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Der Täter gesteht.

Der Selbstmord des allverehrten Bürgermeisters Fellner hatte in der Stadt eine ungeheure Erregung hervorgerufen. Die Aufregung war derart stark und auch im Straßenbild sichtbar, daß die preußischen Machthaber ernsthafte Unruhen befürchteten und ein öffentliches Leichenbegängnis verboten.

Dennoch warteten Tausende in stummem Schmerz auf dem Peterskirchhof, um dem Toten die letzte Ehre zu geben. Der ganze Kirchhof war militärisch besetzt. Aber es ereignete sich nicht der geringste Zwischenfall.

Zur Zeit der Beerdigung des Bürgermeisters befanden sich Fastenrath und Dr. Weberstädter nicht mehr in Frankfurt. Sie waren morgens in aller Frühe nach Aschaffenburg abgereist. –

Der Zugverkehr von und nach Frankfurt mußte auf Befehl Vogels von Falckenstein unmittelbar nach erfolgter Besetzung der Stadt wieder aufgenommen werden und funktionierte auch sehr bald wieder normal. Allerdings war der Verkehr nach der Stadt nur sehr gering; größer war die Anzahl der Abreisenden. Gerade jetzt, wo bei einer Nichtzahlung der geforderten Kontribution von 25 Millionen Gulden schwere preußische Repressalien, wenn nicht gar eine Beschießung der Stadt drohten, flüchteten wieder zahlreiche Bürger in das benachbarte hessische und bayerische Gebiet.

Die Auffindung des österreichischen Patrouillenführer Pinelli gelang dem preußischen Generalkommando ziemlich leicht und schnell. Pinelli hatte dem k. & k. Regiment Baron Wernhardt angehört, das vor einigen Tagen erst bei Aschaffenburg ins Feuer gekommen und fast aufgerieben worden war. Der größte Teil des Regiments, zumeist italienische Truppen, zog es übrigens vor, sich gefangen zu geben. Ein großer Teil der Wernhardt-Rekruten stammte aus Venetien, und die preußischen Siege bei Königgrätz, am Main und an der Tauber hatten Venedig endlich die Freiheit von der österreichischen Zwingherrschaft gebracht. Die Italiener in der österreichischen Uniform konnten in den Preußen eher Freunde und Verbündete als Feinde sehen.

Unter den Gefangenen befand sich auch der Rechnungsfeldwebel der 9. Kompagnie, der im Gefangenenlager Erfurt von einem preußischen Auditor auf telegrafisches Ersuchen des Frankfurter Generalkommandos vernommen wurde. Dieser Feldwebel erinnerte sich genau, daß der Patrouillenführer Pinelli beim Kampf um die Fasanerie in Aschaffenburg durch einen preußischen Granatsplitter schwer verletzt worden war und irgendwo in einem Lazarett in oder bei Aschaffenburg liegen müsse.

Die beiden Polizeibeamten kamen kurz vor 10 Uhr morgens in Aschaffenburg an, dessen Straßen und Tore noch die Spuren des Gefechts zeigten. In den Lazaretten lagen noch Hunderte von Verwundeten, aber innerhalb einer Stunde wußte Weberstädter, daß der Gesuchte im Kriegslazarett B in der Zitadelle liegen müsse. – Der preußische Stabsarzt, der dem Spital vorstand, machte ein bedenkliches Gesicht. Der Verwundete sei zwar an sich vernehmungsfähig aber außerordentlich schwach. Er habe einen Schuß durch beide Beine erhalten, das rechte Bein habe man bereits amputieren müssen, und er befürchte, daß man auch das Linke, schon brandige Bein abnehmen müsse.

Zwei Minuten später standen die beiden Beamten aber dennoch vor dem Bett des seit mehr als einem Monat vergeblich gesuchten Mörders. Man hatte Pinelli mit seinem Lager in ein kleines Einzelzimmer gefahren. Der Vernehmung wohnte nur der Chefarzt und eine katholische Ordensschwester bei.

