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Von Peter Petersen.
Es war Ende Mai des Jahres 1499, da bewegte sich ein stattlicher Zug von Reisigen schon früh am Morgen auf der Landstraße von Schleswig nach Rendsburg. Den Vortrab bildeten etwa dreißig bis vierzig junge Ritter und Knappen, die fröhlich ihre mutigen Rosse tummelten, sich sehr lebhaft und heiter unterhielten und offenbar an dem herrlichen, taufrischen Morgen in der besten Stimmung sich befanden. Ihnen folgten in einem Abstand von etwa hundert Schritten zwei einzelne Ritter, deren vornehme Kleidung, glänzende Waffen und reichgeschmücktes Reitzeug verraten ließen, daß es hohe fürstliche Personen waren. Sie schienen noch beide in jugendlichem Alter, jedenfalls im besten Mannesalter sich zu befinden. In einem etwas geringeren Abstande bewegte sich hinter ihnen eine Schar älterer Ritter mit langen Bärten und wetterharten Gesichtern. Den Nachtrab bildeten etwa hundert stark bewaffnete Reiter, deren Rüstung in der Sonne blitzte.
Die beiden vornehmen Männer, die inmitten des Zuges nebeneinander ritten, waren keine Geringeren als der König Johann von Dänemark und sein etwas jüngerer Bruder, der Herzog Friedrich. König Johann war vor drei Tagen bei seinem herzoglichen Bruder auf Schloß Gottorp in Schleswig angelangt. Nachdem er sich hier von den Strapazen der Reise erholt hatte, waren die beiden Brüder heute morgen von Schloß Gottorp nach der etwa drei Meilen entfernten Stadt Rendsburg aufgebrochen, allwohin sie auf den heutigen Nachmittag die Abgesandten der Dithmarscher zu einer Zusammenkunft geladen hatten.
Die beiden Fürsten schienen ebenfalls in froher Laune zu sein. Wieder und wieder hörte man sie gar heiter lachen.
»Auf diesen Ritt von Schleswig nach Rendsburg, Bruder,« sprach König Johann, »habe ich mich lange weidlich gefreut. Es bereitet mir ordentlich eine Lust und einen inneren Genuß, daß ich nun wirklich mit Ernst mich daran machen kann, diese übermütigen und trutzigen dithmarscher Bauern zu züchtigen. Ich bin gewillt, nun auch nicht eher mir Ruhe zu gönnen, als bis ich ihre Macht völlig gebrochen und sie gezwungen habe, demütig zu meinen Füßen meine Gnade zu erflehen.«
»Ich muß auch sagen,« erwiderte Herzog Friedrich, »daß ich schon lange mit Sehnsucht auf diesen Tag geharrt habe. Es kocht mir förmlich das Blut, wenn ich daran denke, wie schnell und verwegen sie im vorigen Sommer in Eiderstedt einfielen, die zweihundert Friesen wegschleppten und mich also zwangen, die auf Helgoland gefangenen Dithmarscher wieder auszuliefern. John Nickelson hatte mit seinen Eiderstedtern den Überfall auf Helgoland außerordentlich schlau und schnell ins Werk gesetzt. Nur schade, daß die zehn bis zwölf Mann Dithmarscher in der dunklen Nacht ihnen entkamen. Diese Dithmarscher sind so flink und behende wie die Katzen. Ihre Fahrzeuge übertreffen alle an Geschwindigkeit. Auch kam der günstige Wind ihnen zu statten. Aber, so wahr ich Herzog Friedrich bin, jetzt sollen sie es mir büßen, und nicht bloß dies sondern auch alles andere, was sie bei mir auf dem Kerbholze stehen haben. Ich habe ihnen nichts vergessen.«
»Das ist auch mein Wille,« sprach König Johann. »Ich habe jetzt völlig freie Hand. Die Schweden sind so gänzlich aufs Haupt geschlagen, daß sie in den nächsten Jahren nicht mucksen werden. Die große Garde ist bereit, auf meinen Wink sofort zu erscheinen. Der ganze holsteinische Adel freut sich schon im stillen, diese verwegenen Dithmarscher gründlich züchtigen und ihre reichen Schätze ihnen abnehmen zu können. Die Dithmarscher müßten doch mit der Hölle und mit dem Teufel selbst im Bunde sein, wenn sie diesmal nicht zum Pater peccavi zu bringen wären.«
»Das Herz lacht mir schon im Leibe,« sprach Herzog Friedrich, »wenn ich mir die verdutzten Gesichter vorstelle, die sie machen werden, wenn du ihnen eine so hohe Schatzung auferlegst und ihnen drei feste Schlösser ins Land bauen willst.«
»Nun,« sprach König Johann, »ich bin willens, nicht gerade eine sanfte Sprache mit ihnen zu führen. Sie sollen es merken, daß ich ihnen jetzt das Messer an die Kehle setzen will, wenn sie nicht zu Kreuze kriechen.«
»Das tue nur,« sprach Herzog Friedrich und lachte. »Ich habe auch nicht gerade die Absicht, ihnen liebliche Worte und angenehme Schmeicheleien an den Kopf zu werfen.«
Unter solchen ernsten und heiteren Gesprächen näherten sich die Fürsten bald der Stadt Rendsburg, dem Ziele ihres früh am Morgen begonnenen Rittes.
