Johann Wilhelm Wolf
Die deutsche Götterlehre
Johann Wilhelm Wolf

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Vorrede.

Durch dies Buch möchte ich unserm Alterthum und in demselben vorerst unserer Götterlehre Freunde gewinnen, die es noch sehr entbehrt, ich möchte dadurch Freude am Vaterländischen in die Herzen der reifern Jugend, so wie aller tragen, die sich der Bildung rühmen.

Ich würde scheuer mit demselben hervortreten, wenn ich nur Eigenes zu bieten hätte, auch jetzt, wo das nicht der Fall ist, würde ich vielleicht damit gezögert haben, weil nichts Vollständiges, Ganzes zu bieten war, wenn mich nicht das tiefe und feste Vertrauen auf die innere Kraft und Tüchtigkeit der Gabe gestärkt hätte, die auch in Fragmenten und in unscheinbarem Gewand sich nicht verleugnet, und wenn mich die ruhige Gewissheit nicht gehoben hätte, dass das Vaterländische als solches sich einmal Bahn brechen wird und muss.

Die deutsche Götterlehre hatte bisher zwei Gegner. Die einen sind fast überwunden, die classisch-heidnischen Schwärmer, die einst ihr selbst die Existenz ableugneten, die sich die Mühe nie gaben, sie zu prüfen, denen sie keinesfalls Anspruch auf einigen Werth haben konnte, weil sie eben nicht classisch war. Die andern stehn ihr noch gerüstet gegenüber, weil sie eine heidnische Lehre ist, sie fürchten, wenn die Studien des classischen Alterthums endlich auf das rechte Maas zurückgeführt werden sollten, werde man die deutsche Götterlehre an die Stelle schieben, welche bis jetzt die griechische einnahm, und damit sei wenig oder gar nichts gewonnen, Heidenthum sei und bleibe Heidenthum, unsere Jugend werde nach wie vor vergiftet. Diese Befürchtung beruht jedoch auf irrigen Voraussetzungen, welche nur aus Unkenntnis der Sache hervorgehn können, sie wird fallen, wenn eine bessere Einsicht sich Bahn bricht, und diese möchte dies Buch in weitern Kreisen vermitteln helfen.

Ich habe in demselben die Resultate der Forschungen Jacob Grimms und weniger Mitstrebenden zusammengefasst. In der Eintheilung konnte ich ihm nicht immer folgen, es mussten einzelne Capitel seiner »deutschen Mythologie« zusammengezogen und verschmolzen, anderer Inhalt vertheilt werden, das schien mir der ganz andere Zweck meiner Arbeit zu fordern. Bei der Ausarbeitung hielt ich mich, wo dies anging, gern am Text Grimms; in wie weit dies geschah, davon kann sich jeder überzeugen, der nach Anleitung der Anmerkungen zu Ende des Buchs[Diese Anmerkungen sind hier mit ♦ markiert.] meine Abschnitte mit denen Grimms vergleicht. Diese Nachweisungen sollen zugleich denen dienen, welche die folgenden Blätter mehr als einfach und flüchtig lesen wollen. Sie machen keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit, nur auf das Nöthigste und Nächstliegende soll in ihnen hingewiesen werden.

Ingenheim a. d. Bergstrasse
am Tag Aposteltheilung 1852.


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