich bin die ganze letzte Zeit über mit einem Geheimnis vor dir umhergegangen. Ich kenne Annie Ranten wirklich, sogar ganz gut. Sie ist ein entzückendes Mädel, kann ich dir sagen, nicht so ein gewöhnlicher Typ, der es liebt, zu jazzen und zu flirten und sich flott im Auto oder zu Pferde mit dem Gelde des Vaters zu zeigen. Sie ist fast sogar ein wenig zu ernst, möchte ich behaupten. Wir sind Jugendgespielen, sie und ich, weißt du.«

»Und nun hast du dich in sie verliebt?« unterbrach ihn Williams.

»Nein, nein«, antwortete Ringe lachend. »Soweit bin ich noch nicht gekommen. Aber ich habe sie sehr gern. Wie du vielleicht weißt, hat mein seliger Vater ein Gut in der Gegend von Falköping, Ringaryd, woher unser Familienname stammt, und auf einem der Nachbargüter, Blastorp hieß es übrigens, wohnte die Familie Andersson. Die Kinder pflegten mit meiner Schwester und mir zu spielen. Als wir größer wurden und ich in die Schule nach Skara kam, trafen wir uns nur während der Ferien. Als ich mein Studentenexamen machte, war Annie, glaube ich, vierzehn Jahre alt, und dann trennten sich unsere Wege. Gutsbesitzer Andersson verkaufte seinen Hof und fuhr nach Amerika, und nach meines Vaters Tod verkauften wir auch Ringaryd.

Als du mir zum ersten Male erzähltest, daß du für einen Schwedisch-Amerikaner mit Namen David Ranten in geschäftlicher Verbindung stündest, hatte ich natürlich keine Ahnung, daß dieser identisch war mit dem Gutsbesitzer Andersson auf Blastorp. Erst einige Monate später erfuhr ich das. Eines Sonntags, als ich draußen im Tiergarten spazieren ging, kam ich an Mr. Rantens Villa vorüber. Ich blieb vor dem Gitter einige Augenblicke stehen, um das Haus genauer zu betrachten, dessen einfacher, italienischer Stil mir aufgefallen war. Währenddes trat aus der Villa eine junge Dame und schritt gerade auf mich zu. Sie mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein. Ich warf einen schnellen Blick auf sie und schickte mich an, meinen Spaziergang fortzusetzen, aber etwas in ihrem Gesicht veranlaßte mich, zu verweilen. Und als die Dame das Gitter öffnete, sah sie mich stehen, und es war, als ob ein wiedererkennendes Lächeln über ihr Gesicht glitt. Sie kam mit schnellen Schritten auf mich zu und fragte, fast ein wenig schüchtern: ›Gustaf Ringe?‹

Und da wußte ich mit einemmal, wer sie war.

›Guten Tag, Annie‹, antwortete ich. ›Das ist wirklich lange her, seit wir uns gesehen haben. Wie kommst du hierher? Bist du bei Mr. Ranten angestellt?‹ Sie aber lachte nur und zog mich zum Blockhauskap. Und dann erfuhr ich, daß der Vater seinen Namen gewechselt hatte, nachdem er nach Amerika gekommen war, daß er schon in den ersten Jahren drüben mit Bodenspekulationen Glück gehabt hatte, daß das Vermögen Jahr für Jahr gewachsen war und er heute als reicher Mann dastand.

Hierauf erzählte sie – und Tränen standen in ihren Augen –, ihre Mutter sei vor etwa acht Jahren gestorben, ihr Vater aber habe sich zwei Jahre später mit einer Frau verheiratet, die fast im gleichen Alter stünde wie sie selbst. Ich verstand Annies Kummer recht gut.