Weberstädter betrachtete mit sichtlicher Anteilnahme den bleichen, abgezehrten Kopf des österreichischen Soldaten. Die wirren, schwarzen Haare hoben sich von den weißen Kissenbezügen scharf ab.

Pinelli erkannte Fastenrath sofort wieder. Dieser reichte dem Verwundeten die Hand und nahm gelassen Platz.

»Herr Pinelli!« sagte er. »Es geht Ihnen leider nicht gut. Ich bedauere, trotz Ihres Zustandes einige wichtige Fragen an Sie richten zu müssen! Sie – – Sie werden sich ja denken können, warum ich und mein Kollege Dr. Weberstädter aus Berlin zu Ihnen gekommen sind. –«

Der Verwundete richtete sich mühsam auf. Der Arzt sprang hinzu und stützte den Oberkörper durch ein Kissen. Pinelli vermied es, den Polizeibeamten anzublicken, und schwieg.

»Herr Pinelli!« sagte nun Fastenrath ruhig und sanft. »Erleichtern Sie Ihr Gewissen! Wer weiß, wie bald Sie vor Ihrem ewigen Richter stehen!«

Jetzt sprach der Italiener.

»Mein Gewissen ist nicht beschwert, Herr Kommissarius! Ich habe meine Schuld bereits gebeichtet und Absolution erhalten. Ich – bin – – kein – – Mörder!«

»Aber der Feldmarschalleutnant fiel von Ihrer Hand?«

»Ja!« erwiderte Pinelli nach kurzem Zögern. »Aber ich habe ihn nicht ermordet, ich mußte mich meines eigenen Lebens wehren und handelte in Notwehr. Als Poschacher schoß, war ich schneller als er; mein Seitengewehr fuhr ihm in den Rücken und – – er war sofort tot!«

Fastenrath schwieg einen Augenblick.

»Herr Pinelli,« sagte er nach einer kurzen Pause, »wir möchten Ihnen gern glauben, aber dazu brauchen wir ein ehrliches und ausführliches Geständnis. – Erzählen Sie uns, was sich in der Wohnung des Feldmarschalleutnants ereignete, erleichtern Sie Ihr Gewissen auch vor dem weltlichen Richter!«

»Ich muß dazu länger ausholen, Herr Kommissarius!« erwiderte der Soldat zögernd.

»Wenn Sie die Beichte nicht anstrengt, wir haben Zeit, Sie anzuhören, und bringen Ihrer Geschichte auch Interesse und Verständnis entgegen!«

Der Verwundete erzählte:

»Ich stamme aus Oberitalien,« sagte er. Er sprach leise, abgehackt, aber deutlich. »Geboren bin ich in Brescia. Brescia gehört heute zu Italien; damals, als ich geboren wurde, und noch viele Jahre später seufzte es unter dem Druck der österreichischen Bayonette. Im Jahre 1848, als der Freiheilstaumel viele Völker auf dem Kontinent erfaßte, als in Frankreich, Baden und Österreich Revolutionen ausbrachen, glaubten auch die oberitalienischen Provinzen den Tag der Befreiung nahe und griffen zu den Waffen. Aber Radetzky schlug den Aufstand nach anfänglichen Erfolgen nieder. Nur einige Städte widerstanden, unter anderen auch meine Vaterstadt Brescia.

Ich war damals etwa 8 Jahre alt, erinnere mich aber noch sehr genau an die Vorgänge. – Der österreichische General Haynau hat den Aufstand in Brescia schließlich in Blut und Greueln erstickt. Er ließ Schuldige und Unschuldige niedermetzeln, Frauen öffentlich auspeitschen. Mein Vater fiel in Verteidigung der Freiheit an der Porta Romana durch eine österreichische Kugel. Meine Mutter wurde von den Kroaten mißhandelt und auf Befehl des Adjutanten Haynaus, des Majors von Poschacher mit anderen Frauen auf dem Piazza Castello bis aufs Blut gepeitscht. Zwei Tage später stand ich an der Bahre meiner Eltern. Ich wurde von einem in Venedig lebenden Onkel aufgenommen, erhielt eine gute Erziehung, studierte Musik; als aber im Jahre 1862 auch der Onkel starb, stand ich ganz allein.

