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(1557.)
Eines Tags an einem Abend spat, Hatt' Lucifer noch einen Rath Unten in seinem Reich, der Höllen, Und sagte da zu seinen Gesellen: »Man sagt, es sei in deutschen Landen Ein Volk gar böse auferstanden, Das man benennet die Landsknechte. Wenn mir doch wer ein Dutzend brächte, Daß ich säh', was es für Leute wär'n! Man sagt, sie fasteten nicht gern, Sie seien lieber allzeit voll, Mit Schlemmen, Prassen sei ihnen wohl, Achteten Betens auch nicht viel. Sondern man sagt, wie ob dem Spiel Sie übel fluchten und balgten darneben, Auch wie sie ungern Almosen gäben, Sondern bettelten selbst auf allen Wegen, Aeßen oft schlecht und hart sie lägen; Doch dienten sie gern allezeit Einem Kriegsherrn, der Geld ihnen beut, Er habe Recht gleich oder nit, Denn darauf sähen sie nicht mit. Nun, Belzebock, fahr' hin, mein Knecht, Zu solchem Handel bist du recht! Fahr' auf der Erd' in ein Wirthshaus, Darin sie leben in Saus und Braus, Versteck' dich in der Stube schnell Hinter dem Ofen in der Höll' Und schau' auf sie an allen Orten. Wo du mit Werken oder Worten Mit Fug kannst einen Landsknecht fangen, So komm' zur Höll' mit ihm gegangen. Bringst du ein Paar mir, so will ich Vor deinen Gesellen preisen dich Und aus dir einen Fürsten machen, Dich brauchen zu ehrlichen Sachen.« Sogleich zog an Herr Belzebock Einen unsichtbar machenden Rock Und fuhr von der Höll' in ein Wirthshaus. Da saßen die Landsknecht' in Saus und Braus, Prassten und einander zusoffen. Der Teufel stellt' sich hinter'n Ofen, Hört', wie die Landsknecht' thäten sagen, Wie mit dem Feind sie sich geschlagen, Wie sie gestürmt, geraubt, gebrannt In diesem und in jenem Land, So große Streich', daß ihm fürwahr Zu Berge stand gleich all sein Haar. Erst wollt' er heimlich da entlaufen, Doch hatt' er Acht auf ihr Zusaufen. An dreien Tischen allenthalben Soffen sie sich an mit Ganzen und Halben; Da einer hatt' das Glas geschwungen, Hatt' er's auch gleich herabgeschlungen. Der Teufel thät seine List nicht sparen; Wollt' geheim hinein in einen fahren, Wenn einer tränk' so unbedacht; Doch ward's unmöglich ihm gemacht, Da, wer da vortrank, allerwegen Zum andern sprach: »Gott es dir segen'« Und jener den Segen nicht schuldig blieb. Solch Segnen nun ein jeder trieb, So daß sie all' gesegnet waren, Und der Teufel konnt' in keinen fahren. Derweilen thät der Teufel harren Umsonst den Abend gleich einem Narren. Nun hatt' von ihnen ein Kriegsmann Erschlagen einen alten Hahn Und hinter'n Ofen ihn gehangen. Als nun der Tag war schier vergangen, Sprach der Landsknecht zum Wirth: »Gesell', Geh' hinter'n Ofen in die Höll' Und nimm den armen Teufel her Und rupf' und brate ihn. Nachher Woll'n wir ihn fressen und zerreißen.« Thät darmit hinter'n Ofen weisen Auf den todten Hahn, der dorten hing. Als nun der Wirth zur Hölle ging, Um von dem Nagel ihn zu schnappen, Meint' Belzebock, wollt' nach ihm tappen, Ihn rupfen und den Knechten braten, Und thät sich länger nicht berathen Und stieß eine Ofenkachel aus Und fuhr zum Ofenloch hinaus Und eilt' mit viel Geschrei hernieder Hin vor der Hölle Pforte wieder Und klopft' mit großem Brummen an. Als man ihm nun hatt' aufgethan, Fragt' Lucifer: »Bringst du denn keinen?