Wir gingen mehrere Stunden lang spazieren und hatten uns natürlich viel zu erzählen. Dann trafen wir uns öfter und tranken Tee im Royal und machten lange Ausflüge in die Umgebung. Doch ich ermüde dich gewiß mit meinem Geschwätz?«

»Nein, im Gegenteil, mein Lieber«, sagte Williams. »Es war mir sehr interessant, das zu hören. Deine Bekanntschaft mit Fräulein Ranten macht es uns vielleicht leichter, den Hinterbliebenen die traurige Nachricht vom Ableben Herrn Rantens zu überbringen. Aber nun sind wir angelangt. Dort hinten an der Wegbiegung sehe ich eine Polizeiuniform.«

Kommissar Cederqvist hatte den Platz um die Brücke herum, wo das Auto ins Wasser gefahren war, absperren lassen. Der Polizist, der dort auf Posten stand, erkannte Williams sofort und ließ sie passieren. Einige Neugierige, die sich außerhalb der Absperrung angesammelt hatten, warfen erstaunte Blicke auf den durchkommenden Wagen.

Williams brachte das Auto vor der Brücke zum Stehen und sprang hinaus. Ringe folgte seinem Beispiel.

Hier, an und auf der Brücke, herrschte Leben und Bewegung. Ein Gerätewagen von der Feuerwehr, besetzt mit einem halben Dutzend Leuten, und ein Bergungsauto aus der Zentralgarage hatten auf der Brücke Posten gefaßt, und ein Stückchen vor der Brücke lag ein Taucherboot verankert. Der Taucher war anscheinend gerade aus der Tiefe gekommen, denn er saß ohne Helm auf dem Bootsrand und trocknete sich mit einem rotgewürfelten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Vom Bergungsauto und dem Gerätewagen führten ein paar schmale Eisendrähte ins Wasser, wo der schwarze Rahmen eines gedeckten Autos zu sehen war.

Die Bergungsarbeiten wurden von Olsson, dem Führer der Feuerwehr, geleitet. Er war bekannt unter dem Namen »Feuerwehr-Olle«. Kommissar Cederqvist hielt sich etwas im Hintergrund und wartete auf den Augenblick, wo er eingreifen konnte. Sobald das Auto geborgen war, kam er an die Reihe. Dann konnte die polizeiliche Untersuchung beginnen.

Der Kommissar hatte die Ankunft Williams' und Ringes nicht beobachtet. Erst als sie die Brücke entlang kamen, sah er sie und ging mit schnellen Schritten dem bekannten Advokaten entgegen.

»Tag, Williams. Nett von dir, daß du gekommen bist«, sagte er und schüttelte dem Advokaten herzlich die Hand. »Aha, du hast Ringe mitgebracht. Guten Tag, Herr Ringe. Die Sache hier scheint kein verwickelter Kriminalfall zu sein. Ein Unglücksfall, vielleicht auch Selbstmord. Ich persönlich möchte das letztere annehmen, trotzdem ich eigentlich nicht begreifen kann, weshalb ein unabhängiger und vermögender Mann wie Herr Ranten sich das Leben nehmen soll.

Wir werden den Wagen jetzt aus dem Wasser heben. Taucher Fredriksson ist schon ein paarmal unten gewesen. Gleich beim ersten Male stellte er fest, daß sich nur eine Person im Auto befand und daß der Wagen diesem Schwedisch-Amerikaner im Tiergarten gehört. Daraufhin rief ich dich sofort an, weil ich wußte, daß du geschäftlich mit ihm in Verbindung standest. Die Villa liegt ja in deinem Bezirk, und du hast wohl die Grundstücksfrage für ihn geregelt.«

»Es ist gerade kein angenehmer Auftrag, den du mir da gibst«, antwortete Williams, »aber Ringe kennt das junge Fräulein Ranten sehr gut, und das macht die Sache vielleicht leichter. Wann glaubst du, daß das Unglück geschehen ist?«

»Wahrscheinlich im Laufe der Nacht, aber es ist unmöglich, es ganz genau zu bestimmen«, antwortete der Kommissar. »Ich habe schon ein paar Polizisten damit beauftragt, zu den in der Nähe gelegenen Villen zu gehen und dort zu fragen, ob man etwas Verdächtiges wahrgenommen hat.«

»Nach meiner Auffassung muß das Auto eine ziemliche Geschwindigkeit gehabt haben, als es über den Rand der Brücke stürzte, sonst würde es nicht so weit draußen niedergesunken sein«, sagte Williams und folgte interessiert den Bemühungen der Bergungsmannschaft, den Wagen aus dem Wasser zu heben.

