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Lemminkäinen macht sich auf, um sich um die vornehme Saarijungfrau zu bewerben 1–110. Anfangs verspotten ihn die Saarijungfrauen, werden aber gar bald sehr vertraut mit ihm 111–186. Nur Kyllikki, deretwegen er gekommen, kann er nicht gewinnen, weshalb er sie endlich mit Gewalt ergreift, in den Schlitten rafft und sich auf den Weg begibt 187–222. Kyllikki weint und wirft dem Lemminkäinen besonders sein Kriegsgelüste vor; dieser verspricht ihr, nicht in den Krieg zu ziehen, falls sie verspräche, nicht an den Tanzesfreuden des Dorfes teilzunehmen; beide beschwören sie ihr Versprechen 223–314. Lemminkäinens Mutter freut sich über die junge Schwiegertochter 315–402.
Müssen jetzt von Ahti sprechen,
Von dem muntern Schelm jetzt singen.
Ahti, dieser Inselländer,
Lempis Sohn, der Leichtgesinnte,
Wuchs im hochgebauten Hause,
An der lieben Mutter Seite,
An dem Rand der breiten Meerbucht,
An dem Bug der fernen Spitze.
Kauko nährte sich von Fischen,
Wuchs empor, verzehrte Barsche,
[10]
Wurde Mann, der besten einer,
Blühte auf mit rotem Blute,
War am Haupte gar vortrefflich
Und von Wuchs wohl ausgezeichnet;
War jedoch nicht ohne Fehler,
Frevelhaft in seinen Sitten:
Nur bei Weibern war sein Leben,
Schwärmte stets umher zur Nachtzeit,
Zu der Mädchen muntern Freuden,
Zu dem Tanz der Schöngelockten.
[20]
Kyllikki hieß Saaris Jungfrau,
Saaris Jungfrau, Saaris Blume,
Wuchs im hochgebauten Hause,
Schoß gar herrlich in die Höhe,
Sitzend in des Vaters Wohnung,
Auf dem Hochsitz dort sich schaukelnd.
Weithin war ihr Ruhm gedrungen,
Weither kamen Freiersleute
Nach dem Haus der schönen Jungfrau,
Nach dem Hof der Vielgepriesnen.
[30]
Für ihr Söhnchen wirbt die Sonne –
Nicht will sie zum Sonnenlande,
An der Sonne Seit' zu leuchten
In der Sommertage Eifer.
Für den Sohn wirbt auch der Goldmond –
Nicht will sie zum Haus des Mondes,
An des Mondes Seit' zu scheinen
Und den Luftkreis zu durchlaufen.
Für den Sohn hält auch der Stern an –
Nicht will sie zur Sternesheimat,
[40]
Lange in der Nacht zu flimmern
An dem winterlichen Himmel.
Freier kamen auch aus Estland,
Andre kamen von den Ingern –
Nimmer will die Jungfrau gehen,
Selber gibt sie dies zur Antwort:
»Ganz umsonst wird Gold verschwendet,
Wird verbraucht von euch das Silber,
Werde nicht nach Estland gehen,
Will nicht jetzt und will nicht später
[50]
In dem Wasser Estlands rudern,
Nicht das eilandreiche messen,
Nicht die Fische Estlands essen,
Nicht die Fischsupp' Estlands schlürfen.
»Geh' auch nicht zum Ingerlande,
Zu den unwirtsamen Ufern,
Hunger ist dort und nur Hunger,
Fehlt an Holz und fehlt an Spänen,
Fehlt an Wasser, fehlt an Weizen,
Fehlet auch an Roggenbroten.«
[60]
Lemminkäinen leichtgemutet,
Selbst der schöne Kaukomieli
Unternimmt es nun zu gehen,
Um die Saariblum' zu werben,
Um ein Bräutchen hochgefeiert,
Um die schöngelockte Jungfrau.
