Johann Wilhelm Wolf
Die deutsche Götterlehre
Johann Wilhelm Wolf

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Wichte und Elbe.♦ Myth. 408. S. 58. Einzelne elbische Wesen das. S. 441.

Von den vergötterten und halbgöttlichen Naturen unterscheidet sich eine ganze Reihe anderer Wesen hauptsächlich darin, dass sie, während jene von den Menschen ausgehen oder menschlichen Umgang suchen, eine gesonderte Gesellschaft, man könnte sagen ein eignes Reich für sich bilden und nur durch Zufall oder Drang der Umstände bewogen werden, mit Menschen zu verkehren. Etwas Uebermenschliches, was sie den Göttern nähert, ist ihnen beigemischt, sie besitzen Kraft, dem Menschen zu schaden und zu helfen, zugleich aber scheuen sie sich vor ihm, weil sie ihm leiblich nicht gewachsen sind. Entweder erscheinen sie weit unter menschlichem Wachsthum, oder ungestalt. Fast allen ist das Vermögen eigen, sich unsichtbar zu machen. Auch hier sind die weiblichen Wesen allgemeiner und edler gehalten und ihre Eigenschaften gleichen denen der Göttinnen und weisen Frauen; die männlichen Geister scheiden sich bestimmter ab, von Göttern wie von Helden.

Die Namen dieser Wesen sind Wichte, Elbe oder Elben, der letztere ist verbreiteter und bis in unsere Tage üblicher; wir haben ihn mit allen anderer Stämmen unseres Volkes gemein. Wir haben ihrer drei Arten zu unterscheiden, weisse, dunkle und schwarze Elben. Die beiden ersten sind das, was wir gewöhnlich unter dem Namen »Elfen« verstehen, die schwarzen mehr das, was wir Zwerge nennen, alte eigentlichen Wichte. Alle theilen mit einander die kleine oft winzige Gestalt. So weit der Riese den Menschen an Grösse überragt, so weit steht der Elbe dem Menschen an Grösse nach. Dass die Elben untereinander an Aussehen verschieden sind, verkünden bereits ihre Namen. Die lichten, weissen sind so schön und wohlgebildet, dass der alte Norden die Summe weiblicher Schönheit mit den Worten ausdrückte: schön wie eine Elbenjungfrau. Die schwarzen, die Zwerge bilden ursprünglich den vollen Gegensatz zu ihnen, sie sind meist von widriger Farbe, übelgebauten Leibes, haben Höcker und tragen graue schlechte Kleider. Im Laufe der Jahrhunderte flossen übrigens diese Wesen mannichfach zusammen, übertrug man Züge der einen auf die andern. Da die Unschönheit der Zwerge allzuabstossend erschien und wenig passend zu ihrer oft erprobten Gutmüthigkeit, so übertrug man die Schönheit der Elben auf sie und zwar echtdeutsch zumeist auf ihre Frauen. In den Angaben über ihre Grösse herrscht wenig Uebereinstimmung. Während der Mensch langsam heranwächst, erst nach dem fünfzehnten Jahr seine volle Gestalt erreicht und dann siebenzig Jahre lebt, der Riese hingegen steinalt worden kann, ist der Zwerg bereits im dritten Jahr seines Lebens ausgewachsen und im siebenten Jahr ein Greis, kann aber als solcher noch ein langes Leben führen, welches über das menschliche weit hinausreicht. Bald erreichen die Zwerge das Wachsthum eines vierjährigen Kindes, bald erscheinen sie weit kleiner, nach Spannen und Daumen gemessen.

