Hermann Kurz
Der Sonnenwirt
Hermann Kurz

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Siebenunddreißigstes Kapitel

Christine war nicht da. Sie sei diesen Nachmittag fortgegangen, hörte er von ihrer Wirtin, und habe gesagt, sie müsse nach ihrem Manne sehen und ihre Kleidungsstücke holen. Sie habe vorher eine Zeitlang in der Bibel gelesen und sei dann auf einmal aufgebrochen. Er setzte sich verdrossen vor das noch aufgeschlagene Buch und las mühselig in der Dämmerung: »Ich suchte des Nachts in meinem Bette, den meine Seele liebt; ich suchte, aber ich fand ihn nicht.« Es war das hohe Lied, das in dunkler, aber zündender Sprache von zwei verbundenen Herzen, die sich suchen und wiederfinden, erzählt. Obgleich die von der Kirche hinzugefügten Überschriften diesem berauschenden Klag- und Jubelliede eine ganz andere Auslegung gaben, so schienen doch seine Flammenworte Christinens Herz in der Einsamkeit ergriffen und mit jenem Weh angefüllt zu haben, von welchem das Lied selbst sagt: »Liebe ist stark wie der Tod, und Eifer ist fest wie die Hölle; ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn, daß auch viel Wasser nicht mögen die Liebe auslöschen, noch die Ströme sie ersäufen.« Er schlug unruhig die wohlbekannten zwei Blätter hin und her, die auch für ihn so manches Wort enthielten, und das Herz klopfte ihm, als die Stelle vor seine Augen trat, wo es heißt: »Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, sehet mich nicht an, daß ich so schwarz bin, denn die Sonne hat mich so verbrannt.«

Er legte das Buch wieder hin und ging, um sein Weib aufzusuchen. Er war in dem schon nächtlich dunklen Walde noch nicht weit gegangen, als er eine weibliche Gestalt gegen sich kommen sah, die bei seinem Anblick zaudernd stehenblieb. Er erkannte sie erst, als er sich ihr bis auf wenige Schritte genähert hatte. Es war die blonde Christine, die ihn vergebens im Walde gesucht hatte und nun auf der Rückkehr begriffen war. Sie befand sich aber in einer Laune, die nicht nach den Würzgärten Salomos schmeckte. »Deine Zigeunerin hat mir schon gesagt, wo du seiest«, warf sie mürrisch hin, »sie ist mir begegnet.«

»Sie wird dir gesagt haben, daß ich dich hab besuchen wollen.«

»Laßt mich den halben Tag um dich rumlaufen.«

»Nun, jetzt hast mich ja.«

»Bist mit deiner Zigeunerin rumzogen?«

»Ja.«

»Gib mir nur mein Halstüchle, mein Müffle und mein Schurz wieder. Ich brauch's.«

Gereizt durch ihren zänkischen Ton, öffnete er den Büchsenranzen und gab ihr die gepfändeten Gegenstände zurück. »Ich hab dir auch einen getüpfelten Schurz mitgebracht«, setzte er verdrießlich hinzu. »Wenn du aber so widerwärtig bist, ist nichts mit dir anzufangen. Da!«

»Ich brauch ihn nicht«, sagte sie trutzig.

»Nein, du mußt ihn nehmen«, rief er. »Man kann ja nirgends mit dir hin in deinem schwarzen leinenen Schurz; wo du hinkommst, sehen dich die Leut für ein Baurenmensch an.«

»Ich bin dir in meinen Kleidern lang gut g'nug gewesen«, sagte sie und zog die Hand zurück.

Er warf ihr das Geschenk über die Schulter.

»Ich will nichts von deinen gestohlenen Sachen haben!« rief sie und warf es zu Boden.