Doch die Mutter will ihn warnen,
Rät ihm ab die greise Alte:
»Wirb nicht, du mein liebes Söhnlein,
Um ein Mädchen höhrer Abkunft;
[70]
Nicht wirst du geduldet werden
In dem großen Stamme Saaris.«
Sprach der muntre Lemminkäinen,
Selbst der schöne Kaukomieli:
»Bin ich nicht aus hohem Hause,
Nicht aus gar zu großem Stamme,
Werde ich nach meinem Wuchse,
Nach dem Aussehn eine wählen.«
Immer noch verbot die Mutter
Lemminkäinen hinzugehen
[80]
Zu dem großen Stamme Saaris,
Zu dem weitverzweigten Hause:
»Lachen werden dort die Mädchen,
Dort die Weiber dich verspotten.«
Wenig achtet's Lemminkäinen,
Redet selber diese Worte:
»Werd' der Weiber Lachen hemmen,
Werd' der Mädchen Kichern dämpfen,
Werf' ein Kindlein an den Busen,
Eine Bürde auf die Arme,
[90]
Das beendigt wohl das Schmähen,
Machet wohl dem Spott ein Ende.«
Solche Worte sprach die Mutter:
»Weh mir Armen um mein Leben!
Solltest du die Saari-Weiber,
Du die keuschen Jungfraun schänden,
Wird ein großer Streit entstehen,
Wird ein arger Kampf erwachsen,
Werden alle Saarifreier,
Hundert Mann mit ihren Schwertern
[100]
Auf dein Haupt, du Armer, stürzen,
Auf den einen alle fallen.«
Nicht beachtet Lemminkäinen
Seiner lieben Mutter Warnung,
Nahm sein Roß, das gutgebaute,
Schirrte rasch sein edles Füllen,
Jagte rauschend dann von hinnen
Nach dem großen Saaridorfe,
Um die Saariblum' zu werben,
Um ein Bräutchen hochgefeiert.
[110]
Es verlachten ihn die Weiber,
Schmähten ihn die Mädchen weidlich,
Als er seltsam in die Gasse,
Seltsam auf den Hof gefahren,
Seinen Schlitten umgeworfen,
Hastig an die Pfort' geschleudert.
Zog der muntre Lemminkäinen
Schief den Mund und schiefen Hauptes
Schüttelt' er die schwarzen Haare,
Redet selber diese Worte:
[120]
»Hab dergleichen nie gesehen,
Nie gesehen noch gehöret,
Daß die Weiber mich verlachen,
Nie der Mädchen Spott erlitten.«
Wenig achtet's Lemminkäinen,
Redet selber diese Worte:
»Gibt's wohl Raum im Saarilande,
Platz auf Saaris weiten Flächen,
Ort für mich zu muntern Spielen,
Einen Boden mir zum Tanze,
[130]
Zu der Lust der Saarijungfraun,
Zu dem Reihn der Schöngelockten?«
Sprachen da die Saarijungfraun,
Gaben Antwort an der Landzung':
»Raum genug ist hier auf Saari,
Platz genug auf Saaris Flächen,
Dir ein Ort zu muntern Spielen
Und ein Boden dir zum Tanze:
Kannst ein Hirt am Schwendenlande,
Kannst dort Hirtenknabe werden;
[140]
Mager sind die Kinder Saaris,
Fett genug der Pferde Füllen.«
Wenig achtet's Lemminkäinen,
Trat in Dienst als Hirtenknabe,
War bei Tage auf der Weide,
Nachts beim Jubel muntrer Mädchen,
Bei den Spielen dieser Jungfraun,
Bei dem Tanz der Schöngelockten.
Lemminkäinen leichtgemutet,
Selbst der schöne Kaukomieli
[150]
Hatte bald der Weiber Lachen,
Bald gedämpft den Spott der Mädchen,
Gab dort keine einz'ge Tochter,
Keins der noch so keuschen Mädchen,
Die er nicht alsbald umfaßte
Und an ihrer Seite weilte.
Unter allen gab's nur eine
In dem großen Stamme Saaris,
Die sich nichts aus Freiern machte,
Nicht den Männern Gunst erteilte:
[160]
Kyllikki, die feine Jungfrau,
Saaris allerschönste Blume.
