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Alle Welt weiß, daß es ein Fehlschluß oder gar ein Sophisma ist, aus der Folge in der Zeit auf einen ursächlichen Zusammenhang zu schließen. Unsere Bauernregeln über das Wetter, der unausrottbare Aberglaube an den Einfluß der Planeten und des Mondes sind voll von solchen Fehlschlüssen; auch die Medizin verwechselt nur zu häufig das post hoc und das propter hoc. Gewöhnlich hilft man sich so, daß man den induktiven Schluß auf eine ursächliche Verknüpfung für berechtigt hält, sobald ein Ereignis in der Regel nach einem andern Ereignis eintritt.
Aber wir hätten von Hume lernen sollen, daß die alte und wohlfeile Redensart einen tiefern Sinn berge, als man ihr gewöhnlich beimißt. Wir wissen von dem propter hoc eigentlich nur, daß es ein post hoc sei. Die kühne Zurückführung des Ursachverhältnisses auf ein Zeitverhältnis kann in dieser überaus subtilen Frage allerdings nicht das letzte Wort bleiben; wir gewinnen auch nicht viel, wenn wir die Beziehung zwischen dem vorausgehenden Ereignisse und dem regelmäßig nachfolgenden Ereignisse nicht mehr Ursache, sondern Bedingung nennen. (Vgl. Art. Konditionalismus und Ursache.) Wir sind in der seltsamen Lage, den Grundbegriff alles Weltverstehens nicht definieren zu können, bevor wir nicht über die Bedeutung der Beziehungswörter post und propter klar geworden sind; und eine Definierung solcher Präpositionen der Gemeinsprache ist nicht möglich, weil Grundbegriffe alles Denkens (Raum, Zeit, Kausalität) schon in diesen armseligen Flickwörtern mitgedacht werden.
Auf die Zusammenhänge zwischen Zeit und Ursache habe ich schon bei mancher Gelegenheit hingewiesen; hier will ich nur auf die Hilflosigkeit der Sprachen hinweisen, die alle das Kausalverhältnis durch ein Zeitverhältnis ausdrücken wollen und das Zeitverhältnis durch ein Raumverhältnis ausdrücken müssen. Das gilt ebensowohl für die Konjunktionen des zusammengesetzten Satzes wie für die Präpositionen des einfachen Satzes. Es gibt in der Grammatik keine Form, welche das Kausalverhältnis eindeutig ausdrücken könnte. Alle die Flickwörter, um die es sich handelt, beziehen sich ursprünglich auf den Raum, wurden dann auf die Richtung übertragen, bildlich auch auf die Relation der Zeit, und konnten so als Bilder von Bildern zu Bezeichnungen des Kausalverhältnisses werden. Und mit einem weitern, ganz anthropomorphen Bilde zur Bezeichnung des Zweckverhältnisses. Die Hilflosigkeit der Sprache ersehe man aus einem Beispiele; man kann im Deutschen sagen: er ist an dem Gifte, vor Schreck gestorben; aber auch nach dem Gifte, vor Hunger; und wieder: er ist durch Gift, mit einem Dolche umgebracht worden (vgl. Becker »Organism der Sprache« S. 435). Im zusammengesetzten Satze heißt es hd. weil (eigentlich während, mhd. die vîle), während der Österreicher nachdem sagt. Jedesmal wird die Ursache durch eine Zeitpartikel ausgedrückt, die Zeit durch eine Richtungspartikel. In unserm Schlagworte drückt post (von pone, hinter) sogar ein bestimmteres räumliches Verhältnis aus als propter (eigentlich propiter von prope, nahe).