»Wart, ich will dir so unartig sein!« rief er zornig und hob die Hand gegen sie auf. »Ich sollt dich nur –«

»Schlag mich nur in dem Zustand, in dem ich bin!« rief sie, in Weinen ausbrechend. »Die Liebe ist dir ja doch vergangen. Laß du mich heim, ich kann schaffen und dienen, ich hab nicht nötig, gestohlen Brot zu essen. Geh du, wo dich dein Herz hinzieht, zu deinem Zigeunermensch.«

»Wenn du mir's so machst«, erwiderte er, »so kann mir die Wahl nicht weh tun. Aber bis jetzt hast du keinen Grund zur Eifersucht, das kann ich dir schwören. Übrigens ist die Zigeunerin christlicher gesinnt als du. Sie sagt, wenn du mit mir zu ihnen übertretest, so wolle sie dich wie eine Schwester halten, und nur, wenn du durchaus nicht mit mir gehen wollest und nach Haus begehrest, wolle sie mir Geld für dich geben, damit du nicht Not leiden müssest.«

»Ich will kein Geld von ihr, um mich abfinden zu lassen«, sagte sie heftig, »ich will mich und meine Kinder von meiner Hände Arbeit ernähren.«

»So schimpf wenigstens nicht über sie, denn sie tut nichts, um dich zu verdrängen, und meint's ehrlich mit dir. Daß es aber zwischen uns endlich zu einer Entscheidung kommen muß, das wirst du selbst einsehen.«

Während dieses unfreundlichen Wortwechsels ging Christine ohne Aufenthalt immer vorwärts, und er folgte ihr.

»Bist du heut nacht mit dabeigewesen in Börtlingen?« fragte sie nach einer Weile.

»Woher weißt du was von Börtlingen?«

»Heut früh schon hat man's auf dem Hof gehört, es sind Leut dort vorbeikommen, und heut nachmittag sind mir Leut im Wald begegnet, denn wenn ich allein bin, so brauch ich mich nicht zu fürchten und kann die Straß gehen. In der ganzen Gegend ist ein Geschrei: eine Räuberbande sei bei lichtem hellem Mondschein zu Börtlingen eingefallen, und der Sonnenwirtle sei ihr Hauptmann gewesen und hab die Leut schwer mißhandelt und den Schultheißen am Feuer geröstet.«

»Und gefressen wie einen Schöps!« setzte er lachend hinzu. »So arg ist's nicht.«

»Also in der Hauptsach ist's wahr?«

»Dir leugn' ich's nicht«, antwortete er.

Sie waren bei diesen Worten wieder in der Nähe des Hofes angekommen. »Wart ein wenig«, sagte sie, »ich will nur geschwind meine Sachen holen, denn ich muß eilen, wenn ich noch nach Ebersbach kommen will, vor's ganz Nacht wird. Begleiten wirst mich wenigstens zu guter Letzt noch ein bißle.«

»Ist dir's Ernst?« fragte er düster.

»Ich weiß mir kein andern Weg.«

»Ich laß dich nicht!« rief er, und seine Stimme verriet, daß es in ihm zu kochen begann.

»Wir können ja unterwegs streiten, wenn du streiten willst«, erwiderte sie und ging hinein. Nach kurzer Frist kam sie mit ihrem kleinen Bündel zurück und sagte: »Da drinnen meinen sie auch, es sei das best für mich, ich geh wieder heim. Sie sind arg betrübt, daß der Christle heut abend ins Ottenbacher Tal nüber ist, um deine Kameraden aufzusuchen.«

»Das ist das rechte Klima!« versetzte er. »Wenn er sie nicht antrifft, so kann er sie dort jedenfalls erfragen. Was willst du aber machen, wenn dich deine Mutter nicht behält, wie sie schon einmal getan hat?«

»Dann probier ich's wieder mit der Schulmeisterin zu Denzlingen oder auch, wenn alle Sträng brechen, mit meiner Zuchthausaufseherin. Es ist hohe Zeit für mich, daß ich wieder in ein anders Leben komm.«

Sie schritt unaufhaltsam dahin, so daß er wohl oder übel mitgehen mußte. »Wie ist's denn in Börtlingen gangen?« fragte sie.

