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So ernst er zuzeiten sein mochte, war der Doktor dennoch ein Spaßvogel. Seeleute lieben Scherz und Witz, wenn sie an Land sind; zur See sind sie darauf wie versessen. Die Streiche des Doktors wurden ihm hoch angerechnet.
Unser armer alter schwarzer Koch! Wenn er des Nachts seine Hängematte aufschnallte, schlief bereits ein nasser Klotz darin; und wenn er am Morgen aufwachte, war sein wolliges Haupt eingeteert. Wenn er den Deckel von seinem Kupferkessel hob, kochte ein Stiefel in der Sauce, ein andermal fand er überzuckerte Pechkuchen im Backofen.
Die Heimsuchungen Baltimores – so hieß er nach seinem Geburtsort, er war ein entlaufener Sklave aus Maryland – waren groß und bitter, und er fand weder bei Tag noch bei Nacht Ruhe. Der arme Kerl war zu gutmütig. Es ist manchmal viel besser, so grimmig wie ein Wolf zu sein; wer hätte sich mit unserem groben »schwarzen Daniel« einen Spaß erlaubt!
Eines Nachts kam der Doktor aus dem Logis und fand die ganze Wache in tiefem Schlaf. Da machte er jeden einzelnen mit einem Arm oder einem Bein an einem Tauende fest, schor die Taue über eine Anzahl von Blöcken und führte alle ans Ankerspill, begann es fröhlich zu drehen, und sie mochten schreien und sich sträuben soviel sie wollten, er heißte alle empor. Von dem Lärm geweckt, stürzten wir an Deck und sahen die armen Kerle im Mondlicht von den Toppen und Rahen baumeln, wie Seeräuber, die ein Kreuzer gefaßt und aufgeknüpft hat.
Manchmal kam einer von der Wache des Nachts nach unten, um sich eine Pfeife anzuzünden oder einen Bissen Zwieback oder Fleisch zu essen. Schlief er dann etwa ein und fehlte, wenn auf Deck etwas zu tun war, so machten sich die anderen gerne den Spaß, ihn mit einer Talje, die von der Vormars durch das Luk hinabgelassen wurde, an Deck zu ziehen.
Einmal des Nachts, alles war vollkommen still, ich lag unten wach, die Lampe baumelte von dem geschwärzten Balken und brannte trüb; die schlafenden Leute in den Kojen rollten bei der einförmigen Bewegung des Schiffs in ihren Kojen langsam von einer Seite zur anderen; die Hängematten schwangen hin und her. Da hörte ich einen Fuß auf der Leiter und sah ein Stück einer weißen Hose. Schließlich kam der »Marine Bob«, ein stämmiger alter Meermann, auf den Zehen herein und kramte im Speiseschrank. Nachdem er gegessen hatte, stopfte er seine Pfeife und begann zu rauchen. Rings um ihn schnarchten die Schläfer in dem dunstigen Raum; nach einer kleinen Weile sank auch Bobs Kopf auf die Brust; sein Hut fiel auf den Boden, die Pfeife aus seinem Mund, und bald lag er auf der Kiste ausgestreckt und schlief wie ein Kind.
An Deck ertönte ein Kommando, Füße trampelten oben, und ich hörte das Überholen und Aufschlagen der Taue. Die Rahen wurden angebraßt, und man vermißte den Schläfer. Über dem Luk hörte ich flüstern. Dann glitt ein Schatten herein mit einem Tauende, das oben durch das Luk lief; eine Hand griff nach der Brust des Liegenden, um zu prüfen, wie fest er schlief, dann wurde das Tau an seinem Knöchel befestigt, und der Schatten verschwand wieder durch das Luk.
Kaum war er verschwunden, als ein langes Bein aus einer Hängematte gegenüber zum Vorschein kam. Dann stand der Doktor da, streifte das Tau von Bobs Knöchel und befestigte es blitzschnell an einem großen Holzkoffer, der dem Mann gehörte, welcher eben dagewesen war. Kaum war es geschehen, als der schwere Koffer bereits krachend aus den Verlaschungen gerissen wurde, mit denen er festgezurrt war, und links und rechts anschlagend auf das Luk zuflog. Im Luk klemmte er sich; die oben meinten, daß Bob, der ungeheure Kräfte besaß, sich an einem Balken festhielt und etwa das Tau abzuschneiden versuchte, und sie zogen wie rasend. Der Koffer kam durch das Luk, schlug gegen den Mast, sprang auf, und da er im selben Augenblick in die Höhe gerissen wurde, regnete es alte Kleider, Wäsche, Schuhe und unnennbares anderes Zeug auf die Köpfe der Wache nieder. Der Lärm weckte die ganze Mannschaft, wir eilten an Deck und sahen den Eigentümer des Koffers völlig verblüfft auf seine umhergestreuten Habseligkeiten starren, während er gleichzeitig mit der einen Hand die Seehöhe einer Beule an seiner Stirn aufnahm.