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(13. Juli 1557.)
Eines Tags der Teufel kam auf Erden Und wollte auch ein Ehemann werden Und nahm zur Eh' ein altes Weib, Die reich, doch von mißstaltem Leib. Kaum war gekommen er zur Eh', Da fing auch an viel Angst und Weh. Die Alte stets im Hader lag Mit Schrein und Zanken über Tag; Zur Nacht ihn dann noch quälen thät Floh, Laus und Wanze in dem Bett. Er dacht', allhie kann ich nicht bleiben, Will fort und lieber die Zeit vertreiben In Einöd' oder wildem Wald, Wo ich mehr Ruh' hab', und fuhr bald Zum Wald. Auf einen Baum er saß Und sah daher gehn auf der Straß' Einen Arzt mit einem Mantelsack, Der nach Arznei zog Tag für Tag. Dem gesellte sich der Teufel bei Und sprach zu ihm: »Mit Arzenei Laßt uns zusamm' die Leute heilen, Doch den Gewinn gleichmäßig theilen.« Der Arzt befragt' ihn, wer er sei? Der Teufel sagt' ihm ohne Scheu, Er wär' der Teufel und hätte Weh So viel erlitten in der Eh' Von einem alten bösen Weib, Die ihm gepeinigt hätt' den Leib Mit herber, unleidbarer Pein; Drum möcht' er nicht mehr bei ihr sein. »Drum nimm mich auf zu deinem Knecht; Ich will dir dienen wohl und recht.« Dann zeigte er dem Arzte fein, Wie er ihm könnt' behilflich sein. Kurzum, gar bald sie einig waren. Der Teufel sprach: »Ich will nun fahren In einen Bürger jener Stadt, Der sehr viel Geld erwuchert hat: Den will ich peinigen gar hart. So komme du dann auf der Fahrt Und bei dem Bürgersmann einkehre Und mit einem Segen mich beschwöre. Alsdann ich williglich ausfahr' Und dir zahlt man dann also baar Gern zwanzig Gulden aus zum Lohn. Dann gib die Hälfte mir darvon.« Sie wurden eins. Der Teufel spat Fuhr in den Bürger in der Stadt Und peinigt' ihn die ganze Nacht. Früh auch der Arzt zur Stadt sich macht' Und nahm sich dieses Bürgers an, Und als ein künstereicher Mann Den Teufel mächtig er beschwur, Der also bald von ihm ausfuhr Und wartet' auf den Arzt im Wald. Den Arzt zu Danke man bezahlt' Und gab ihm dreißig Thaler baar. Der bald im Wald beim Teufel war, Gab zehen Thaler ihm darvon, Zwanzig behielt er sich als Lohn, Sagt', zwanzig hätt' man ihm bezahlt. Der Teufel merkt' die Schalkheit bald, Daß ihn der Arzt um fünf thät äffen, Doch schwieg er; dacht', will dich wol treffen, That eben auch gar nicht dergleichen Und sprach zum Arzt: »Ich weiß 'nen reichen Domherren auf dem Stift dort draus, Der hält mit einer Köchin Haus. Dem will ich fahren in den Bauch Und will ihn weidlich reißen auch. Zu dem thu' morgen dann einkehren Und thu' mit Segen ihn beschwören. Dann kriegen wir auf's Neue Geld. Die Kunst ist sicher und nie fehlt.« Der Teufel fuhr, wie ausgemacht, In den Domherren und ihn plagt'. Der Arzt sich vor den Domhof machte. Die Köchin lief zu ihm und fragte, Ob er den Teufel könnt' beschwören? Man wollt' ihm zwanzig Gulden verehren. Der Arzt sagt' Ja! und schnell hinging Und die Beschwörung gleich anfing, Wie er erst hatt' gebraucht dergleichen. Jedoch der Teufel wollt' nicht weichen Wie früher, und im Domherrn blieb Und sprach: »Der Arzt, der ist ein Dieb, Hat mir fünf Thaler abgestohlen, Darum so sag' ich unverhohlen: Kein Dieb kann mich je treiben aus, Keinem Dieb weich' ich aus diesem Haus.« Der Arzt in großen Aengsten wâs, Wußt' gar nicht zu verneinen das, Lief aus dem Saal vor Aengsten hin. Indem erdacht' er 'was im Sinn Und schnell zum Saale wieder lief. »Zum Hofe unten«, so er rief, »Ist, Teufel, dein alt Weib gekommen, Hat einen Brief vom Gericht genommen, Spricht wieder an dich um die Ehe. Drum säume dich nicht lang' und gehe, Verantwort' dich vor dem Gericht!« Der Teufel guckt hervor und spricht: »Wie? ist mein alter Höllenriegel Gekommen und bringt Brief und Siegel, Daß ich soll zu ihr wiederum? Nie kehr' ich wieder zu ihr um! Ehr' will ich fahren hin zur Höll', Da habe ich, mein lieber Gesell, Mehr Ruh' als in der Alten Haus.« Damit fuhr er zum First hinaus, Ließ hinter sich gar bösen Stank. |
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Der Beschluß. | |
Verstehet hier bei diesem Schwank: Wo Weib und Mann zu dieser Frist Zusammen in Eh' verbunden ist, Doch Tag für Tag in Hader liegt, Da keines sich dem andern fügt, Sondern eins des andern lacht, Es schilt und schmäht, verhöhnt, veracht't, Einander reißen, raufen, schlagen, Einander verschwatzen und verklagen, Wo Freud' und Frieden nicht bekannt – Die Ehe wird mit Fug genannt Ein teuflisch oder höllisch Leben, Vor der uns Gott behüte eben! Er geb' im Eh'stand dieser Zeit Uns Frieden, Freud' und Einigkeit, Daß dadurch nehme zu und wachs' Ehliche Treu', das wünscht Hans Sachs. |