Am Nachmittag desselben Tages finden wir die beiden Fürsten im geräumigen Saale des Rendsburger Stadthauses versammelt. Mitten vor einem langen Tische, vor ihm eine große Karte ausgebreitet, die das Dithmarscher Land und die angrenzenden Gebiete in Holstein und Eiderstedt darstellt, sitzt auf einem reich geschnitzten, bequemen Lehnstuhl der König Johann von Dänemark in vornehmer ritterlicher Kleidung mit einem mächtigen Schwert an der Seite, und auf dem Haupte mit einem breitkrempigen Hut geschmückt, auf dem eine große Feder sich gar stattlich ausnimmt. Zu seiner Rechten steht sein Bruder, der Herzog Friedrich, ähnlich wie der König bewaffnet und gekleidet. Hinter ihnen in vornehmer Rittertracht, und alle bewaffnet, eine Anzahl ihrer treuesten Ritter und Knappen.
Da werden die dem Tische gegenüberliegenden Flügeltüren von einem Diener geöffnet, und durch diese betreten die Abgesandten der Dithmarscher den Saal. Drei ältere Männer schreiten voran, ebenfalls mit ritterlicher Tracht angetan: mit einem Sammetwams, um die Hüften ein mächtiges Schwert gegürtet, auf dem Haupte einen weichen, großen Filzhut tragend, mit einer Feder keck geschmückt. Ihre Beinkleider jedoch bestehen nach Landessitte aus Hosen, aus dem sogenannten eigengewebten Webbeszeug angefertigt. Die weiten Beinkleider stecken in hohen, über die Knie reichenden Reitstiefeln mit Sporen an den Absätzen, da auch sie die Reise nach Rendsburg zu Pferde zurückgelegt hatten. Diesen älteren Männern folgten dann vier gar stattliche Jünglinge, ähnlich wie die eben Erwähnten ritterlich gekleidet und bewaffnet, nur, daß ihre Kleidung ganz aus eigengewebten Stoffen angefertigt ist und ihre Kopfbedeckung nur aus niedrigen barettartigen Kappen besteht. Es sind Peter Reimer von Wimerstedt, Hargen Isebrant und die beiden ältesten Söhne Olde Kampens, die damals die Kriegsfahrt nach Helgoland mitgemacht hatten. Sie schauen alle vier keck und zuversichtlich drein und überragen an Größe und Mächtigkeit ihres schönen, stattlichen Körperbaues bei weitem fast alle im Saale befindlichen Ritter des dänischen Königs und seines herzoglichen Bruders; und einem sorgfältigen Beobachter entging es nicht, daß die Ritter zwar mit Unmut aber doch zugleich mit geheimer Verwunderung diese urkräftigen germanischen Recken in Augenschein nehmen.
Die Dithmarscher verneigten sich höflich vor den Fürsten und ihren Mannen. Die letzteren erwiderten steif und stolz, jedoch immerhin höflich ihren Gruß, während König Johann auf seinem Stuhle sitzen bleibend nur gnädig leise mit dem Haupte sich verneigt.
