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6. Kapitel

Eines Tages kamen mehrere große und schwere Kisten auf dem Wirtschaftshof des Zoologischen Gartens an.

Es war eine der größten Sensationen, die der Zoo erlebt hatte. Eine Gruppe von sechs ausgewachsenen Schimpansen war, von einer südlichen Insel kommend, eingetroffen. Auf dieser Insel waren die Tiere in einem großen Freigehege gehalten worden, und eine wissenschaftliche Kommission hatte dort Intelligenzprüfungen an den Menschenaffen vorgenommen. Ein ganzer Stab von Wärtern, Unter- und Oberinspektoren und Direktoren begleiteten die Kisten durch den Zoo.

Um die Herren herum, vor und hinter ihnen, bewegte sich das störende Publikum. Dann kamen aus einer Seitenstraße zwei eilige Herren daher, der eine trug einen Photoapparat, der andere einen flachen Hut. Das waren die Vertreter der Presse.

»Meine Herren«, sagte der erste Direktor, »die Schimpansen sind erst morgen amtlich.«

»Macht nichts«, meinte der Herr mit dem flachen Hut, »wir sind auch nur halbamtlich hier.«

Schließlich war man am Affenhaus. Es hatte jahrelang leergestanden, nun endlich sollte wieder Leben darin sein. Alles Hilfsgerät war schon da, kräftige Hände auch genug vorhanden, und so standen die drei Kisten bald in dem großen Innenkäfig.

Immer wieder mußten die Leute vom Bau ermahnen, allzu dringliche Frager um Schonung bitten, zu Gewandte am Rockschoß fassen, damit sie nicht gar so nah rückten, und vor allem die liebe Jugend in ihren Lautäußerungen dämpfen.

Nun kletterten drei Wärter oben auf die Kisten und zogen die Fallwände hoch. Einer meinte: »Jetzt is der Momang jekommen, wo sich der Mensch von' Affen unterscheiden dut.«

Doch so kraß war der Unterschied nicht. Denn was da herauskam, war bei aller Tierhaftigkeit erschreckend menschenähnlich. Schwarz, gedrungen, kleine Augen in den tiefen Höhlen, so kamen die Schimpansen einer nach dem anderen aus ihren engen Kisten. Es waren fünf Frauen und ein Mann.

Einige schwangen sich unverzüglich, wenn auch mit ruhiger Gelassenheit, an den Turngeräten empor und setzten sich oben auf eine Stange. Eines der Tiere näherte sich dem Affenwärter, einem in der Pflege von Menschenaffen vielerfahrenen Mann, beklopfte ihn freundlich und machte sich gewissermaßen mit ihm bekannt. Die beiden letzten langten sich jeder eine Banane.

Kein Toben, kein Geschrei war zu hören, als Pascha mit seinem Harem das neue Heim bezog.