Die Elben bilden ein eignes, abgeschlossenes Volk mit eigner Sprache. Der Zwerge Sprache ist der altnordische Ausdruck für das Echo: sehr bezeichnend, weil ihr Ruf und Geschrei in den Bergen widerhallt, dem gegen den Berg hin lautredenden Menschen gleichsam antwortet. Diesem Volke stehen Könige vor, deren uns die Sage manche nennt und die gewöhnlich als weissbärtige Greise erscheinen. So Goldemar, der ein reicher kaiserlicher Zwerg heisst; in dem Harz herrscht König Gübich, er ist sehr klein, rauh von Haar und sieht sehr alt aus, wem er gut gewesen, dem hat er vielen Reichthum bescheert, aber ebenso zugefügten Spott auch schwer gestraft; seinen Berg, den Gübichenstein durfte Niemand ersteigen. Sagenberühmt ist der Zwergkönig Laurin, der in deutschen Landen und in der Wälschen Land Gebirge besass, besonders aber in den Gebirgen Tirols herrschte, wo man noch später seinen Panzer zeigte. Sein Bruder Sinnels besass Palackers, welches »bei dem Lebermeer liegt«, er war König des Berges und ein grosses Heer von Zwergen stand unter ihm. Auch dem König Elberich oder Alberich war mancher Berg und manches Thal unterthan. Er besass die unsichtbar machende Tarnkappe, die ihm die Stärke von zwölf Männern verlieh. Im Otnit wird er als einem schönen Kinde gleich geschildert und er rühmt von seiner Krone, dass sie mehr werth sei als Otnits Reich. Da gleich den Helden auch die Zwerge vielfach als kunstreiche Schmiede gelten, darf es nicht wundern, wenn er selbst dem Otnit eine Brünne schmiedete, deren gleichen man nie gesehn; die Ringe waren von Gold und sie war ein Land werth; Otnit selbst schätzte sie zu achtzigtausend Mark. Wieland der Held kam zu ihm und ward sein Geselle im Berg Glockensachsen, wo er die Schmiedekunst von ihm lernte. Dass Siegfried ihm die Tarnkappe mit Mühen abgewann, ist aus dem Nibelungenlied bekannt.

Aber auch Königinnen gib es in ihren Reichen (die im Venusberg wohnende Frau Venus scheint an die Stelle einer solchen getreten zu sei), doch werden sie seltner genannt.

Im allgemeinen sind die Elben gutmüthig und hülfreich, darum heissen sie auch das gute Volk, das stille Volk, die guten Holden, die guten Nachbarn, die friedlichen Leute. Bleiben sie in ihrem stillen Treiben ungestört, so halten sie gerne Frieden mit den Menschen und leisten ihnen Dienste, wo und wie sie nur können, durch Schmieden, Weben und Backen. Wenn dem Bauern, mit dem sie sich gut stehen, etwas an seinem eisernen Ackergeräthe bricht, so trägt er es an den Berg, darin sie wohnen, am anderen Tage findet er es ganz hergestellt wieder. Dem von der Arbeit ermüdeten Bauern geben sie jeden Mittag ein reiches Mahl, welches auf schön gedecktem Tische vor ihm aus dem Berge steigt. Dem Jüngling, der gern heirathen möchte aber nicht kann, weit der Vater der Braut zu viel Vermögen von ihm verlangt, leihen sie das Geld; wenn er es aber wiederbringen will, sind sie und bleiben unsichtbar oder schenken es ihm förmlich. In den meisten Gegenden geht die Sage, dass man ehedem, wenn eine Hochzeit gefeiert werden sollte, nach den Bergen der Zwerglein ging und dort Kessel und Geräth dazu holte. War dies Fest vorüber, dann trug man alles blank gescheuert zurück und setzte ein Speiseopfer zum Danke dazu.