»Wir sind,« so nimmt der in der Mitte seiner Begleiter stehende Dithmarscher das Wort, »die Abgesandten der Regentschaft unseres Landes. Ich bin der erste Sprecher der dithmarsischen Landesregierung, Peter Schwien aus Lunden, und meine beiden Begleiter gehören zu den achtundvierzig Regenten und Verwesern des Landes; hier zur Rechten Wulf Isebrant aus Oldenwörden und hier links Olde Kampen Hans aus Hohenwörden. Wenn Ew. Majestät von unserer Vollmacht, hier die Verhandlungen zu führen, sich überzeugen wollen, so werden diese Schriftstücke darüber Auskunft geben.«
Mit diesen Worten legte er ein Beglaubigungsschreiben der Versammlung der Landesregierung Dithmarschens vor dem Könige Johann auf den Tisch.
»Es ist gut,« sprach dieser, ohne das Schriftstück anzurühren, mit einem Scheine von Freundlichkeit. »Es freut uns, daß ihr unserer Ladung gefolgt seid. Es ist unser königlicher Wille, mit euch Dithmarschern Frieden zu haben und Frieden zu halten, und darum haben wir euch zu dieser Unterredung in unseres Bruders, des Herzogs, gute Stadt Rendsburg eingeladen. Damit wir in aller Ruhe und Friedlichkeit verhandeln, wollet auf den Stühlen hier an dem Tische Platz nehmen.«
Die Dithmarscher verneigten sich und nahmen die angebotenen Plätze gerade vor der auf dem Tische ausgebreiteten Karte ein, während die Jünglinge wenige Schritte hinter ihnen stehend gleich den Rittern der Fürsten der Verhandlung selbstverständlich schweigend beiwohnten.
»Wir haben schon gesagt,« fuhr König Johann, wenn auch stolz, so doch nicht unfreundlich fort, »daß lediglich friedliche Absichten uns veranlaßt haben, die weite Reise von unserer Residenz hierher zu machen. Es ist unser königlicher Wille, endlich einmal alle Zwistigkeiten zwischen uns und dem Lande Dithmarschen aus dem Wege zu räumen, die weder uns noch euch, weder unserem noch eurem Lande zu Nutz und Frommen gereichen. Wir setzen voraus, daß auch ihr mit denselbigen wohllöblichen, friedlichen Absichten hierher gekommen seid.«
»Wir Dithmarscher Regenten und Verweser,« entgegnete Peter Schwien ebenso stolz als höflich, »sind nicht minder von dem aufrichtigen Wunsche erfüllt, mit allen unseren Nachbarn in Frieden zu leben, soweit sie uns in Frieden lassen und die Rechte unseres Landes respektieren. So sind auch wir hierher gekommen, mit Ew. Majestät in Frieden zu verhandeln, wenn es irgend möglich ist. Wollet uns denn aufrichtig sagen, was Ew. Majestät Begehr an uns und unser Land ist.«
»Das ist euch, ihr Herren,« erwiderte König Johann, indem er seine scharfen Augen ernst und fest aufschlug, »wohl bekannt, daß des deutschen Kaisers Majestät uns längst das Dithmarscher Land als ein erledigtes deutsches Lehen zugesprochen hat. Aber schon warten wir viele Jahre vergebens darauf, daß die dithmarsische Landesregierung uns ihre Untertanenpflicht gebührendermaßen erfüllen und uns alljährlich die schuldige Steuer entrichten werde.«
Da sprach Peter Schwien, während er ebenso ruhig und fest dem Könige Johann ins Auge schaute: »Es ist uns, was Ew. Majestät eben bekundeten, wohlbekannt. Ebenso bekannt aber ist es uns, daß des Kaisers Majestät, als sie über das Dithmarscher Land als ein freies Lehen zu Gunsten der Krone von Dänemark verfügte, über die wirkliche Rechtslage des Landes völlig in Unkunde gewesen ist, wie wir in der Versammlung in Itzehoe im Jahre 1497 bereits auf das klarste dargetan haben. Das Dithmarscher Land ist, wie wir urkundlich aufs genaueste nachweisen