»Wir sind sieben Mann stark mit der Margarete dem Schultheißen ins Haus gedrungen. Einer, der eine dunkle Kappe mit Augenöffnungen über das Gesicht gezogen hatte, ist unser Anführer gewesen; sie sagen, es sei der abgedankte Amtmann von Adelberg. Es war noch ein zweiter Unbekannter dabei, in einem schwarzen Kamisol und weißen Zwilchkittel, mit ganz schwarz gefärbtem Gesicht. Der mit der Kappe ist dem Melcher auf die Achsel und durch einen Laden eingestiegen und hat uns die Haustür aufgemacht und davor Wache gehalten. Wir sind hinein, haben bei fünfzehn Wachslichter teils unten und oben an die Wand geklebt, teils in der Hand gehalten.«

»Und mit den Lichtem habt ihr den Schultheißen brennt?«

»Ich hab ihm weiter nichts getan, als ihn binden helfen, hab ihn am Hals und um den Leib hart gehalten, einen alten Heuchler geheißen und angeschrien, er solle gestehen, wo er sein Geld habe, oder er müsse sterben. Zugleich ist die Magd in ihrem Schrecken nackend die Stiege herunterkommen; der Christianus hat ihr die Zöpfe abgeschnitten, die Hände und Füße damit zusammengebunden und sie in der Frau Bett geworfen, weil sie geklagt hat, es friere sie so. Denn die Frau ist auf dem Boden gelegen, der Melcher hat ein Deckbett über sie geworfen. Die Magd hat gewimmert; hier stehe der Kupferhaf, sie sei ein armer Wais, man solle ihr nichts tun. Zugleich hat der Schultheiß gesagt, es sei Geld genug in der Kammer drin. Die anderen aber haben aus der Kammer gerufen: Wir haben das Möges schon, nämlich das Geld. Auf einmal hat die Margarete, die vielleicht Leute auf der Gasse gehört, Gaif! Gaif! gerufen und hat mir zugeschrien, ich solle hinunter und Feuer auf sie geben. Darauf hab ich unter dem Haus mit dem in der Kappe Wache gehalten und mich an nichts mehr beteiligt.«

»Dann haben die anderen den Schultheißen mißhandelt?«

»Ja«, erzählte er zögernd, »sie haben noch mehr Geld gewollt und deshalb Torturen angewendet. Der Jägerkasperle, der dabei war, hat die Frau an den Augenbrauen geritzt, und der Schwamenjackel, der wüste Kerl, hat den Schultheißen geschlagen und mit einer am Licht glühend gemachten Nadel unter dem Nagel in den Daumen gestochen.«

»Jesus! Jesus!« schrie Christine. »Das ist ja schrecklich.«

»Sie haben aber nichts mehr von ihm bekommen als den Nachtmahlskelch nebst Zubehör. Er hat alles andere richtig angegeben, und nur diese Sachen hat er verheimlichen wollen, weil sie seiner Gemeinde gehören.«

»Wie ist's denn bekannt worden, daß du dabeigewesen bist?« fragte sie. »Hättest du dich nicht auch vermummen können?«

»Der Bettelmelcher«, erwiderte er, »hat immerfort geschrien: Kennt ihr mich? Ich bin der Sonnenwirtle.«

»Die Spitzbuben!« rief sie empört, »damit haben sie dich absichtlich neinreiten wollen! Und ich steh dafür, den gefährlichsten Teil vom Raub, den Kelch, haben sie sicherlich dir geben.«

»Daß sie alle Mittel anwenden, um mich völlig in ihre Gesellschaft zu ziehen, ist natürlich«, erwiderte er. »Ich kann ihnen das nicht einmal übelnehmen. Und was bleibt mir sonst übrig?«

In diesem Augenblicke kamen sie aus dem Walde auf das freie Feld heraus, das noch vom letzten Tageslicht erhellt war. Sie sah ihm schmerzlich und schüchtern in das Gesicht, dessen starre Züge eine finstere Ergebung verkündigten. »Mir graust's vor dir!« sagte sie.