Für diese ihre Hülfeleistungen fordern sie aber auch gleiche von den Menschen, deren Beistand ihnen in manchen Fällen nöthig erscheint. So holen sie gerne Frauen, um den Zwerginnen in der Stunde der Geburt beizustehen, und lohnen ihnen die Mühe reichlich. Eine Gräfin von Ranzau ruhte an ihres Gemahls Seite, als ein Rauschen geschah; die Bettvorhänge wurden aufgezogen und sie sah ein wunderbar schönes Frauchen, nur ellenbogengross mit einem brennenden Licht vor ihr stehen, das bat sie, mit zu gehen und sich nicht zu fürchten, aber nichts zu essen, was man ihr auch anbieten möge, ebenso kein Geschenk anzunehmen, ausser was es selbst ihr geben werde. Die Gräfin ging mit und sie kamen unter der Erde in ein Gemach, das flimmerte von Gold und Edelsteinen und war erfüllt mit kleinen Männern und Weibern. Nicht lange, so erschien ihr König und führte die Gräfin an ein Bett, wo die Königin in Geburtsschmerzen lag mit dem Ersuchen, ihr beizustehn. Nachdem Alles glücklich vorüber und das Kindlein geholt war, führten sie die Gräfin zu einem Tisch mit köstlichen Speisen und mit Edelsteinen in goldnen Schalen beladen und drangen in sie zu essen, aber sie ass nichts und nahm nichts an. Nachdem das Frauchen sie zurückgebracht hatte, gab es ihr drei Holzstäbe, die sich am andern Morgen als Gold erwiesen, daraus sollte sie drei Dinge machen lassen; sie werde drei Kinder zeugen, sagte das Frauchen, welche drei Zweige eines Hauses gründen würden und so lang diese die drei Dinge bewahrten, würde der Segen nicht von ihnen weichen. Alles geschah, wie das Frauchen vorher verkündigt hatte. Noch öfter bitten sie Menschen zu Gevatter bei ihren Kindern: das geschah u. a. zwei Brautleuten, welchen sie den Weg vom Hause zu dem Berge durch hingestreute Körner zeigten. Ein Zwerglein empfing sie am Berg und führte sie durch einen langen Gang hinein. Da drinnen war alles ganz herrlich und prächtig; Wände, Boden und Decke funkelten von Edelsteinen und Gold, eine kostbare Tafel mit Gold und Silbergeschirr stand in der Mitte, der ganze Raum aber wimmelte von kleinen Leutchen, die sich um das Bett der Wöchnerin drängten. Nachdem alles vorüber war, brachten sie die Brautleute wieder ans dem Berg und gaben der Braut eine Schürze voll Hobelspäne. Sie wollte dieselben wegwerfen, aber der Bräutigam sagte: »Nimm sie mit, du kannst noch ein Feuer damit anzünden.« Und sie that wohl daran, denn als sie nach Hause kam, waren die Späne eitel Gold.

Obgleich sie also mannichfach mit den Menschen verkehren, verlieren sie doch nie eine gewisse Scheu vor denselben, sie treten nur im Nothfall aus ihrer Abgeschlossenheit heraus. Ihre Tänze im Freien halten die Elben stets allein meistens auf schönen Waldwiesen oder auf ihren grünen Hügeln und heitere lustige Weisen klingen dazu durch die stille Nacht. Ueberhaupt lieben sie Musik und Tanz sehr und nach mondscheinhellen Nächten sieht man Morgens oft die Spuren ihrer Reigen im Grase oder im Thau. Ein dänisches Volkslied erzählt von einem Knaben, der auf einem ihrer Hügel auf sein Schwert gestützt stand, die Elbinnen tanzten im Kreise um ihn herum und wollten ihn durch Kosen und Versprechungen verleiten, in den Reigen zu treten. Eine Elbin spricht: ›Tanze mit uns, schöner Knabe, wir singen dir das süsseste, was dein Herz begehrt,‹ und sie singen so schön, dass der Bergstrom horchend stille steht, aber der Knabe bleibt ungerührt. Eine andere flüstert: ›Tanze mit uns, schöner Knabe, und wir lehren dich Runen, womit du den Bär und den Eber bezwingst, selbst den goldhütenden Drachen, dessen Gold all dein eigen wird.‹ Aber der Knabe bleibt ungerührt. Da wallen die Elbenjungfrauen in Zorn auf und wollen ihm den Tod ins Herz bohren, aber im selben Augenblick kräht der Hahn und der Reigen verschwindet. Wie schön ist gleichfalls jenes Lied von dem Ritter, der Abends ausreitet, seine Gäste zur Hochzeit zu entbieten. Er sieht wie vor ihm im Walde die Tochter des Elbenkönigs die feine weisse Hand ihm entgegenstreckt, hört wie sie ihn zärtlich bittet, mit in den Reigen zu treten, aber er erwiedert kalt: ›Nein, morgen ist mein Hochzeitstag.‹ Die Elben bieten ihm allerlei verführerische Geschenke, Widderhautstiefel und güldne Sporen und ein weissseidnes Hemd, welches die Elbenkönigin selber im Mondschein gebleicht, eine kostbare silberne Schärpe, die sie selber gestickt hat, aber er erwiedert kalt: ›Nein, morgen ist mein Hochzeitstag.‹ Da entbrennen die Elben in Zorn und die Königin stosst ihn aufs Herz; einen solchen Schlag hat er noch nie empfunden. »So reite denn zu deiner Braut!« rufen sie ihm zu und er reitet auf sein Schloss. Am andern Morgen naht der Zug der Braut, aber der Ritter ist todt.