»Ja, das ist auch meine Meinung«, antwortete Kommissar Cederqvist, »und das würde auch die Theorie stützen, daß ein Unglücksfall vorliegt. Aber wie du siehst, mein Lieber, ist hier kaum eine Kurve auf dem Wege, und ich verstehe nicht, wie man derart von der Straße abweichen kann, daß man in einem Winkel von fast neunzig Grad über den Brückenrand kommt. Ich glaube auch nicht, daß die Geschwindigkeit allzu groß war, denn in diesem Falle würde der Wagen meiner Auffassung nach an der Seite der Brücke, dort zwischen den Bäumen, gelandet sein.«

»Wenn ich mir die Sache genau überlege, sieht es fast so aus, als ob du recht hast, Cederqvist«, sagte Williams. »Aber Spuren sind wohl kaum noch vorhanden, die uns Aufschluß geben könnten.«

»Nein, hier sind inzwischen viele Wagen entlang gefahren, so daß kaum der Versuch lohnt, die Spur des Autos zu verfolgen«, erwiderte der Kommissar. »Ich habe einen Versuch gemacht, doch ohne Erfolg. Aber wenn wir die Bereifung des Fahrzeugs kennen, geht es vielleicht ein wenig besser. Jedenfalls wurde das verunglückte Auto erst heute nachmittag so um drei Uhr herum entdeckt, trotzdem seit heute morgen viele Menschen hier in der Gegend waren.«

»Es waren wohl Berittene, die den Wagen zuerst gewahrt haben?« fragte Williams. »Ich möchte das beinahe annehmen.«

»Ja, das war tatsächlich der Fall«, antwortete der Kommissar ein wenig verwundert. »Aber wie kannst du das wissen? Über die eigentliche Auffindung habe ich doch gar nicht zu dir gesprochen, als ich anrief.«

»Nein, das tatest du wirklich nicht«, sagte Williams lachend, »aber ich sehe hier auf der Brücke, ja sogar bis zum Brückenrand Spuren von Pferdehufen. Nach meiner Auffassung bedeutet das, daß hier jemand mit einem Pferd auf der Brücke gewesen ist, entweder um die schöne Aussicht zu bewundern, oder auch um das Pferd mit ungewöhnlichen Situationen vertraut zu machen. Und dabei hat der Betreffende das Autoverdeck unter der Wasserfläche gesehen.«

»Ja, du hast recht«, bestätigte der Kommissar. Polizist Albrektsson erzählte genau das, was du eben gesagt hast. Er wollte sein Pferd trainieren und ritt deshalb auf die Brücke. Aber jetzt scheint man das Auto aus dem Wasser hochzubekommen. Das ist sicher keine leichte Arbeit gewesen.«

Das hintere Wagenteil wurde langsam Zoll für Zoll über der Wasserfläche sichtbar. Williams sah augenblicklich, daß es ein großer, graulackierter »Delage« war. Die Nummer war A 6769. Es konnte also kein Zweifel darüber herrschen, daß es nicht Rantens Wagen war. Williams hatte ihn viele Male gesehen, einmal war er sogar in ihm gefahren, da er gelegentlich einer Konferenz in Herrn Rantens Villa von seiner Wohnung abgeholt wurde. Der Chauffeur hatte ihn seinerzeit gefahren, ein kleiner, schlanker Mann mit dunklem, hagerem Gesicht, höflich und zuvorkommend und ein wenig militärisch, wie Chauffeure in besseren Häusern zu sein pflegen. Williams war auf dem Wege zum Tiergarten mit dem Manne ins Gespräch gekommen, man hatte von den verschiedenen Automarken gesprochen, und der Chauffeur hatte schnelle und präzise Antworten in einem Dialekt gegeben, dessen Färbung nicht zu überhören war.

