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Die älteste Urkunde des Menschengeschlechtes weiss nur von einem Gott, dem allmächtigen Vater und Schöpfer, einstimmend weisen alle heidnischen Gottheiten, wie sehr verdunkelt auch die Erkenntnis sein mochte, auf einen Gott zurück, den wir in dem deutschen Wuotan haben. Neben ihm gab es ursprünglich keine ihm an Hoheit und Macht verwandte Göttin. Und als sich die Vielgötterei entwickelte, da blieben die ersten der neuen Götter immer noch männlich, erst bei ihrer weiteren Ausbildung nahm sie Frauen in den Kreis der Himmlischen auf. Diese theilten mit jenen die Lust und Freude am Kampfe, in welchen wir sie vielfach eingreifend finden, doch tritt das bei ihnen weniger hervor, als vielmehr eine ihrem Geschlechte mehr passende weichere Seite, ihre Neigung zu den Beschäftigungen und Künsten des Friedens. Wie viele Götter, besonders die drei Hauptgötter Wuotan, Donar und Fro auch Schutzgottheiten des Landmannes sind, so sind dies die Göttinnen vorzugsweise. Wie Wuotan und Donar väterlich gedacht wurden, so finden wir in den Göttinnen Mütter wieder, welche sich des Menschen treu und liebevoll annehmen, die ihn lehren, den Boden zur Saat zu bereiten, dieselbe ihm anzuvertrauen und reiche Ernte zu gewinnen; die ihm zeigen, wie er das Korn in schmackhaftes Brod verwandeln kann, wie er den Flachs zu schönen Fäden spinnen und diese künstlich weben soll. Belehrend und gütig ziehen sie dazu im Lande herum, liebevoll mit den Menschen verkehrend:, sie gründen den geordneten Haushalt. Dadurch gewinnen sie etwas Trauliches, rücken sie der grossen Masse des Volkes näher, als die Götter und so ist es nicht zu verwundern, wenn ihr Andenken fester haften blieb, als das mancher Götter.
Wir fanden den Göttern einzelne Aemter zugetheilt; wenn auch Berührungen zwischen ihnen stattfinden, so sind die einzelnen doch wesentlich von einander verschieden. Das ist bei den Göttinnen nicht der Fall, ihrer aller Amt ist im Ganzen ein und dasselbe, sie unterscheiden sich fast nur durch ihre Namen. Diese sind mitunter den Namen der Götter genau verwandt, nur die Feminina derselben, wie denn überhaupt der Zug in der deutschen Götterlehre vorspringt, dass fast jeder männlichen eine ähnliche weibliche Gottheit zur Seite steht.