Ueber das schwerfällige Wesen der Menschen erhebt diese leichten Wesen das Vermögen zu entschwinden oder unsichtbar zu werden; jenes haben die lichten Elben, dieses mehr die gröbern Zwerge. Die erstern entschweben, die letztern bleiben, aber sie hüllen sich plötzlich in ein unsichtbar machendes Gewand, die Nebelkappe, Tarnkappe oder Tarnhaut, deren eine Siegfried dem Zwergenkönig Alberich nahm. Aus dieser Fähigkeit, ihre Gestalt zu bergen, so wie überhaupt aus ihrer neckischen Natur geht vielfacher Trug und Täuschung hervor, denen der Mensch im Verkehr mit den Elben und Zwergen ausgesetzt ist. Hauptsächlich kommt ihnen dies bei ihrer Neigung zu Diebereien zu statten, denn diese herrscht bei allen Elben und Zwergen vor.

Wie die Elbinnen schöne Jünglinge in ihre Netze locken und deren Liebe zu gewinnen suchen, so trachten die Zwerge nach schönen Jungfrauen. In einem der schönsten deutschen Volkslieder wird erzählt, wie eine edle Königstochter Nachts am hohlen Stein, neben dem Born unter der Linde eines Ritters harrt und ein sehnendes Lied singt. Das hört ein Zwerglein, das an dem Berge im Walde sass, tritt zu ihr und spricht: ›Ich bin ein Bote zu euch gesandt, ihr sollet mit mir gehen in meiner Mutter Land.‹ Er nimmt sie bei ihren schneeweissen Händen und führt sie in den Berg zu seiner Mutter (der Zwergkönigin). ›O Mutter die ist mein allein, ich fand sie nächten späte bei einem hohlen Stein,‹ sagt er, aber die Mutter spricht verweisend, als sie die Jungfrau anschaut: ›Führe sie schnell zurück, woher du sie geholt hast, du schaffest grossen Jammer, denn ehe der Tag anbricht, sind drei Menschen todt.‹ Unterdessen war der Ritter gekommen; als er, die Liebste nicht fand, stürzte er sich in sein Schwert. So findet ihn die Jungfrau und ruft sterbend: ›Und hast, du dich erstochen so fahr ich auch gerne hin, es soll um meinetwillen keines Königes Kind mehr sterben.‹ Als sie nicht heimkehrt, überfällt den Wächter, der sie aus der Burg gelassen, bange Ahnung und er singt jammernd seine Klage dem Morgen entgegen. Das hört die Königin, sie weckt den König, der ihn vor sich kommen lässt; da gesteht der Wächter, was er gethan und wird mit dem Tode bestraft.

Aber nicht nur Jungfrauen stellen die Zwerge nach, sie suchen besonders auch Kinder in ihre Gewalt zu bekommen. Wohlgestalte Kinder der Menschen entwenden sie aus der Wiege und legen ihre eigenen oder gar sich selbst an deren Stelle. Nur dadurch können sich die Menschen dieses übeln Gastes entledigen, dass sie ihn zum Selbstgeständnis seines Alters, folglich auch der Vertauschung bringen. Dies gelingt aber nur, wenn man seltsame, ungewöhnliche Dinge vornimmt, dann spricht der Wechselbalg und sagt meistens: ›Bin ich doch so alt, wie der oder jener Wald und habe doch noch nicht dergleichen gesehn.‹

Als höherer Natur wie der Mensch haben Elben und Zwerge die Gabe der Weissagung. Wir sahen schon wie des Zwerges Mutter ihm vorhersagt, dass er durch die Entführung der Jungfrau dreier Menschen Tod verschuldet habe. So weissagt der Zwergkönig Eugel dem Helden Siegfried, der sich ihm mit unterworfen hat: ›Du hast deine Gemahlin nur acht Jahre, das hab ich wohl gesehn, dann wird dir dein Leben mörderlich genommen, ohne dass du eine Schuld trägst. Aber deinen Tod wird rächen dein wunderschönes Weib, darüber wird verlieren mancher Held seinen Leib.‹ Oft verkünden die Zwerge annahendes Unheil oder den Tod.

