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Ertrag eines Kartoffelackers.

Nach vielfältig angestellten Versuchen kann man annehmen, daß im Durchschnitte auf einem Tagwerk 25 Schäffel Kartoffeln gebaut und geerndet werden können; vorausgesezt, daß man den Acker vor und nach der Pflanzung gehörig behandelt hat.

Nahe bey München wurden im Sommer 1799 mehrere Kartoffeln gebauet. Ich besah diese Kartoffel-Aecker zu verschiedenen Zeiten, und fand, daß sie nicht mit gehörigem Fleiße bearbeitet waren; insbesondere waren sie nur nachläßig gehäufelt, und von Quecken (Spizgras) und anderm Ungraute nicht gereiniget; auch wurden die Kartoffeln da das Kraut noch grün war, folglich zu früh ausgegraben, oder geerndet. Dem ungeachtet ersuchte ich den Baumeister, bey dem Ernden ein ganzes oder nur ein Viertel Tagwerk genau abzumessen und mir anzugeben, wieviel darauf geerndet worden. Ich erhielt nachstehende Antwort:

Auf einem Viertel-Tagwerk wurden angebauet 4 Viertel 4 Mäßel. Diese haben gegeben 4 Schäffel 9 Viertel. Das Viertel wurde verkauft um 40 kr. Folglich das Schäffel um 9 fl. 20 kr. Und aus den 4 Schäffeln 9 Vierteln wurden gelöset 43 fl. 20 kr.

Stellt man die Rechnung auf ein ganzes Tagwerk, so wurden darauf geerndet 18 Schäffel 8 Viertel und daraus a 9 fl. 20 kr. gelöset 173 fl. 20 kr.

Die Baukosten können per Tagwerk beiläufig so angeschlagen werden:

18 Viertel Sezkartoffeln a 40 kr. das Viertel  12 fl. – kr.
Dreimaliges Pflügen   4 fl. – kr.
Die Kartoffel zu legen   2 fl. – kr.
Die Hälfte des Düngers, weil die andere Hälfte der nächsten Getraidernte zu guten kommt   8 fl. – kr.
Das Häckeln und Häufeln   5 fl. – kr.
Das Ausgraben oder Ernden   8 fl. – kr.

Summa
 39 fl. – kr.
Die Einnahme ist 173 fl. 20 kr.
Die Ausgabe  39 fl. – kr.

Bleibt reiner Ertrag
 134 fl. 20 kr.

Die Zinsen vom Acker-Kapital, dann die Staats-Abgaben von dem Acker u.s.b. bringe ich um deswillen nicht in Abzug, weil ich vorausseze, daß der Acker ohne diesem Bau Brach gelegen, also nichts ertragen, dem ungeachtet doch seine Staats-Abgaben entrichtet haben würde.

Ein anderer Landwirth bepflanzte im dortmaligen Jahre 2000 Quadratschuh gutes Feld ohnweit des Englischen Gartens mit Kartoffeln. Das Feld ist gegen Nordwind gedeckt, hat jedoch gegen Morgen und Mittag eine ganz offene Lage. Es wurde durchaus mit dem Spaten gartenmäßig gebaut, und mit abgefaultem mäßig gedüngt.

Zum Pflanzen wurde 1 Viertel lange rothe und 1 ½ Viertel gelbe runde, große Kartoffeln genommen, und ganz (unzerschnitten) ohngefähr 1 ½ Schuh voneinander eingelegt.

Die Pflanzen wurden zweymal gehäufelt und vom Unkraute reingehalten. Nach dieser Behandlung wurden auf diesem Felde zwey Schäffel Kartoffeln geerndet.

Zweytausend Quadratschuhe machen den zwanzigsten Theil eines Tagwerkes, folglich beträgt erwähnte Ernte auf ein ganzes Tagwerk 40 Schäffel und das Schäffel zu 9 fl. 20 kr. gerechnet eine Ausbeute von 373 fl. 20 kr.

Sezet man die Pflanzungskosten wegen besserem Dungen und besserer Bearbeitung des Feldes, auch zu 73 fl. 20 kr. an, so bleibt doch ein reiner Erwerb von 300 fl.

Die vorstehenden Berechnungen, nach dem dortmaligen Verkaufspreis der Kartoffeln in Altbayern und namentlich in München, sind zwar richtig, allein da sich der Anbau dieser Frucht seit 15 Jahren so sehr gehoben hat, so sind die Preise darauf um die Hälfte, besonders in den neubayernschen Provinzen, gegen jene Preise gefallen und dagegen hat sich der Arbeitslohn um den vierten Theil erhöhet. Folglich dürfen wir dermalen nur so rechnen:

18 Viertel Setz-Kartoffeln a 20 kr. fl. 6 –
Dreymaliges Pflügen fl. 6 –
Die Kartoffeln zu legen fl. 3 –
Die Hälfte des Dungs fl. 8 –
Das Hacken und Häufeln fl. 6 –
Das Ausgraben oder Ernten fl. 9 –


fl. 38 –
Erlös:  
18 Schäffel a 4 fl. 30 kr. fl. 81 –
Baukosten ab fl. 38 –
reiner Ertrag fl. 43 –

Welches immernoch, selbst in den wohlfeilsten Jahren, ein artiger Gewinn von einem Morgen Landes ist, das ausserdem nicht nur nichts getragen, sondern auch noch 14 fl. Aufwand für das Pflügen und Düngen gemacht hätte.

Ich schließe nun dieses Büchlein mit der Bemerkung und Empfehlung: daß derjenige, der die darinnen enthaltenen Bemerkungen, Anweisungen und Vorschriften denkend befolgt, wahren Vortheil daraus ziehen wird.

Zu bemerken finde ich noch vor nöthig, daß bey Maas und Gewicht bey trocknen wie bey nassen Gegenständen durchaus das Bayernsche angenommen worden ist, dessen spezifischen Innhalt man überall auf andere Maaße und Gewichte reduzirt, wird finden können.


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