Wenige Monate später wurde ich zum Militär eingezogen. Ich stellte mich, ohne jede Begeisterung. Wenn ich schon dienen mußte, dann eigentlich lieber drüben unter dem Kreuz von Savoyen als unter dem habsburgischen Doppeladler. Aber ich leistete gegen meine Assentierung auch keinen Widerstand, kam zuerst zum Regiment Parma nach Udine. Später wurden sämtliche italienischen Rekruten aus der Heimat weggeschafft und auf verschiedene Regimenter verteilt, die in Deutsch-Österreich oder in Deutschland lagen.

Ich kam zuerst zum Infanterie-Regiment Nassau nach Laibach, dann mit zahlreichen anderen Italienern aus Venetien, dem Küstenland und dem Trentino zur Wernhardt-Infanterie. Unser Bataillon bildete einen Teil der Bundesbesatzung in Mainz. Im Mai wurde ich, da ich fließend Deutsch sprechen konnte, ans österreichische Armeekommando zum Schreiberdienst versetzt. Wir Italiener wußten, daß sich Italien mit Preußen verbündet hatte, um endlich auch die noch von Österreich okkupierten Teile Italiens zu befreien. Wir, die wir aus jenen Gegenden stammten, standen gegen die eigenen Brüder, gegen die verbündeten Preußen.

In den Kasernen wurden heimlich Versammlungen abgehalten, aber wir mußten uns höllisch in acht nehmen, denn bei erwiesenem Hochverrat spaßten die Österreicher nicht. Sie können sich meine deprimierte Stimmung vorstellen, Herr Kommissarius, aber ich tat meinen Dienst und ließ mir nicht anmerken, daß auch ich der heimlich ausgegebenen Parole zu folgen gedachte, die uns nahelegte, beim ersten Gefecht, bei der ersten, passenden Gelegenheit, zu den Preußen überzulaufen.

Am 17. Juni erteilte mir der Oberleutnant Stepanowicz vom Armeekommando den Befehl, die Mappe mit den sekreten Papieren zum Kommandanten von Poschacher zu bringen. Ich traute Stepanowicz nicht. Ich wußte, daß er trotz der Offiziersterne am Kragen es heimlich mit den Gegnern Österreichs hielt. Das ging mich natürlich nichts an, aber ich sah auch gegen meinen Willen, daß er die Mappe mit den sekreten Papieren in einem unbewachten Augenblick öffnete, einen dicken, gelben Umschlag herausnahm und in seinen Mantel steckte. Dann übergab er mir die Mappe.

Auf der Straße entdeckte ich, daß die Mappe, ob absichtlich oder unabsichtlich, nicht versperrt war. – Ich drückte das Schloß an und ging in die Wohnung des Feldmarschalleutnants. Ich war zum erstenmal dorthin kommandiert und übernahm diesen Auftrag, der mich zu dem Mörder meiner armen Mutter führte, nur mit innerem Widerstreben. Als ich in der Bleichstraße klingelte, dauerte es reichlich lange, bis der Feldmarschalleutnant selbst öffnete.

Er war kurz, beinahe unfreundlich und forderte mich auf, in sein Wohnzimmer einzutreten. Dann nahm er mir die Mappe ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. Ich stand an der Tür und sah mich vorsichtig im Zimmer um. Das Bild von Radetzky berührte mich nicht. Radetzky war unser Feind, aber er war gerecht und milde und hat selbst bei uns Italienern die Achtung gefunden, die er verdiente. Anders ging es mir natürlich mit Haynau, dessen Bild neben Radetzky hing. Dem Bluthund Haynau hat die Weltgeschichte, wie Sie vielleicht wissen, den Beinamen ›Die Hyäne von Brescia‹ gegeben. Als er nach dem Krieg auf Reisen ging, wurde er in Brüssel und London ausgepfiffen.