»Du hast's nötig, so zu reden!« rief er wild. »Wer hat sich denn Essen und Trinken und Kleider von mir bringen und das Kostgeld für sich bezahlen lassen? Wer hat vom Melcher ein Pfännle verlangt? Hast du geglaubt, der Bettelmelcher werde es kaufen? Und wer hat diesem Dieb und Räuber von Profession die Gelegenheit in Heseltal beschrieben und ihm angegeben, wo der Wirt sein Geld hingetan hat?«

»Ach Gott!« rief sie weinend, »du hast freilich recht! Ich sag ja, es sei hohe Zeit für mich, in ein anderes Leben zu kommen. Da siehst, wie man in der Gesellschaft wird. Sie lachen ein so spöttisch aus und stellen ein so miserabel hin, daß man's nicht aushält und ihnen vor lauter Ärger zeigen muß, daß man auch Augen im Kopf hat, so gut wie sie. Ich glaub, wenn ich bei ihnen wär, ich tät bald mit ihnen wetteifern, nur nicht in Börtlinger Geschichten, denn soviel wird dir dein eigenes Herz sagen, daß das etwas ganz anders ist als alles, was du früher getan hast. Die Leut sagen schon lang von dir, du habest einen Bund mit dem Teufel. Ich hab's nie glaubt; auch müßt er nicht besonders spendabel sein, wenn's wahr wär. Aber bei so Unmenschen mußt du dem Teufel verfallen.«

»Ich hab nur mitgetan, weil mich ein gegebenes Wort gebunden hat«, erwiderte er. »Ich tu's nicht mehr. Es gibt andere Mittel und Wege.«

Sie waren an der Ruhebank angekommen. Sosehr Christine eilte, so erklärte sie doch, sie müsse ein wenig sitzen, denn die Knie zittern ihr vor Müdigkeit und Bekümmernis. Nun saß sie an derselben Stelle, wo kurz zuvor ihre Namensschwester gesessen. Welch ein ganz anderes Bild bot sich ihm jetzt in den grauen Schatten des Abends dar! Die Waage mußte zuungunsten des armen, bleichen, vor der Zeit alternden Weibes hoch emporsteigen, wenn er sie mit jenem von Schönheit und Jugend strahlenden Geschöpfe verglich.

Er fühlte dies und kämpfte dagegen an. Er wollte dem Weibe seiner Jugend Wort halten, und wenn er die Unmöglichkeit selbst überwinden müßte. Leidenschaftlich rang er mit ihrem Entschlusse, bat, drohte, tobte, fluchte. Sie blieb fest. »Du kannst mich erschießen«, sagte sie, »aber ich tu's meinem rechtschaffenen Vater unter dem Boden nicht zuleid, daß ich zu dem Gesindel ging.«

»Du weißt«, sagte er grollend, »daß mir die Welt nach allen anderen Seiten hin verbaut ist, und jetzt auf dem einzigen Wege, den ich noch gehen kann, willst du mich verlassen? Ist das deine Liebe zu mir?«

Sie fiel ihm laut weinend um den Hals und zog ihn auf die Steinbank zu sich nieder. »O Frieder!« rief sie, »ich hab dich lieb gehabt wie kein Menschen sonst in der Welt und hab dich heut noch lieb. Sieh, ich weiß wohl, ich bin dein Unglück gewesen von Anfang an. Wenn ich nicht gewesen wär, so wärst nie auf die Weg kommen. Aber deine Liebe und Treue zu mir hat dich ins Verderben geführt, immer tiefer und tiefer. Wenn ich dir's damit lohnen könnt, daß ich für dich stürb, oh, wie gern! Aber mut mir nicht zu, daß ich mit dir in die Welt gehen soll, tu's um deinetwegen nicht. Du kannst mich nicht brauchen, ich wär auch da eine Sperrkette für dich, wie ich's immer gewesen bin, und da noch weit mehr. Da wär's bald so weit, daß du mich verstoßen müßtest und die andere nehmen, die zu so Sachen mehr Schick hat als ich.«

»Nie!« rief er. »Wenn du bei mir bleibst, so sollst du sehen, daß mir keine andere an die Seite kommt. Aber das erklär ich dir offen: wenn du von mir abfällst, so schlag ich mich zu der anderen Christine, denn sie heißt wie du und hat mich lieber als du.«

