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Seit dem Getraidemißwachs zu Anfange der 70ger Jahre des abgewichenen 18ten Jahrhunderts, wo die Kartoffeln so wesentliche Dienste leisteten, und manche arme Familie vom Hungertode retteten, gab ich mir Mühe, nicht allein das Beste und Zweckmässigste, was seitdem über diese fürtrefliche Frucht geschrieben wurde, zu sammeln, sondern auch das Gesammelte mit aller Sorgfalt zu prüfen und practisch anzuwenden. Eine Menge Versuche misglückten mir und manche mit Pomp angekündigte Vorschrift zum Bau und zur Verwendung der Kartoffeln, hielt nur Theilweise die Probe aus. Indessen durch neue wiederholte Versuche, fand ich manches Gute und anwendbare, das ich noch durch Selbsterfahrungen berichtigte, und Kruniz fürtrefliche Encyklopädie, das beste Werk über Oekonomie das man hat, dabey zu Rathe zog. Der abgewichene Jahrgang 1816, fast noch schlimmer als der von 1771, lieferte den abermaligen überzeugenden Beweis, welche überaus wichtige Frucht die Kartoffeln für uns sind; sie nur allein wehrten der allgemeinen Hungersnoth ab. Ich griff daher nach der Sammlung derjenigen Aufsätze, die ich mir seit 40 Jahren über die Natur, den Bau, die Aufbewahrung, die Anwendung zur Speise auf mancherley Art und Weise für die Menschen, und zum futter für das Vieh, gesammelt, und durchaus, vermittelst gemachter mehr fältiger Proben, gut und bewährt befunden habe. – Ich zog aus dem großen Convolut dieser Sammlung das Nüzlichste, Einfachste und Anwendbarste aus, und gebe es hier für jedermann zur beliebigen Anwendung und zum zweckdienlichen Gebrauche. Kleine Oekonomien und einzelne Haushaltungen werden sich, ohne sonderliche Mühe, gewiß Nutzen aus diesem Büchlein schöpfen, und für große Haushaltungen wird es solche Anleitungen gewähren, die man im Grossen mit wahrem Vortheil wird anwenden können, falls man anders Lust hat ernstlich Hand an die Sache zu legen. – Man lese, prüfe, und wende, nach Vorlage der Umstände, das Gelesene und Geprüfte an!! Es ist unwidersprechlich bewiesen, daß die Kartoffeln, ohne dem Getraidebau im mindesten zu schaden oder im Wege zu stehe, in die Brache, so frühzeitig als möglich gebaut, bedeutenden, doppelten Nutzen gewähren. Einmahl wird der Acker durch das Behacken und Häuffeln dieser Frucht, mehr als sonst geschehen kann, aufgelockert, auch besser vom Unkraute befreut; für das Zweyte wachsen die Kartoffeln fast in jedem Boden, misrathen nur äusserst selten, und niemalen ganz. Sie sind eine Frucht die vor den Gefahren, welchen das Getraide blosgestellt ist, sicher sind, und schützen daher in Getraide-Miswachsjahren vor dem Mangel. – Braucht man sie in Getraidereichen Jahren nicht so häufig zur Nahrung für die Menschen, so dienen sie immer als sehr gute Fütterung für alle Gattungen des Viehs. Warum sollte man daher nicht alles anwenden, eine Frucht die von so mancherley wirthschaftlichem Gebrauche ist, nicht nach Kräften auszubauen? In Misjahren vertritt diese Frucht das Korn; sie macht die eigentliche Sellvertreterinn des Brods; sie dient in der Küche überall zu dem manchfaltigstem Gebrauche und beugt im Ganzen der Hungersnoth vor. Es verdient demnach eine solche, der Menschheit so ungemein nützliche Frucht allerdings, daß man ein eigenes Buch über sie schreibt. Ich hoffe daher dem Publikum, besonders dem ökonomischen, einen Dienst zu erzeigen, und schmeichle mir noch besonders den Beyfall der teutschen Hausfrauen zu erlangen, wenn ich lehre:
Ich habe dies in diesem Büchlein auszuführen versucht, und wünsche die gute Absicht erreicht zu haben. Das was ich inzwischen weiter, besonders im heurigen Jahrgange, über die Kartoffeln gesammelt, geprüft und bewährt gefunden habe, gebe ich in der Folge als Nachtrag zu diesem Büchlein heraus.
Der Verfasser.