Beim Anblick des Bildes der ›Hyäne von Brescia‹ wurde mir die Vergangenheit wieder lebendig. Dort, greifbar an der Wand, hing das Bild des Schurken, bei dessen Anblick sich jeder Italiener heimlich bekreuzigte. – Vor mir saß der Adjutant der Hyäne, seine rechte Hand, sein Schüler und Helfer. Ein roter Schleier legte sich plötzlich vor meine Augen, und unwillkürlich fuhr ich mit der Linken nach meinem Seitengewehr, das am Tage zuvor in unserer Feldschmiede erst scharf geschliffen worden war.

Die Stimme Poschacher's brachte mich zur Besinnung. ›Was ist denn mit den Papieren los? Hier fehlt doch ein wichtiger, der wichtigste Umschlag!‹ – ›Ich habe alles abgeliefert, Exzellenz,‹ erwiderte ich, ›genau so, wie ich die Mappe bekommen habe‹.

»Poschachers Augen funkelten mich mißtrauisch an: ›Sie sind Italiener?‹ fragte er. – ›Nein, ich bin noch Österreicher aus Udine; ob ich Italiener werde, steht bei Gott; ich hoffe es aber!‹

Als ich dies gesagt hatte, ärgerte ich mich selbst. Aber das Wort war heraus. Poschacher hatte sich erhoben. ›Ich werde Sie sofort einsperren lassen,‹ brüllte er. ›Verstehen Sie mich?!‹ sagte er bissig. ›Sie und kein anderer hat das fehlende Dokument gestohlen!‹

Die Zornesröte schoß mir ins Gesicht. ›Das ist nicht wahr!‹ rief ich. ›Ich bin kein Dieb!‹ – ›Sie haben das Maul zu halten, bis Sie gefragt werden!‹ fuhr mich Poschacher an. – ›Ich habe kein Maul!‹ Poschacher stand sprachlos; ein derartiger Fall von Insubordination schien ihm geradezu grotesk. Ich fuhr fort: ›Ich bin kein Dieb und verbitte mir eine derartige Beschuldigung!‹ – ›Kerl, ich lasse Dich einsperren, peitschen!‹ schrie Poschacher wütend. – ›Meinetwegen!‹ antwortete ich. ›Im Peitschen haben Sie ja eine schon weltgeschichtlich anerkannte Routine. Ich stamme aus Brescia und erinnere mich an die Vorgänge des Jahres 48 noch sehr genau!‹ Ich hätte vielleicht noch viel mehr gesagt, aber in diesem Augenblick traf mich ein Faustschlag ins Gesicht.

Der Feldmarschalleutnant war flammend vor Wut auf mich zu gesprungen und faßte mich jetzt am Kragen. Ich riß mich los! – Mochte nun kommen, was kommen mußte! Mit einem Ruck hatte ich das Seitengewehr aus der Scheide gerissen und drang auf den Gegner ein. Poschacher rannte zum Fenster, wahrscheinlich um die Wache zu rufen; aber die Fensterflügel waren fest geschlossen. Ich stand vor ihm am Tisch und wollte eigentlich gar nicht zustechen, aber in diesem Augenblick blitzte in Poschachers Hand ein kleiner Revolver auf; der Schuß krachte – und streifte mich am Kragen. – Ich sprang zur Seite und wußte vor Schrecken und Angst gar nicht, was ich tat. Jedenfalls stach ich zu! – Ob ich in Notwehr oder in Haß gehandelt habe, – – ich – ich weiß – es nicht. Mein Seitengewehr drang dem Feldmarschalleutnant von hinten ins Herz. Mit einem Wehruf sackte er vor dem Schreibtisch zusammen und fiel auf den Teppich.

