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Der Herr von Neustrien, Ludowieg,
Hatt' in der Feldschlacht Mißgeschick.
Die Feinde machten Beute,
Drob meuterten die Leute.
Ingrimmig eilt' er nach dem Thron,
Drauf saß sein Schwager Chilperich schon.
Flugs sammelt' er die braven
Pfalz- Mark- und Vicegrafen.
Sie konnten itzt nicht kommen:
Sie husteten, die Frommen.
Im Reichsrat stracks erschienen,
Traf er verwünschte Mienen:
Die Reden reservieret,
Die Blicke ungenieret.
Sie sagten weder ja noch nein,
Doch keiner mocht' ihm Folge leihn.
Da sprach zu seinem Mareschall
Gaston von Tours dem Seneschall
Seigneur von Brie und Armagnac
Der Herzog: »Riech, welch Hundepack!
's ist einer wie die andern gleich;
Fort aus dem schnöden Neusterreich!
's ist einer wie die andern,
Laß uns von hinnen wandern.«
Und wie sie sich in finstrer Nacht
Selbander schweigend aufgemacht
Von Heimat und Allodien
Mit wenigen Kleinodien,
Da schwur in seinem bittern Groll
Der Herzog Ludwig unmutvoll:
»Eh daß ich bitt' und demandier'
Von jenen Schranzen Nachtquartier,
Eh will ich bei den Säuen
Des Schlummers mich erfreuen.
Verglichen mit der Christenheit,
Schätz' ich des Schweines Sauberkeit.
Stürz' in des Unglücks Falle:
Verleugnen sie Dich alle.«
Sprach's und zu einer Mayorie
Konduiert' er jetzt den Herrn von Brie:
»Von diesem biedern Meyersmann
Nehm' ich allein ein Obdach an.
Er ist nicht fein von ferne,
Allein er thut es gerne.
Hei, welch solenner Augenblick,
Wenn ich, salviert von Mißgeschick,
Vereinst in meinem festen Schloß
Dem schamvergess'nen Adelstroß
Mit bissigem Pläsiere
Den Meyer präsentiere!
Zwar seine Hütte troff von Schmutz,
Doch bot sie mir im Unglück Schutz.
Ihn will ich adoptieren,
Euch soll mein Schwert punieren.«
Hierauf mit gnadenvollem Blick
Pocht an das Pförtchen Ludowieg.
Den Meyer hat's verdrossen,
Das Pförtchen blieb geschlossen.
Der Herzog lacht' in seinen Bart:
's ist eine wie die andre Art.
Den Meyersmann in Ehren,
Er kann uns etwas lehren:
Schilt keines Schurken Glattgesicht,
Der Grind macht Biedermänner nicht,
Auch bei den räudigen Hunden
Wird Niedertracht gefunden.
Nur eins steht fest auf jeden Fall:
's ist einer wie die andern all,
's sind alle gleich wie einer,
Besiegten Herrn kennt keiner.
Nur Du, o Seneschall von Tours,
Bist treu und edel von Natur;
Gold kann ich Dir nicht geben,
Nimm meinen Dank fürs Leben.«
Er sah sich um bei diesem Wort.
Da war kein Seneschall mehr dort.
Verschwunden war mit Sack und Pack
Seigneur von Brie und Armagnac. |