Ein Gotenknecht im Apfelbaum
Träumt' einen jungen Wandertraum.
Er hält das Bild der Kaiserin
Und schaut zum Waldgebirge hin.
Dort wo am duft'gen Horizont
Die Frühlingssonne wärmer sonnt,
Wo blauer strahlt des Himmels Blau,
Dort liegt der benedeite Gau,
Dort thront die wunderbare Stadt,
Die Ruhm und üppige Frauen hat.
Sein Auge netzt ein Thränenstrom
Und seine Lippen lallen »Rom«.
In einer grauen Regennacht
Hat er sich heimlich aufgemacht
Und unaufhaltsam weiter flieht
Sein Fuß, wohin das Herz ihn zieht.
Er leidet Hunger, Durst und Not,
Gefahr aus allen Büschen droht;
Er nimmt es alles für Gewinn
Und küßt das Bild der Kaiserin.
In Ravensburg von ungefähr
Lag stationiert ein römisch Heer,
Sie peitschten ihn zum Anbeginn
Und schenkten ihn der Kaiserin.
Die hörte staunend und gerührt
Den Eros, der ihn hergeführt.
Sie hat ihn huldvoll angeblickt
Und zu den Bestien hingeschickt.
Am Kreuze hing der Gotenknecht.
Warum nicht? Das ist römisch Recht.
Ein Bär zerfleischte seine Brust.
Da hast Du römische Sinnenlust. |