Lemminkäinen leichtgemutet,
Selbst der schöne Kaukomieli
Trug zu Ende hundert Stiefel
Und zerrudert' hundert Ruder,
Als er um das Mädchen freite,
Um Kyllikki sich bemühte.
Kyllikki, die feine Jungfrau,
Redet selber diese Worte:
[170]
»Weshalb schweifst du hier, du Schwächling,
Drehst dich wie ein Regenpfeifer,
Lauerst auf des Landes Mädchen,
Spähst nach zinngeschmückten Gürteln?
Habe keine Zeit zu gehen,
Eh' den Stein ich ganz zerrieben,
Eh' den Stößel ich zerstampfet,
Eh' den Mörser ich zerstoßen.
»Nicht beacht' ich solche Wichte,
Solche Wichte, solche Wische,
[180]
Wünsche einen schlanken Gatten,
Bin ja selber schlanken Leibes,
Einen Stattlichen begehr' ich,
Bin ja selber wohlgestaltet,
Will ihn von dem schönsten Wuchse,
Bin ja selber schön gewachsen.«
Wenig Zeit war hingegangen,
Kaum ein halber Mond verflossen,
Als an eines Tages Ende,
Um die Zeit der Abendstunde
[190]
Munter dort die Jungfraun spielten,
Alle Schönen lieblich tanzten
In dem Hain am Wiesenrande,
Auf der schönen Bodenfläche,
Kyllikki vor allen andern,
Saaris weitberühmte Blume.
Kam der leichtgelaunte Bursche,
Kam der muntre Lemminkäinen
Mit dem eignen Hengst gefahren,
Mit dem auserlesnen Pferde
[200]
Mitten auf den grünen Spielplatz,
In den Tanz der schönen Mädchen;
Rafft Kyllikki in den Schlitten,
Reißt die Jungfrau hin zum Sitze,
Ziehet rasch das Leder über,
Bindet schnell zurecht die Leiste.
Schlug das Roß mit seiner Peitsche,
Lärmte heftig mit den Riemen,
Jagte voller Hast von dannen,
Sprach beim Jagen diese Worte:
[210]
»Nimmer dürfet ihr, o Mädchen,
Von mir irgend Kunde geben,
Daß ich zu euch hergefahren,
Daß die Jungfrau ich entführet!
»Falls ihr nicht gehorchen solltet,
Wird's euch, Mädchen, schlimm bekommen,
Sing' zum Kriege eure Freier,
Unter Schwerter eure Männer,
Daß ihr nie bei Mond und Sonne
Sie mehr höret, sie mehr sehet,
[220]
Nimmer auf den Gassen gehend,
Nimmer auf den Fluren fahrend!«
Jämmerlich klagt da Kyllikki,
Wimmert Saaris schöne Blume:
»Laß mich endlich doch in Freiheit,
Laß das Kind aus deinen Händen,
Laß nach Haus mich lieber wandern
Zu der Mutter, die da weinet!
»Wirst du mich nicht von dir lassen,
Daß ich fort nach Hause gehe,
[230]
O, so hab' ich fünf der Brüder,
Sieben Vaterbrüdersöhne,
Die des Häsleins Spur verfolgen,
Die die Jungfrau wiederfordern.«
Als er dennoch sie nicht losließ,
Fing das Mädchen an zu weinen,
Redet selber diese Worte:
»Bin umsonst geboren, Ärmste,
Und umsonst bin ich erwachsen,
All mein Leben ging umsonst hin,
[240]
Da ich einem schlechten Manne,
Einem Toren zugefallen,
Einem ewig Kampfbegier'gen,
Einem fehdetollen Fechter.«
Sprach der muntre Lemminkäinen,
Er, der schöne Kaukomieli:
»Liebes Herzblatt, o Kyllikki,
Du mein honigsüßes Beerchen,
Sei nun ohne alle Sorge,
Werd' dich immer liebreich halten:
[250]
Auf dem Schoße, wenn ich esse,
An dem Arme, wenn ich wandre,
In den Händen, wenn ich stehe,
Ruhe ich, an meiner Seite!