Er ist geborener Schwede, hat aber anscheinend von Jugend auf in Amerika gelebt, hatte Williams bei sich gedacht, als er für die Fahrt dankte und den Wagen verließ.

Das Leichenauto kam und hielt oberhalb der Brücke. Er traf gerade zur rechten Zeit ein, der große, schwarze, düstere Kasten, in dem so viele ihre letzte Autofahrt ins Leichenschauhaus auf Kungsholmen antraten.

Der Delage-Wagen hing schon über dem Brückenrand, und auf dem Führersitz konnte man eine leblose, dunkle Gestalt erkennen. Die Leichenträger standen mit ihrer Bahre bereit, während ein paar Feuerwehrleute den Verunglückten aus dem Auto trugen.

Williams flüsterte Kommissar Cederqvist etwas zu, der mit leiser Stimme den Feuerwehrleuten Anweisung gab, den Toten auf der Bahre zu betten.

»Bitte, warten Sie einen Augenblick, wir wollen nur etwas feststellen«, sagte er zu dem Führer des Leichenwagens. »Es ist vielleicht am besten, wenn wir die Habseligkeiten des Toten gleich an uns nehmen«, fuhr er, zu Williams gewandt, fort.

Dieser nickte zustimmend und trat an die Bahre, auf welcher der tote Herr Ranten mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag. Er sah aus wie ein Mann in den Sechzigerjahren mit grauem, ziemlich dichtem Haar und kleinem, graugesprenkeltem, gestutztem Schnurrbart. Auf seinem Antlitz lag ein friedvoller Ausdruck.

»Eigentümlich«, sagte Williams zu sich selbst, »höchst eigentümlich. Sieh dir die Hände an«, fuhr er dann laut fort und nahm eine Hand des Toten in die seine. »Sieh, Cederqvist, wie zerfetzt seine Knöchel sind. Es sieht fast so aus, als ob er gekämpft hätte, um aus dem Auto herauszukommen. Anscheinend hat er sich am Glas geschnitten, als er die Scheibe zertrümmerte.«

»Die linke Autoscheibe ist vollständig zersplittert«, berichtete Feuerwehr-Olle, der einige Schritte hinter ihnen stand.

»Wir werden uns mal den Wagen etwas näher ansehen«, sagte Williams. »Willst du, Cederqvist, Rantens Sachen inzwischen an dich nehmen?«

Der Kommissar begann mit Hilfe eines Polizisten systematisch die Taschen des Toten zu untersuchen. Das erste, was er ans Tageslicht beförderte, war eine kostbare Uhr aus Platin. Die Zeiger standen auf elf Uhr vierzig.

»Hier haben wir auch den Zeitpunkt des Unglücks«, sagte der Kommissar. »Gestern abend elf Uhr vierzig, vielleicht auch einige Minuten früher.«

Die Brieftasche des Toten enthielt nur einige Geldscheine in verschiedenen Währungen, ein Scheckbuch auf die Enskilda-Bank, ein kleines Notizbuch und einen Führerschein. Irgendwelche Papiere fanden sich nicht.

In einer anderen Tasche stak ein Zigarrenfutteral aus Krokodilleder mit drei Henry Clay. Ein Seidentuch in der Brusttasche und ein Schlüsselbund in einer der Beinkleidtaschen vervollständigten Herrn Rantens Habseligkeiten.

Kommissar Cederqvist legte alles in die Aktenmappe, die er zu diesem Zweck mitgebracht hatte.

Der Tote hatte einen dunkelbraunen Anzug amerikanischen Schnitts an und war ohne Mantel, was nicht weiter zu verwundern war, denn man befand sich schon Mitte Mai, und der Wagen war gedeckt. Ein bräunlicher Filzhut lag vorn neben dem Führersitz auf dem Boden. Man legte ihn auf die Bahre, die jetzt auf einen Wink Cederqvists in das Leichenautomobil geschoben wurde. Die erste eilige Untersuchung war abgeschlossen.