können, von uralten Zeiten her dem Erzbistum Bremen untertan gewesen. So ist's noch heute. Erst im vorigen Jahre haben wir dem neugewählten Erzbischofe in Bremen in der herkömmlichen Weise feierlich gehuldigt, und unser Landesherr hat in der von jeher üblichen Form uns wieder alle unsere Rechte und Privilegien bestätigt und besiegelt. Wir Dithmarscher aber haben es von jeher als unsern größten Ruhm angesehen, unserem Herrn unentwegt treu und ergeben zu sein, und auch Se. Majestät der deutsche Kaiser kann uns mit Rechten nicht auferlegen, unserem rechtmäßigen Herrn die Treue zu brechen und einem anderen Herrn zu huldigen, der nie ein Recht über uns besessen hat und auch jetzt nicht nachweisen kann. Auch würde des deutschen Kaisers Majestät nimmermehr uns solches zumuten, wenn sie die wirkliche Rechtslage klar erkennete. Hat doch der heilige Vater in Rom voll und ganz unsere Weigerung, dem Erzbischof zu Bremen die Treue zu brechen, anerkannt und gutgeheißen und gegen Ew. Majestät Belehnung mit Dithmarschen in allen Formen Rechtens bei dem deutschen Kaiser Protest eingelegt.«
Mit wachsender Ungeduld hatte der König Johann der festen und höchst gewandten Rede des Peter Schwien zugehört und augenscheinlich nur mit großer Mühe sich überwunden, ihn nicht zu unterbrechen. Nun aber, als Peter Schwien schwieg, schlug er mit geballter Faust ingrimmig auf den Tisch und rief: »Lange genug haben wir schon früher eure widerspenstigen Reden, die ihr gar geschickt vortragen könnt, angehört. Wir sind aber jetzt,« so fuhr er, stoßweise, kurz und knapp sprechend fort, »nicht mehr gewillt dazu. Was ihr da sagt, sind alles nur schlaue, spitzfindige Ausreden und Einwände, die nicht stichhaltig sind. Ihr gehorcht auch nicht dem Erzbischof zu Bremen. Eure Huldigung, die ihr ihm darbringt, ist nichts als leerer Schein und lediglich der Deckmantel eurer Bosheit, mit der ihr uns, eurem rechtmäßigen Herrn, Trotz zu bieten euch erkühnt. Aber hütet euch! Wir lassen uns das jetzt nicht mehr gefallen. Unsere Hände sind jetzt völlig frei, und wenn ihr jetzt noch fortfahrt, an des Kaisers Wort zu deuteln und zu drehen, so werden wir euch schon zum Gehorsam zu zwingen wissen. Wir wollen euch jetzt kurz und bündig unsere feste, unabänderliche königliche Meinung sagen: für alle die uns so viele Jahre vorenthaltene Steuer, für den großen Schaden, den ihr kürzlich auf Helgoland und in Eiderstedt so kecken, frevlen Mutes unserem herzoglichen Bruder zugefügt habt, gebieten wir euch nun unverzüglich eine Schatzung von fünfzehntausend Mark Lübisch Courant in richtiger Münze innerhalb drei Monaten an unsere Königliche Schatzkammer zu zahlen. Das ist heute zunächst unser Begehr an euch und euer Land.«
»Es befremdet uns sehr,« entgegnete Peter Schwien in voller Gemütsruhe, »daß Ew. Majestät eben gestellte Forderung so durchaus in Zwiespalt mit den im Anfang unserer Unterredung kundgegebenen friedlichen Absichten und Gedanken steht, die Euer Königliches Herz zu bewegen schienen. Am meisten aber beunruhigt uns noch das kleine Wörtlein ›zunächst‹, womit Ew. Majestät die eben erhobene, wahrlich nicht unbedeutende Forderung begleiteten und abgeschlossen. Bevor wir imstande sind, auf Ew. Majestät Worte geziemend zu antworten, erachten wir es für notwendig, annoch zu erfahren, was denn noch weiter Ew. Majestät Begehr an uns und unser Land ist. Man wird es uns zugute halten, daß wir nun alles wissen wollen, was Ew. Majestät von uns fordern.«