Auch der geheimen Kräfte der Pflanzen und Steine sind sie kundig, wie denn ein Zwerglein einer guten und gegen die Armen besonders freundlichen Gräfin Ranzau die Kräuter brachte, womit sie einer kranken Frau das Leben rettete.

In ihrem Verkehr mit den Menschen machen diese Wesen oft bittere Erfahrungen, denn nicht immer tragen sie Dank als Lohn für ihren freundlichen Beistand und ihre Gutmüthigkeit davon. Dazu kommt, dass sie sich abhängig von den Menschen fühlen und doch auf der andern Seite wieder ihrer eignen Ueberlegenheit sich bewusst sind. So gestaltet sich oft ein feindseeliges Verhältnis zwischen beiden und die ohnedies neckische Natur dieser Wesen artet in Schadenfreude aus, ja sie bringen selbst den Menschen den Tod. Schon ihre Berührung, ihr Anhauch kann Krankheit und Tod verursachen, wen ihr Schlag trifft, der ist verloren oder untüchtig. Daher die Benennung Elbentrötsch für einen linkischen, tölpelhaften, irrsinnigen Menschen und Elbenschuss für verschiedene Krankheiten.

Auf die Dauer kann diese feindseelige Stellung nicht gut thun; weil sie den Menschen sich bösgesinnt beweisen, so verfolgen diese sie und viele Sagen berichten, wie man sie gefangen genommen, ja die Eingänge zu ihren Höhlen und Gängen mit Stroh gefüllt und dies angezündet habe. Da weichen denn die Zwerge meistens den Menschen, überlassen ihnen die Erde und ziehen fort: sie fühlen sich nicht mehr behaglich, alles stört sie, das Glockengeläute der eindringenden Christen, das Ausreuten der alten Wälder, das Pochen der Hämmer und Mühlen, das laute Gewieher der Pferde, die den Pflug durch die neuurbarzumachende Erde ziehen. Ueberall hört man Sagen von dem Abzug der Wichtlein. So kam oft zu einem Bauern in Singlis (an der Schwalm) ein Wichtelmännchen freundlich auf den Acker. Eines Tages als er Korn schnitt, fragte es, ob er in der künftigen Nacht für reichen Geldlohn Fuhren durch den Fluss übernehmen wolle? Der Bauer sagte zu. Abends brachte der Wichtel einen Sack voll Waizen als Handgeld in des Bauern Haus, nun wurden vier Pferde angeschirrt und der Bauer fuhr zum Dosenberg. Aus den Löchern, die man noch als Aus- und Eingänge der Wichtelchen zeigt, lud der Wichtel schwere unsichtbare Lasten auf den Wagen, die der Bauer durchs Wasser auf das andere Ufer brachte; so fuhr er hin und wieder von Abends zehn bis Morgens vier Uhr, dass die Pferde endlich ermüdeten. Da sprach der Wichtel: ›Es ist genug, nun sollst du auch sehen, was du gefahren hast.‹ Er hiess den Bauern über die rechte Schulter blicken, da sah der Mann, wie das ganze Feld voll von Wichtelmännchen war. Darauf sagte der Wichtel: ›Seit tausend Jahren haben wir im Dosenberge gehaust, jetzt ist unsere Zeit um, wir müssen in ein ander Land; im Berg aber bleibt soviel Geld zurück, dass die ganze Gegend genug daran hätte.‹ Dann lud er dem Bauern seinen Wagen voll Geld und schied. Der Bauer brachte mühsam den Schatz nach Haus und war ein reicher Mann.


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