« Sprach Belzebock: »Ja wohl, nicht einen! Ich bin entronnen nur mit Noth: Es ist die allerwild'ste Rott'. Man heißt sie die frommen Landsknecht', Thut ihnen aber sehr Unrecht. Denn, meiner Treu', ich muß gestehn, Ich hab' nie wild're Leut' gesehn, Ihre Kleider nach den wild'sten Sitten Zerhau'n, zerrissen und zerschnitten; Ein Theil, der trug die Schenkel bloß, Die andern Hosen, weit und groß, Die hinab bis zu den Füßen hingen, Wie behoste Täuber diese gingen, Ihr Gesicht zerschrammt und knebelbebartet Und auf das wildeste geartet, Kurz, allesammt wüst von Gestalt, Wie man vor Jahren uns Teufel malt'. Die würfelten mit einander da. Im Hui ich sie ganz entrüstet sah, Sie balgten sich und hieben zusamm' Einander beinah' krumm und lahm Und fluchten auch so unbescheiden, Als ob sie wären Türken und Heiden. In meinem Sinn bedünkte mich, Viel wilder wären sie als ich. Drum wagt' ich sie nicht zu packen eben, Stand und mußt' meinen Plan aufgeben.« Da sprach zu ihm der Lucifer: »Ei, mußtest einen bringen her, Wir hätten ihn bald zahm gemacht!« Darauf hat Belzebock gesagt: »Du hörtest, mit Zwang konnt' ich's nicht wagen, Von ihnen einen wegzutragen; Doch thät ich sonst nicht Listen sparen: Gedacht' in einen hinein zu fahren, Wenn einer dem andern 'was zugebracht. Doch ging es nicht, wie ich gedacht, Denn, wer vortrank, sprach: ›Komm' dir was!‹ – ›Gesegne Gott dir, Bruder, das,‹ Sprach da der andre, so daß der Trank Gesegnet war den Abend lang Und ich nichts machen konnt' fürwahr Und hinter'm Ofen stand wie ein Narr. Nicht weiß ich, wie der Landsknecht' Schaar Mein hinter'm Ofen ward gewahr. Ein Landsknecht sprach zum Wirth: ›Versteh', Herr Wirth, und hinter'n Ofen geh', Nimm den armen Teufel ungerathen, Rupf' ihn und thu' ihn darnach braten.‹ Da ging der Wirth zum Ofen schon, Doch ich macht' eiligst mich darvon, Sonst hätten sie mich gewürgt. gerupft, Gebrüht, meine Zotteln ausgezupft Und mich gebraten und gefressen. Derhalb kann ich gar nicht ermessen, Daß uns nütz wär' der Landsknecht' Menge: Sie machten uns wol die Höll' zu enge! Sie sind muthwillig, ohne Ruh', Frech, ungestüm, ungefüg' darzu. Drum ist mein Rath, woll' mich verstehn, Daß du die Landsknecht' lässest gehn. Sie sind nicht Waar' in unsern Kram, Sie fräßen uns wol all' zusamm'! Und keiner von uns sicher wär'.« Da gab zur Antwort Lucifer: »Mein Belzebock, und ist das wahr, So wollen wir forthin fürwahr Nach keinem Landsknecht fragen mehr, Sondern begnügen uns wie vorher Mit Spielern, Gotteslästrern, Zechern, Mit Buhlern, Hurern, Ehebrechern, Wuchrern, Dieben, Mördern, Räubern; Auch wollen wir die Erde säubern Von Landfriedbrechern und Mordbrennern, Verräthern und schändlichen Männern, Münzfälschern und falschen Juristen, Von allen ungläubigen Christen, Verstockten, die nicht Buß' woll'n wirken, Von Juden, Ketzern, Heiden, Türken, Gottlosen Mönchen, Nonnen und Pfaffen, Die woll'n wir um ihre Unzucht strafen, Auf daß kein Unrath uns erwachs' Von den Landsknechten, wünscht Hans Sachs. |