»Sag', wozu doch diese Sorgen,
Dieses kummervolle Seufzen,
Klagst du deshalb voller Kummer,
Seufzest darum voller Sorgen,
Daß mir Küh' und Nahrung fehlen,
Ich an Vorrat Mangel leide?
[260]
»Sei nun ohne alle Sorge,
Habe wohl genug der Kühe,
Wohl genug, die Milch mir spenden,
Auf dem Sumpfe Ackerbeerchen,
Auf dem Berg die Erdbeerfarbne,
Preiselbeerchen auf dem Felde,
Sind gar schön auch ungefüttert,
Hübsch von Aussehn ungehütet,
Nicht braucht abends sie zu binden,
Morgens man nicht sie zu lösen,
[270]
Nicht das Futter vorzuwerfen,
Nicht das Salz zur Morgenstunde.
»Oder klagst du deshalb sorgend,
Seufzest darum voller Kummer,
Daß ich nicht von großem Stamme,
Nicht aus hohem Haus geboren?
»Bin ich nicht von großem Stamme,
Nicht aus hohem Haus geboren,
Hab' ich doch ein Schwert voll Feuer,
Eine flammenreiche Klinge,
[280]
Die gewiß ist großen Stammes,
Ist aus mächtigem Geschlechte,
Ist bei Hiisi scharf geschliffen,
Bei den Göttern blankgescheuert,
Damit will dem Stamm ich Höhe,
Größe dem Geschlechte geben,
Mit dem Schwerte voller Feuer,
Mit der flammenreichen Klinge.«
Angstvoll seufzte da das Mädchen,
Redet selber diese Worte:
[290]
»O du Ahti, Lempis Söhnlein,
Willst du diese Maid besitzen
Lebelang als Ehehälfte,
Als ein Hühnchen dir im Arme,
So beschwör' mit ew'gem Eide,
Daß du nimmer ziehst zum Kriege,
Wenn nach Gold du Sehnsucht trügest,
Wenn nach Silber ein Gelüste.«
Lemminkäinen leichtgemutet
Redet Worte solcher Weise:
[300]
»Ich beschwör's mit ew'gem Eide,
Werde in den Krieg nicht ziehen,
Wenn nach Gold ich ein Gelüste,
Ich nach Silber Sehnsucht trage!
Schwöre du mir gleicherweise,
Daß du nicht zum Dorfe gehest,
Wenn zum Tanzen ein Gelüste,
Wenn zum Spiel dich Sehnsucht treibet!«
Also schwuren sie die Eide,
Legten ab ein stark Gelübde
[310]
Vor dem offenkund'gen Gotte,
Unter des Allmächt'gen Antlitz,
Ahti, nicht zum Krieg zu ziehen,
Kylli, nicht zum Dorf zu gehen.
Lemminkäinen leichtgemutet
Trieb den Hengst mit seiner Gerte,
Schlug das Rößlein mit den Zügeln,
Redet selber diese Worte:
»Lebet wohl, ihr Wiesen Saaris,
Tannenwurzeln, Kienholzstümpfe,
[320]
Die im Sommer ich durchstreifte,
Die im Winter ich durchirrte,
Die in wolkenschweren Nächten,
Die in Wettern ich durcheilte,
Als ich dieses Haselhühnchen,
Dieses wilde Entlein jagte!«
Ließ das Rößlein munter springen,
Bald erschien die liebe Heimat,
Solche Worte sprach die Jungfrau,
Ließ sich selber also hören:
[330]
»Lustig scheint mir dort die Hütte,
Gleichet einem Hungerloche,
Wem wohl sollte sie gehören,
Welchem ehrberaubten Manne?«
Sprach der muntre Lemminkäinen
Selber Worte solcher Weise:
»Quäle dich nicht ob der Stube,
Seufze nicht ob dieser Stätte,
Werde andre Stuben bauen,
Werde bessere dir zimmern
[340]
Aus den allerschönsten Balken,
Aus den allerbesten Sparren.«
So gelangte Lemminkäinen
Wieder nach der lieben Heimat
An die Seite seiner Mutter,
In die Nähe dieser Alten.