Williams begann nun, das Auto näher zu untersuchen. Sein Hauptaugenmerk richtete sich auf den Führerraum. Er stellte zuerst fest, daß die linke Fensterscheibe entzweigeschlagen war. Ein paar Glasstücke saßen noch im Rahmen fest, und anscheinend hatte sich Ranten an ihnen geschnitten, als er versuchte, aus dem Wagen herauszukommen. Auf dem Boden des Wagens befanden sich keine Glassplitter, dagegen gewahrte Williams auf dem Führersitz ein scharfkantiges Glasstück, das er, ohne daß der Kommissar etwas davon merkte, in die Tasche steckte.

»Der dritte Gang ist eingeschaltet«, sagte Kommissar Cederqvist triumphierend. »Was habe ich gesagt?! Das Auto hatte eine hohe Geschwindigkeit, als es in die Tiefe sauste, das ist ganz klar.«

»Ja, und die Handbremse ist nicht angezogen«, erwiderte Williams, »das würde auch deine Selbstmordtheorie bestätigen, mein Lieber. Aber das Handgas, finde ich, ist viel zu stark. Man pflegt ja im allgemeinen das Gaspedal zu gebrauchen und nur soviel Handgas anzuwenden, daß der Motor nicht stehen bleibt, wenn man das Gaspedal allzu hastig losläßt. Der Handgashebel kann ja einen Stoß bekommen haben, als Ranten kämpfte, um herauszukommen. Aber da ist eine Sache, die ich mir nicht erklären kann.«

»Was denn?« fragte Cederqvist interessiert.

»Der friedliche Gesichtsausdruck des Toten«, antwortete Williams. »Seine Hände sind doch schrecklich zugerichtet, das haben wir doch alle festgestellt. Daraus ist zu schließen, daß er gekämpft hat, um aus dem Wagen herauszukommen. Und trotzdem sieht es so aus, als ob er ruhig in den Tod gegangen wäre. Er hat die Augen zugemacht und resigniert in der Einsicht, daß es unmöglich ist, sich zu befreien. Er muß eine außerordentliche Willensstärke besessen haben. Hat man die Absicht, Selbstmord zu begehen, so kann man diese Willensstärke wohl aufbringen. Ich möchte jedoch kaum annehmen, daß das allzu vielen gelingt, denn jedem ist sein Leben teuer, mag es auch noch so düster sein. Brauchst du den Wagen noch, Cederqvist?«

 

»Nein, ich glaube kaum«, antwortete der Kommissar. »Du kannst ihn ja in die Villengarage bringen lassen, so weiß ich, wo er zu finden ist, falls eine neuerliche Untersuchung notwendig wird. Ich nehme das allerdings nicht an.«

»Dann werde ich mir gleich die Gummimatte hier herausnehmen«, sagte Williams und begann vorsichtig die rechteckige, graue Gummischeibe abzuheben, die den Boden des Führerraumes bedeckte. »Ich möchte sie mir aus gewissen Gründen gern ein bißchen näher ansehen. Ich verspreche dir, daß sie unbeschädigt an ihren Platz kommt.

Ringe, sei so freundlich und trage die Matte in mein Auto«, wandte sich Williams an seinen Mitarbeiter. »Und dann ist es wohl am besten, ich mache mich mit meiner traurigen Mission auf den Weg. Es ist wahrhaftig nicht angenehm, zwei jungen Damen mitzuteilen, daß die eine Witwe geworden ist und die andere ihren Vater verloren hat. Ich lasse von mir hören, wenn sich etwas ereignet, was die Polizei interessiert.«

Williams und Ringe verabschiedeten sich vom Kommissar und stiegen ins Auto.

Einige Minuten später fuhren sie die breite Auffahrt zur Villa Ranten empor und hielten vor dem prachtvollen Portal.


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