»Darauf will ich euch nicht lange warten lassen,« erwiderte mit einem boshaften Lächeln der König Johann. »Ihr seht hier vor euch die Karte von Dithmarschen. Nachdem ihr zuvor die Schatzung von fünfzehntausend Mark Lübisch bar und richtig und zur festgesetzten Zeit entrichtet habt, so sind wir willens,« so fuhr er mit erhobener Stimme fort, »da ihr Dithmarscher gar kecke, verwegene Leute seid, euch drei feste Schlösser in das Land zu bauen und mit starker Mannschaft zu belegen, erwarten auch, daß ihr selbst uns diese Festen bauen helft und alles Material dazu liefert. Seht her! Das eine Schloß, so haben wir bestimmt, soll zu Lunden an der Eider stehen, das zweite wollen wir zu Brunsbüttel an der Elbe bauen, und das dritte soll stolz und stark inmitten eures Landes in Meldorf sich erheben. Das ist unser unabänderlicher königlicher Wille, und der soll geschehen, so wahr ich König Johann von Dänemark bin.«
»Ja, fürwahr! Das soll geschehen,« so fiel nun auch der Herzog ein, »so wahr ich Herzog Friedrich bin.«
Da sprangen die drei Dithmarscher von ihren Sitzen auf und schleuderten ihre Stühle von sich. Wulf Isebrant, der mächtige Recke, trat vor, daß der ganze Fußboden dröhnte, und rief mit scharfer, grollender Stimme, daß der ganze Saal davon widerhallte: »König Johann, das geschieht nie und nimmermehr, so wahr wir dithmarsische Landeskinder sind! Darauf wollen wir wagen Hals und Gut und wollen alle lieber sterben, als daß König Johann von Dänemark also unser schönes Land verderben soll!«
In mächtiger Erregung standen die Dithmarscher vor den Fürsten und ihren Rittern. Aus allen Gesichtern sprach eine tiefe Entrüstung und ein grimmiger Mut. Die jungen Recken hinter den älteren Männern standen da mit blitzenden Augen und mit wogender Brust, die starken Hände fest um den Schwertgriff gekrümmt.
»König Johann,« nahm noch einmal in aller Ruhe der edle Peter Schwien das Wort, »wir haben nicht erwartet, daß unsere so friedlich begonnene Unterredung mit einer so boshaft uns zugemuteten Schmach enden sollte. Nachdem dies aber ohne unsere Schuld geschehen, sind wir nicht willens, noch länger solch schmachvolle Worte uns bieten zu lassen. Gehabt euch wohl!«
Mit diesen Worten verneigten die Dithmarscher sich höflich und verließen mit stolz erhobenem Haupte mit dröhnenden Schritten den Saal.
Das dithmarsische Volk aber hat ihren getreuen Abgesandten diese mannhafte Vertretung ihrer Rechte und ihrer Landesehre nicht vergessen sondern gar ruhmreich gedankt. In Lied und Wort ist diese Unterredung besungen, damit sie überliefert werde von Geschlecht zu Geschlecht. Es heißt in einem alten Volksliede:
Wille jy hören en nyen Sank
van König Hans, den averdädigen Mann?
He wolde Dithmarschen dwingen.
He sende Breefe und Baden int Land,
se scholden to Rendsborg Vollmacht bringen.
Do se to Rendsborg binnen quemen,
de heten se ehm vor Here.
Here, leve Here! Wat is vam Land juw Begehre!
He sette wohl föfteindusend Mark an
to enen kleenen Schatte.
Darto wolde he buwen dre Schlotte int Land,
dat scholde man wesen mit der Korte.
Dat ene scholl to Brunsbüttel stahn,
dat anner an der Eiderfähre.
Dat drytte scholl to Meldorp stahn,
dar wolde he wesen ein Here.
Da repen de Dithmarscher averluth:
Dat schütt nu un nimmermehr!
Darum wollen wir wagen Hals und Gut,
un wollen dar all um starven,
eher dat de König van Dänemark
so scholde unser schöne Land verdarben.
Aus: Peter Petersen, Telse Kampen. (Stuttgart, I. F. Steinkopf.)