Solche Worte sprach die Mutter,
Ließ auf diese Art sich hören:
»Lange bist du fortgeblieben,
Lange, Sohn, in fremden Ländern.«
[350]
Sprach der muntre Lemminkäinen
Selber Worte dieser Weise:
»Haben doch die Weiber müssen
Und die keuschen Jungfern zahlen
Für den Spott, für das Gelächter,
Daß sie über mich gekichert,
Nahm die beste in den Schlitten,
Setzte sie auf meine Decke,
Setzt' zurecht sie auf dem Boden,
Schwang sie unters Fell behende,
[360]
So vergalt ich das Gelächter,
So der Mädchen lang' Gespötte.
»Mutter, die du mich getragen,
Teure, die mich auferzogen,
Hab' erlanget, was ich wollte,
Hab' erreicht das Angestrebte;
Breite aus die besten Pfühle,
Für den Kopf die weichsten Kissen,
Daß im eignen Land ich schlafe
An der zarten Jungfrau Seite.«
[370]
Sprach die Mutter diese Worte,
Ließ sich selber also hören:
»Jumala, sei nun gelobet,
Hochgepriesen sei, o Schöpfer,
Gabst mir eine Schwiegertochter,
Welche gut das Feuer schüret,
Trefflich am Gewebe wirket,
Kunstvoll ihre Spindel drehet,
Ausgezeichnet ist im Waschen,
In dem Walken der Gewänder!
[380]
»Preise selber du dein Schicksal,
Hast es gut getroffen, Lieber,
Gut gefüget hat's der Schöpfer,
Gut fürwahr der Gnadenreiche;
Rein ist auf dem Schnee die Ammer,
Eine Rein're dir zur Seite,
Weiß der Schaum wohl auf dem Meere,
Weißer die von dir Erkorene,
Schlank im Meere wohl die Ente,
Eine Schlankre dir befohlen,
[390]
Strahlend ist der Stern am Himmel,
Strahlender die dir Verlobte.
»Weiter mache nun den Boden,
Größer baue du die Fenster,
Zimmre fertig neue Wände,
Baue um die ganze Stube,
Vor der Stube auch die Schwelle,
An der Schwelle neue Türen,
Da du diese Maid gewonnen,
Da die Schöne du erlesen,
[400]
Sie, die Jungfrau höhrer Abkunft,
Die aus größrem Stamm geboren.«
Anmerkungen
Vers 3 und 9. Ahti, Kauko: Beinamen Lemminkäinens, die ursprünglich andere Helden bezeichnen, welche mit Lemminkäinen verschmolzen worden sind. »Von kriegerischerem Sinne als Wäinämöinen und Ilmarinen ist der dritte Kalewala-Held Lemminkäinen. Während jene sich den Gefahren und Abenteuern bloß in der Absicht aussetzen, um dadurch große Zwecke zu erreichen, sucht Lemminkäinen den Kampf um des Kampfes willen. Er ist ganz und gar ohne den tiefen, festen Ernst, der seine beiden Kameraden auszeichnet, und begibt sich leichtsinnig in jedes Abenteuer, das sich darbieter« (Castrén). Das mythische Motiv der drei Brüder, des Sängers, des Schmieds und des Jägers, hat Stucken, Astralmythen, Leipzig 1907, 100 ff. unter Heranziehung der drei Kalewala-Helden behandelt.
