Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
(5. Oktober 1563.)
Im Oberland ein Bauer saß, Der sehr in Sorg' und Armuth wâs. Er sprach: »Mich hat das Glück verschwor'n. Mir schlugen Weizen um und Korn, Linsen, Erbsen, Rüben, Kraut, Was alles heuer ich gebaut; Auch sind zwei Mastsäu' mir gestorben, Im Brunnen auch ein Kalb verdorben, Darzu auch noch ein Roß gestohlen. Ich weiß mich nicht mehr zu erholen Vom Schaden, daß den Zins ich zahle, Der schon verlangt zum dritten Male. Ich fürcht' den Schuldthurm allerwegen, Darin ich schon zweimal gelegen. Steck' sonst auch in sehr großer Schuld, Drum mehrt sich meine Ungeduld. Ich glaub', wenn jetzt der Teufel käme, Mir Geld gäb', daß ich's von ihm nähme Und darnach wäre ewig sein.« Indem der Teufel kam herein Und sprach: »Ich hörte deine Klag'. Mit Gott ich dir wol helfen mag, Doch daß darnach du seiest mein.« Der Bauer sprach; »Ja, das soll sein, Wenn du mir nur gibst Geld genug.« – »Du möchtest treiben leicht Betrug,« Der Teufel sprach: »drum sage an, Wie viel des Geldes muß ich dann Dir geben, daß genug du hättest.« Der Bauer sprach: »Wenn du mir thätest Gleich eben diesen Mehlsack voll, Sollt' mir daran genügen wol; Dann soll dein sein mein Leib und Leben.« Der Teufel sprach: »Das will ich geben, Es wird dir tadellos gebracht. Setz' dich auf deine Scheun' heut' Nacht Mit deinem Sack, so komme ich Und bring' die Summe Geld für dich. Doch sag's im Dorfe keiner Seel', Sonst nimmt's der Edelmann ohne Fehl.« Das Ding war klar, der Teufel fuhr hin. Der Bauer dacht' in seinem Sinn, Wie er's anfing', daß er Geld nähme Und aus den großen Schulden käme, Doch nicht verlör' der Seelen Heil Und nicht dem Teufel würd' zu Theil: »Weiß einen Streich, muß es bekennen! Ich will den Sack unten auftrennen Und oben in der Scheuer hoch Hinein ihn hängen durch's Firstloch, Daß, was er schüttet drein an Geld, Mir unten durch den Sack durchfällt Und nur bleibt in der Scheuer drinnen; Dem Teufel wird sein Geld zerrinnen, Eh' daß mein Sack gefüllet steht; Und wenn mein Anschlag mir geräth, So wird gar großer Reichthum mein – Und ich werd' nicht des Teufels sein.« That also bei des Mondes Glitzen Hin auf den First der Scheuer sitzen, Den bodenlosen Sack mit zog Und hing hinein ihn durchs Firstloch. Der Teufel sich gen Frankfurt hub Und einen Kessel mit Geld ausgrub, Den ein alter Jud' vergraben hätt', Und den mit sich hinführen thät Zum Bauern auf die Scheuer sein Und stülpt' ihn in den Sack hinein. Das alles unten fiel heraus. Der Teufel an eines Bauern Haus Einen Topf mit Gelde ausgrub noch Und hub in großer Eil' ihn hoch (Ein Bauernweib ihn vergraben hätt') Und auch in den Sack ihn schütten thät. Nach dem begriff den Sack er wohl, Ob er nicht bald wär' Geldes voll. Da griff er endlich an die Stätt', Wo keinen Boden der Sack hätt', Sprach: »Bauer, du hast mich betrogen, Das Hälmlein durch das Maul gezogen, Weil dein Sack keinen Boden hat. Was ich hinein schütt', das fällt grad' Hinab durch's Loch in deine Scheuer. Ich kriegte Mangel ungeheuer An allen Schätzen dieser Welt Und allem eingegrabnen Geld, Eh' ich dir füllte deinen Sack.« Der Bauer ob der Red erschrak Und fürchtete des Teufels Zorn. Derselbe fing an zu rumor'n Und fuhr den Bauern grimmig an, Zerkratzt' ihm das Gesicht sodann Mit seinen spitzen Klauen scharf, Beim Haar ihn von der Scheuer warf. Der Teufel arg erzürnt entwich, Ließ üblen Stank noch hinter sich. Der Bauer fiel vom Dach so hart, Daß er sein Lebtag hinkend ward. Aus fuhr alsbald der Bauersmann Und klaubt' das Geld zusammen dann, Es in den Haberkasten thät Und meint': »Nun werd' ich fröhlich fett;« Er lacht': »Obgleich ich worden lahm, Ich doch zu großem Reichthum kam! Ein End' hat meine Ungeduld. Nun kann ich zahlen meine Schuld, Bei kühlem Weine sitzen auch, Wie das bei reichen Bauern Brauch; Werd' nun gezogen auch herfür, Brauch' nicht zu sitzen hinter der Thür.« So thät er aller Kurzweil walten Und eine frohe Fastnacht halten Mit seinem Schatz im Haberkasten. Und als es nun war um Mittfasten, Da ging zum Pfarrer er zur Beicht', Von Sünd' sein Herz zu machen leicht. Den Streich vom Teufel er erzählt' Und von dem zugebrachten Geld, Vom Sack, der keinen Boden hätt'. Der Pfarrer dem nachdenken thät Und brauchte eine flinke List. Sprach: »Bauer, wenn zu dieser Frist Du willst, daß ich dich absolvir', So mußt du wahrlich geben mir Zum Lohn den bodenlosen Sack.« Der Bauer ob der Red' erschrak Und sprach: »Herr, hab' den Sack erstritten Und sehr viel Unglück drob erlitten; Drum ich den Sack nicht gern verlier'.« Der Pfarrer sprach: »Es ziemet mir Der Sack, und ist auch klares Recht Dem ganzen geistlichen Geschlecht, Daß wir drein sammeln alles Geld Und alle Güter dieser Welt, Auf daß er doch nicht werde voll; Drum ziemet uns der Sack gar wohl.« Der Bauer sprach: »So nehmt ihn hin! Wie lang' wollt ihr behalten ihn?« Ich denk' es werd' in kurzer Zeit Ihn wieder nehmen die Obrigkeit, Auf daß ihr Schatz sich mehr' und wachs' Zu gemeinem Nutzen, spricht Hans Sachs. |