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(8. März 1558.)
Als fünfzehnhundert Jahr Und achtunddreißig war, Nach Lichtmeß am Mittwoch, Ich 'nein gen Nürnberg zog, Meinen Vorrath neu zu füllen, Und kam hin zu Wolf Rüllen, Mir Waaren einzukaufen. Da ward ein großes Laufen Zum Markte hin mit Stühlen, Und auch mit Bänken vielen. »Was wird denn da?« ich fragte. »Das seht ihr gern,« er sagte; Führt' hoch mich in ein Haus: Ich schaut' vom Fenster aus Auf wohlumschränkte Bahn, Zu der thät man sich nahn Auf Rossen, Karr'n und Wagen. Auf Leitern, Fässern, SchragenBrettergerüste, auf Holzböcken liegend, auf denen die Kaufleute ihre Waaren auslegen. Stand Volkes große Menge, Da war ein groß Gedränge, Viel Schrein und laut Getös', Von Rossen ein Gestöß; Brach ein Gerüst allda, Schön Purzeln dann man sah. Ringweis' am Markt ich wol Sah alle Fenster voll Ehrbarer Männer und Frauen, Das Ritterspiel zu schauen. Voll war'n die Häuser innen. Von Dächern und von Zinnen Die Leute schauen thäten. Indem hab' ich Trommeten Und Pfeifen gar vernommen; Von oben sah ich kommen In hohem Zeug acht frecher, Gerüst'ter Krönleinstecher, Zusammen stets ein Paar, Von denen jeder war In seine Farb' gekleidet. Ein jeder war begleitet Von dreien Narrn, die ihnen Behende sollten dienen, Gekleidet wie ihr Herr. Vor jedem Stecher her Ritt' einer, wie's gebührt, Der seinen Spieß ihm führt'. So zogen sie zu Pferde Ganz höflicher Geberde In die umschloss'ne Bahn, Die schützten ein'ge Mann: Sie thäten wenig prangen. Das Spiel ward angefangen. Ein jeder an der Stätt' Seinen Rüstmeister hätt', Der ihn schraubt' aus und ein. Dann legt' man Lanzen ein, Und traf das erste Paar, Wie's Loos gefallen war. Das zweite, dritt' und viert'; Darnach ward erst turniert, Und war der Nächst' der Best'; Sie saßen stark und fest Und trafen wohl und frei; Hier ritten zween, dort drei, Als ob Turnier es wär'. Viel Sättel wurden leer. Die Pferde liefen schnelle Und thaten schnelle Fälle; Wenn einem etwas riß Und brach (oft sah man dies), War er nach kurzer Zeit Zum Treffen neu bereit. Sie schonten sich da nit, Nur selten wer fehlritt, Viel Sättel leer sie machten. Die Herren thäten achten Auf aller Fälle Weise. Die man anschrieb mit Fleiße Oben auf dem Portal. Am Markte war viel Schall Von manchem starken Stoß, Daß beide, Mann und Roß, Oft lagen auf der Bahn; Und doch fing's wieder an, Als wäre gar nichts drum, Allein um Preis und Ruhm. Sie trieben tapfer zu Und hielten wenig Ruh', Als wär's in einem Kampf, Daß ihnen Dunst und Dampf Aus ihren Helmen drang. Als das gewährt nun lang', Sehr viel getroffen hatten, Auch Pferde stürzen thaten, Zu Schaden welche kamen, Da andre schnell sie nahmen Und sich aufs Neue trafen, Höflich und nicht zur Strafen. Oft ritten auf einen zween, Die frei er thät bestehn: Ich sah nicht zagen Mann. Dann nahmen sie die Bahn Mit ihren Rossen kurz. Da kam mancher zum Sturz, Daß ihm der Leib erkracht'. Es nahete die Nacht. Sie ließen dazumal, Wie es die Zeit befahl, Von ihrem Ritterspiel, Das mir herzwohl gefiel, Mich thät mit Freud' erfüllen. Da sprach ich zu Wolf Rüllen: »Wer hat gestochen heute? Sind's fremde Edelleute?« Er gab Antwort geschwind: »Der Bürger Söhn' es sind, Die thäten sich besprechen Zu dem Gesellenstechen.« Ich sprach: »Wer lehrte sie's?« Er sprach: »Es thaten dies Die Väter, so vor Jahren Auch gute Stecher waren. Auch hat ein hoher Rath, Dem es gefallen hat, Auf solches Ritterspiel Gewendet Kosten viel, Verordnet, vorgesehn, Daß kein Schad' soll geschehn, Noch Nutz gezogen werde Von Spieß, Rüstung und Pferde.« »Lob einem ehrbar'n Rath',« Sprach ich, »der löblichen Stadt, Der so hilft Kurzweil mehren, Die dient zu Nutz und Ehren; Die Söhn' dazu läßt ziehn, Zu werden Reis'ge kühn. Die Stecher möcht' ich kennen!« Er sprach: »Ich will sie nennen, Die hier gestochen heut': Haus Starck trug blaues Kleid, Siegmund Pfintzing, der bot Die Farben grün, weiß, roth; Wolf von Dill, schaut, derselb' Führt' blau, weiß und halbgelb; Max Bucher von Leipzig stach In gelb, grau, weiß; hernach Joachim Bemer nach Preis Ritt blau, halbroth und weiß; Christoph Fürer darnach, In lauter Schwarz der stach; Gabriel Nützel kühn In Gelb, Halbroth und Grün; Matthes Ebner, versteht, Blau und roth führen thät. So heißen alle acht.« Ich fragt' ihn mehr und lacht': »Wer hat den Preis erjagt?« Er sagte mir: »Heut' Nacht Gibt man den Dank erst aus Oben auf dem Rathhaus: Dem Besten den Vortanz, 'Nen Ring mit einem Kranz; So nach der Reihe fort Ehrt man sie alle dort, Jeglichen mit Vortanz; Mit einem schönen Kranz Thut sie die Braut begaben, Weil sie mit Ehren haben Gehalten das Gestech'.« Urlaub nach dem Gespräch Nahm ich und ging allda. Die Fastnacht ich nie sah So tapfere Kurzweil: Drum Lob ich ihnen ertheil', Und wünsch', daß diese acht Auf künftige Fastnacht Die Spieße wieder brechen In dem Gesellenstechen Ganz nach der höf'schen Weis', Daß ihnen Lob und Preis Bei der Gemeine wachs'; Das wünscht ihnen Hans Sachs. |