21. Saari: eine Insel (das Wort saari bedeutet Insel).
26. Die Hinterbank, die Bank an der Wand, vor der der Tisch steht, gilt als die Ehrenbank.
27 ff. Eine hübsche, auch inhaltlich abweichende Variante der Erzählung von der Freierfahrt der Himmelslichter findet sich in Lönnrots »Kanteletar« als erstes in der Abteilung der erzählenden Lieder, unter dem Titel »Die Freier der Suometar« (Suometar, von Suomi, Finnland, ist als Name des finnischen Volksgenius von Lönnrot an die Stelle des ursprünglichen Salme gesetzt worden). Daraus sei (in Hermann Pauls Übertragung) angeführt:
Sieh, da nahten die Bewerber,
Traten ein mit stolzem Schritte;
Kam der Mond, und kam die Sonne,
Und der Nordstern als der dritte.
Als der erste trat der Mond ein,
Reich geschmückt in Gold und Seide,
Silber schimmert auf dem Kleide.
»Komm und folg' mir, schöne Jungfrau,
Führen will ich dich, du Holde,
In die silbernen Gemächer,
In mein Schloß von rotem Golde.«
Doch die Jungfrau dachte anders,
Nahm das Wort und gab zur Antwort:
»Nicht dem Monde will ich folgen,
Seltsam ist des Mondes Aussehn,
Unbeständig ist sein Antlitz;
Bald sind allzuschmal die Wangen,
Bald auch allzusehr gerundet;
Nachts begibt er sich aufs Wandern,
Und den Tag verbringt er schlafend;
Nein, dem Monde folg' ich nimmer!«
Nach dem Mond erschien die Sonne,
Reichgeschmückr in Gold und Seide,
Silber schimmert auf dem Kleide.
»Komm und folg' mir, schöne Jungfrau,
Führen will ich dich, du Holde,
In die silbernen Gemächer,
In mein Schloß von rotem Golde.«
Doch die Jungfrau dachte anders,
Nahm das Wort und gab zur Antwort:
»Nicht der Sonne will ich folgen,
Tücke läßt sie oft verspüren,
Plagt im Sommer uns mit Hitze,
Läßt im Winter uns erfrieren;
In der schönen Zeit der Ernte
Strömt der Regen wie aus Gossen;
Wenn die Saat auf Regen wartet,
Hält den Himmel sie verschlossen.«
Endlich naht der Stern des Poles,
Nicht in Silber, noch in Seide,
Nicht in goldgesticktem Kleide.
»Komm und folg' mir, schöne Jungfrau,
Führen will ich dich, du Holde,
In die silbernen Gemächer,
In mein Schloß von rotem Golde.«
Sieh, da ruft die schöne Jungfrau:
»Ja, dem Nordstern will ich folgen!
Freundlich ist er, gutgeartet,
Treu und häuslich und beständig;
Glänzend strahlt er in der Ferne,
Im Verein der sieben Sterne,
Seiner ewigen Gefährten.«
Zahlreiche anäere Varianten hat Kaarle Krohn (Finnisch-ugrische Forschungen III) zusammengestellt. Eine sehr ausgeführte estnische enthält der 1. Gesang der epischen Dichtung Kalewipoeg.
62. Kaukomieli (der in die Ferne Sinnende): Beiname Lemminkäinens; vgl. Anm. zu Vers 3 und 9.
176 ff. Die alten Finnen mahlten das Korn in einer Handmühle aus zwei flachen Steinen oder mit einem steinernen Stößel in einem Holzmörser; es war dies eine Beschäftigung der Frauen, zu der sie die sogenannten Mühlenrunen sangen. Noch heute wird Salz, Kaffee, Tabak usw. in hölzernen Mörsern gemahlen.
203 f. Der Frauenraub war bei den alten Finnen gebräuchlich. Wenn ein Jüngling dem Vater des Määchens den geforderten Geldbetrag nicht bezahlen konnte, entführte er es.
261 ff. Der ironische Trost besagt etwa, wenn man kein Vieh besitze, das Milch gebe, täten's auch wilde Beeren.
283. Die Hiisileute waren berühmte Schmiede.
305 ff. Lemminkäinen befürchtet offenbar, Kyllikki könnte ihm, wenn sie sich öffentlich zeigte, entführt werden (von einem ihrer Landsleute?).