Johann Gottfried Herder
Adrastea
Johann Gottfried Herder

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Nachlese zur Adrastea.Der sechste, 1804 in zwei Stücken erschienene Band. Die Bezeichnung Nachlese zur Adrastea haben wir der nach Herder's Tod erschienenen Ausgabe seiner Werke entnommen. –                D.


Vorrede.

Adrastea, diese hohe Göttin über Recht, Vernunft und Maß begleitete den verewigten Herausgeber bis in den Tod. Tief schmerzte es ihn, seine Adrastea unvollendet zu lassen, die gleichsam als die Siegelbewahrerin des Wissens und Geistes, des Urtheils und Charakters des Verstorbenen von der Nachwelt anzusehen ist. Noch wenige Tage vor seinem Tode, schon in einem veränderten Gefühl seines Geistes und Körpers, wünschte er, »nur noch zwei Stücke der Adrastea schreiben zu können; sie sollten seine letzte vollendete Arbeit sein; in sie wolle er sein ganzes Bekenntniß legen, da ihm jetzt so Manches ganz anders erscheine. Er klagte, daß er so wenig in seinem Leben gethan habe, daß man zu hoch und zu künstlich zu forschen suche – und doch läge die Menschheit so klar und offen wie ein aufgeschlagenes Buch vor Augen; man dürfe nur lesen – statt daß man sich Alles so schwer mache!« Dies waren seine Worte und seine Klagen! Wer fühlt aber diese Klagen mehr, als wem die Stimme der Adrastea zum Gemüth sprach?

Indeß hoffe ich Diesen ein angenehmes Geschenk zur Ergänzung des Werks mit der Uebergabe des sechsten Bandes zu machen, welcher zwar nicht der vom Verewigten entworfene, aber aus den hinterlassenen Papieren zur Adrastea geordnet ist.

Mehrere der enthaltenen Stücke waren vollendet und zum Druck bereit, anderen fehlte nur die letzte Durchsicht und vielleicht einige Citate, noch andre sind leider Fragmente, aber gedankenreich und der Aufbewahrung werth.

Die eingewebten Poesien mögen den strengen Blick der Adrastea erheitern und stärken!

Nimm, erhabene Göttin, Dein Dir geheiligtes Werk in Schutz und Gedeihen!

Weimar, den 16. März 1804.

D. Wilhelm Gottfried von Herder.



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