»Tu's nicht, Frieder, tu's nicht!« rief sie ihn umklammernd. »Ich säh dich ebensogut in der Hand deiner Stiefmutter. Ich will nicht sagen, sie mein's nicht in ihrer Art gut mit dir, aber wohin wirst du an ihrer Hand geraten? Sieh, wenn du ein Schritt hundert oder zweihundert von der Bank da vorgehst, so siehst du weit ins Tal, daß du den Ebersbacher Galgen ins Aug fassen kannst. Wie lang meinst du denn, daß du's auf die Art treiben könnest? Eins, zwei, drei Jahr, wenn's hoch kommt, und dann nimmt's ein schrecklich's End. O Frieder! Frieder! Daß ich das voraussehen muß. Gibt's denn gar sonst kein Ausweg mehr für dich?«

Sie faßte seinen Kopf mit beiden Händen und küßte ihn unter fortwährendem Schluchzen, daß ihr die Brust zu zersprengen drohte, so inbrünstig, wie er nie einen Kuß von ihr empfangen zu haben glaubte, und ihre Tränen brannten auf seinen Wangen. Er war erschüttert. »Könnt ich einen finden«, sagte er, »ich tät's dir zuliebe.« Er starrte gegen das Gebirge hin, das jetzt nur noch als eine graue Linie zu erkennen war. »Versuch's einmal«, sagte er endlich, den Büchsenranzen neben sie auf die Bank legend, »ob du nicht die Sachen da drin verkaufen und mir einen Lehrbrief dafür anschaffen kannst, mit dem ich mich ausweisen könnte. Wenn ich unter eine Armee ginge, so wäre vielleicht in etlichen Jahren manches vergessen –«

»Drauf! Drauf!« schrie es hinter ihnen. Sie fuhren auf und sahen sich von einer Streifmannschaft umringt, welche aus dem Walde hervorgebrochen war und rechts und links auf sie eindrang. »Halt dich fest zu mir!« rief er, hatte im Nu die schwächste Seite der Angreifer, die ihm nach dem Walde zu entkommen erlaubte, ausgespäht und warf sich mit angeschlagenem Gewehr ihnen entgegen. Sie wichen erschrocken auseinander, und er stürzte mitten hindurch. Ein paar Schüsse knallten hinter ihm, die er verlachte. Als er aber den Schutz des Waldes erreicht hatte und sich umsah, war keine Christine hinter ihm. Er brach tollkühn wieder hervor und sah sie als leichte Beute in den Händen der Streifer. »Laßt sie los«, schrie er, »oder –!« Ein Teil eilte mit ihr geradeaus den Berg hinab, so daß sie bald mit ihr verschwunden waren, ein anderer Teil stellte sich gegen ihn auf. »Und wenn der Teufel selber bei ihm wär«, rief die Stimme des Fischers, den er jetzt erkannte, »so wird man doch mit ihm fertig werden können.« Abermals blitzte ein Schuß gegen ihn durch die einbrechende Nacht. Er schlug auf den Haufen an und drückte ab. Das Gewehr versagte. Nun hatte er keine andere Wahl, als wiederum sein Heil in der Flucht zu suchen, die ihm schon so manchesmal gelungen war. Sie gelang auch diesmal wieder, und nach wenigen Augenblicken befand er sich, von keinem der nachgesendeten Schüsse berührt, in dichter Waldesnacht geborgen. Aber Christine war in den Händen der Verfolger geblieben und wurde nun mit Zwang dahin geführt, wohin sie freiwillig gewollt hatte. Mit ihr war auch sein Büchsenranzen in Gefangenschaft geraten und hiermit nicht nur der Ertrag der Untat, die sein Gewissen drückte, verloren, nicht nur die Möglichkeit einer Rückkehr in die Schranken einer rechtmäßigen oder doch wenigstens den Vorurteilen der Zeit entsprechenden Ordnung vernichtet, sondern auch der schwerste Beweis gegen Christine in die Hände ihres Richters geliefert.


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