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Im engen Thal umgangen war Cyrus' stolzes Heer. Schon lag von seinen Streitern die Mehrzahl hingestreckt, Da ritt vor den Perserhelden ein alter Offizier: Betrachte unsre Wunden: sie sitzen sämtlich vorn, Wenn wir die Willkür hätten, kein Tod wär' uns zu scharf. Der Sieg steht nicht mehr offen, verbraucht ist jede List. Dein Antlitz ist gefürstet, es steht dem Haß im Licht; Sieh dies Gewölk von Pfeilen, das Deine Stirn umschwirrt; Entäußre Dich der Zeichen der königlichen Macht Dem einen leih die Krone, dem andern das Diadem, Gib jedem von dem Glanze, der solcher Ehre wert. Dann auf mit Roß und Wagen aus dieser Todesschlucht; Mit finstrer Miene hörte Cyrus den tapfern Mann. Stieg nieder auf die Erde, entkrönt, des Schmuckes bar, Um ihn die Kameraden schlossen den Waffenkeil; Wie mutig sie auch rangen, der Feinde waren zu viel, |
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Im Kreml der Tomyris der Scythenkönigin, Im engen Paß erschlagen liegt Cyrus' prahlend Heer. »Gelobt sei Zeus der Rächer, der mir den Sieg erlaubt. »Er weilt,« versetzte jener, »in der Gefangnen Zahl.« »Verzeih, o Herrin,« wagte der Feldherr schreckensbleich: Verwechselten mit Cyrus die Waffen und das Kleid. Was hilft's, daß wir vermuten, der König ist dabei: »Sie waren sämtlich sterblich, weswegen leben sie?« »Wir Krieger, ob verwegen, ehren die Götter auch. Zum blut'gen Handgemenge siehst Du uns stets vereint. Da lächelte verstohlen Tomyris' ältster Sohn, »Dem Zorn, o Mutter, wehre, der Dein Gemüt erbost. Hierauf, mit Scythentücke, bereitet' er ein Mahl Zwölf Jungfraun hold und minnig, zwölf Knaben zart und fein Und als nun gegen Morgen, erhöht durch Speis und Trank, Da stellte der schlaue Scythe mit hinterlist'gem Sinn »Zum Zeichen meiner Gnade,« rief er, »und meiner Huld, Flink und gewandt im Schmeicheln, im Kampfe feig und faul, Des Cyrus Heldennamen, den selbst der Feind verehrt, Da scholl mit wilder Stimme das grimmige Gebot Ein einz'ger war, der ruhig und groß und herrlich blieb. Da neigte sich zur Erde der Scythe: »Majestät, Ein Unterthan zu scheinen wird Königen nie gedeihn, Die Rettung Deines Leibes steht leider nicht bei mir. Dich hat in Dein Verderben Dein Ehrgeiz hergeführt. |