Glauben Sie mir, Herr Kommissarius, ich hatte im Moment weder Reue noch Angst. In dem kommenden Krieg, sagte ich mir, würden viele Offiziere sterben müssen, Preußen, Italiener und Österreicher. Poschacher war der erste, der im Kampf, und zwar im ehrlichen Kampf, Mann gegen Mann, gefallen war. Als ich mich über den sterbenden Mann bückte, war auch der Haß verflogen. –

Ich mußte jetzt an mich selbst denken und sehen, wie ich unauffällig aus dem Hause kam. Unter dem Sofa lag ein seidenes Kleid, ein Frauenkleid. Ich reinigte damit meine blutigen Hände und die Seitenwaffe; dann steckte ich das Kleid in den Ofen. Ein Schwefelholz ließ den Stoff sofort aufflammen.

Jetzt ging ich still ins Nebenzimmer, wusch mir die Hände und brachte meine Montur in Ordnung. Aus der Tasche des Toten nahm ich die Schlüssel, schloß die Dokumentenmappe vorsichtig ab, steckte die Pistole, in deren Trommel noch fünf Patronen steckten, in die Tasche und ging äußerlich vollkommen ruhig aus dem Haus. Die Mappe lieferte ich auf dem Kommando ab. Zwei Tage später rückte ich mit meinem Regiment ins Feld.

Bevor ich, wie viele meiner Kameraden, die Möglichkeit fand, im ersten Gefecht bei Aschaffenburg zu den Preußen überzulaufen, wurde ich schwer verwundet. Preußische Krankenträger schafften mich ins Lazarett, und ich wartete der Dinge, die kommen mußten. Ihr Besuch, Herr Kommissarius, hat mich nicht überrascht. Ich habe ihn stündlich erwartet. Vorgestern habe ich dem Kaplan bereits gebeichtet. Ich bin froh und fühle mich erleichtert, auch jetzt vor Ihnen, vor den Vertretern des Gerichts, meine Schuld eingestehen zu können.«

Erschöpft sank der Verwundete in die Kissen. Der Arzt machte ein bedenkliches Gesicht und gab den beiden Beamten einen Wink. Weberstädter wollte den Schwerverwundeten aber nicht ohne ein tröstendes Wort verlassen.

»Herr Pinelli!« sagte er und griff nach der Hand des Gefreiten. »Wir danken Ihnen, danken Ihnen vor allem auch in Ihrem eigenen Interesse. Die Mordsache Feldmarschalleutnant P. ist geklärt, und juristisch wird sich eine Anklage auf Mord jetzt natürlich nicht aufrecht erhalten lassen. Ich glaube Ihnen, daß ein Notwehrdelikt vorliegt, glaube Ihnen auch versichern zu können, daß nicht einmal eine Überschreitung der Notwehr in Frage kommt. Ihr Vergehen besteht wahrscheinlich nur in Ihrer Insubordination. Vielleicht kann auch ein tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten herauskonstruiert werden. Aber das sind Dinge, die uns Preußen nichts angehen, und die Österreicher, Herr Pinelli, die werden kaum jemals wieder Gelegenheit haben, Sie wegen dieser rein militärischen Delikte zur Verantwortung zu ziehen. – Also Herr Pinelli, keine Angst! Kurieren Sie sich in aller Ruhe aus. Sie sind hier im Lazarett in bester Pflege und fachlicher Behandlung.«

Pinelli lag still in den Kissen. Dicke Tränen liefen über seine bleichen, abgezehrten Wangen. Jetzt reichte er dem Kommissarius langsam, vorsichtig, beinahe etwas schüchtern die rechte Hand, die Weberstädter ergriff und herzlich drückte.

Hinter dem Rücken des Verwundeten hob der Arzt warnend die Hand. – Die beiden Kriminalbeamten griffen nach Ihren Hüten.

Pinellis Lippen bewegten sich leise:

»Vater unser, der Du bist im Himmel!
Geheiligt werde Dein Name!
Zu uns komme Dein Reich! …«

Die letzten Worte des Vaterunsers hörten Fastenrath und Weberstädter nicht mehr. Selbst stark erschüttert von der Beichte, hatten sie still das Zimmer verlassen.


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